Kapitel 24

1.7K 102 9
                                    

*TiniPOV*

Am nächsten Morgen wachte ich mit verklebten Augen auf. Anscheinend hatte ich wohl im Schlaf weiter geweint. Jorge hatte sich auch nicht wieder gemeldet. Aber klar, jetzt, wo wir noch nicht richtig zusammen waren, konnte er sich besser aus dem Staub machen. Ich meine, wer will mit so einem emotionalen Wrack wie mir zusammen sein? Mit einer, die sich den ganzen Tag um ihren an Alzheimer erkrankten Vater kümmern muss. Ist ja nicht so, dass ich auch Gefühle habe.
Apropos Vater. Ich sollte mit ihm vielleicht mal zu einem Arzt fahren.
Im Internet fand ich jemanden, der auf sowas spezialisiert ist.

"Komm Papa, wir müssen zum Arzt", sagte ich ihm, als ich ihm beim Aufstehen half. "Was? Wieso?" "Reine Routineuntersuchung", log ich. Wenn ich ihm den wahren Grund genannt hatte, wäre er sowieso nicht mitgekommen. Es war sozusagen eine Notlüge. Außerdem würde er mir eh nicht glauben, hätte ich gesagt, dass er Alzheimer hat.

Beim Arzt angekommen, meldete ich meinen Vater an. Wir wurden recht zügig aufgerufen und der Arzt machte ein paar Untersuchungen und Tests mit meinem Papa.
"So, Ms. Stoessel. Leider muss ich ihre Vermutungen bestätigen. Ihr Vater leidet an Alzheimer. Aber es ist noch nicht allzu schlimm. Ich verschreibe Ihm Medikamente und wenn er diese regelmäßig einnimmt, sollte es nicht zur Demenz führen. Sie wissen, was Demenz ist?" Ich nickte. Demenz ist die stärkere Form von Alzheimer. Die Menschen fangen an, die Namen ihrer Kinder oder Lebenspartner zu vergessen. Oder noch schlimmere Dinge. "Ich empfehle Angehörigen von Alzheimerpatienten oft, sie in eine passende Einrichtung zu schicken. Haben Sie schon überlegt, Ihren Vater in ein Pflegeheim zu geben?" "Ja, aber leider fehlt uns das nötige Geld, um das zu bezahlen", erklärte ich. "Das ist gar kein großes Problem. Der Staat hilft meist bei der Finanzierung. Aber lassen Sie es sich einfach durch den Kopf gehen und melden Sie sich dann wieder", meinte er. "Ja, das werde ich. Danke."

Zu Hause angekommen, gab ich Papa erstmal die Tabletten und setzte ihn dann in die Küche mit ein paar Zeitungen und Zeitschriften. So war er wenigstens beschäftigt.
Dann klingelte auch schon mein Handy. Jorge. Toll, dass der sich auch mal wieder meldet. "Ja?" "Hey. Äh, ich habe eine Überraschung für dich", meinte er. "Ach was. Bist du deswegen einfach abgehauen?" "Das tut mir echt leid, aber ich dachte du bräuchtest deine Ruhe..." Ich seufzte. "Na schön. Also, sprich weiter..." "Jedenfalls müssen du und dein Vater morgen um 15.00 Uhr zu Hause sein." "Wo sollten wir auch sonst sein?", murmelte ich. "Also sehe ich das mal als ein Ja. Dann bis morgen!", meinte er fröhlich und legte auf. Ernsthaft? Wie kann er so gute Laune haben?

Als ich von einer anstrengenden Schicht im Café wiederkam, war Papa gerade auf der Treppe. "Wo willst du hin?", fragte ich ihn. "Ins Bett?" "Ich helfe dir", meinte ich.
Nachdem ich meinen Vater ins Bett brachte, legte ich mich selber auch hin und grübelte über die Überraschung nach, die Jorge meinte. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was er vorhatte.

Am nächsten Tag um Punkt 15.00 Uhr klingelte es an der Haustür. Davor stand wie erwartet Jorge. "Hey", begrüßte er mich. "Hi. Also?", fragte ich neugierig. Er grinste breit und meinte dann: "Hier ist jemand, der dich unbedingt wiedersehen möchte." Er ging einen Schritt zur Seite. In mein Blickfeld stellte sich jemand nicht unbekanntes. "Fran?", kreischte ich. "Tini", rief er und ich fiel ihm in die Arme. Ich hatte wirklich meinen Bruder wieder. Wie hat Jorge ihn bloß gefunden?

Etwas kurz, tut mir leid... ❤
》Feedback?《

Sei mein BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt