Kapitel 12

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"Jorge. Was tust du da?", fragte sie und bekam schon Tränen in den Augen. Ich musste mir etwas einfallen lassen... Aber nein, spontan kam mir keine plausible Ausrede in den Sinn. "Tini... Nein, nicht weinen, ja?" Ich ging einen Schritt auf sie zu, doch sie machte ebenfalls einen nach hinten. "Lass es mich erklären, bitte." "Nein! Wieso zur Hölle brichst du hier ein?!" "Jorge! Hier ist nichts. Hast du was...", Allen kam rein und stoppte, als er mich und Tini sah. "Wie viele seid ihr denn?!", schrie sie. "Schrei' doch nicht so. Ich bin's doch, Jorge", versuchte ich sie zu beruhigen. "Das ist nicht der Jorge, den ich kennengelernt habe und in den... ich mich anfange zu verlieben", flüsterte sie. "Tini, ich..." "Nein! Raus jetzt! Hier gibt es nichts zu holen, ok? Wir sind nämlich nicht so reich, wie ihr wahrscheinlich vermutet habt!", brüllte sie und zeigte Richtung Tür.

"Ey, man. War sie das? Das Mädchen, das dir so gefällt?", fragte Allen auf dem Weg zurück. Ich hatte bisher noch kein Wort rausgebracht. Ich war zu schockiert von allem. Tini hat uns erwischt. Sie war der letzte Mensch, den ich dort erwartet hätte. Das ist doch alles ein schlechter Witz. "Ja. Ja, das war sie. Aber jetzt hasst sie mich. Ich wollte ich doch echt weiß machen, ich wäre Hotelmanager und hätte eine Menge Geld." "Was man nicht alles für die Frauen aufs Spiel setzt...", murmelte Jonah.

In Ruggeros Wohnung ließ ich mich neben ihm aufs Sofa fallen. Er sah gerade irgendeinen Actionfilm, aber mir war nicht danach. Am liebstem hätte ich mich unter der Decke verkrochen und geheult. Aber ich bin kein Mädchen. Also musste ich tun, als wäre nichts gewesen. Aber mein bester Kumpel durchschaute mich natürlich. "Was ist diesmal passiert?", fragte er. "Du wirst eh wieder wütend." "Lass mich raten. Es ist wieder war Kriminelles?" Ich zuckte mit den Schultern. "Die Jungs wollten noch einen letzten Einbruch mit mir begehen, bevor ich die Gruppe verlasse. Wir einigten uns auf eine Familie. Doch das war eine der schlechtesten Ideen überhaupt. Denn Tini, das Mädchen, mit dem ich mich getroffen habe, wohnte dort und hat mich in Flagranti erwischt", erzählte ich. "Das ist nicht dein Ernst! Du solltest doch aufhören, damit sie nichts davon mitkriegt!", beschwerte sich Ruggero. "Das war auch alles ganz anders geplant! Jetzt hasst sie mich und will nichts mehr von mir wissen. Dabei haben wir uns doch geküsst..." "Dann musst du halt um sie kämpfen. Mädchen mögen es, erobert zu werden. Schick ihr Blumen oder Schokolade. Irgendwas. Du meldest dich bei einer Abendschule an und machst einen Abschluss und..." "Rugge! Ich habe ihr mein komplettes Leben vorgelogen. Ich habe sie wegen meines Berufes belogen und wegen meines Geldes! Sie ist fertig mit mir, versteh' das endlich!", schrie ich. "Schon gut. Ich geh dann mal", meinte Ruggero und verließ das Wohnzimmer, um in sein Zimmer zu gehen.
Ich legte mich auf die Couch und dachte über mein Leben nach. Meine Eltern sollten mich eigentlich hassen, nachdem, was ich ihnen angetan habe. Oder ehr, nachdem, was ich meiner Mutter angetan habe. Sie sollten eigentlich froh sein, dass sie mich los sind. Stattdessen schreiben die einen Brief. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll.
Und dann ist da noch die Sache mit Tini, die mich am aller meisten belastet. Was mache ich jetzt? Ich dachte wirklich, aus uns könnte was werden. Aber nein, ich musste es ja verbocken.

Am nächsten Morgen lief ich ein wenig durch den nahegelegenen Park. Einfach mal den Kopf freikriegen und so. Doch dann sah ich Tini. Mit einem älteren Mann. Die beiden saßen auf einer Bank an einem kleinen See. Erst wollte ich ja rüber gehen, aber ich hatte keine Ahnung, wer dieser Mann war. Also ließ ich es lieber bleiben. Ich beobachtete die beiden noch ein wenig. Ich wollte nicht wie ein Stalker rüber kommen, aber mich interessierte schon, wer der Mann war. Als Tini aufstand und rüber zum Café ging, ergriff ich die Chance und ging zu ihr. "Tini! Können wir bitte reden?" "Tut mir leid, aber mit Kriminellen will ich nichts zu tun haben", meinte sie. Verdammt, tat das weh. "Lass mich das doch erklären. Ich wollte..." "Es reicht mir! Mich interessiert es nicht, was du wolltest oder auch nicht! Du meintest, du würdest ein Hotel leiten! Und dann brichst du bei uns zu Hause ein, obwohl wir es doch schon schwer genug haben. Was willst du damit erreichen? Mir das Herz brechen? Herzlichen Glückwunsch, das hast du hervorragend hingekriegt!"

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