Kapitel 23

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"Ach was? Ich denke nicht, dass ich mit dir was besprechen muss", meinte ich. Von dem würde ich mich auf keinen Fall runtermachen lassen. "Ich denke schon. Du hast die Gang verlassen. Und dafür wirst du bezahlen", sagte er wütend. Auch die anderen sahen mich herablassend an. Als hätte ich etwas Verbotenes getan. Klar, die Clique war damals mein Ein und Alles. Aber Dinge verändern sich nun mal und nun ist Tini mein Ein und Alles. Ich habe realisiert, was das Leben wert ist. "Ich habe ich Mitleid mich euch, Jungs", gab ich von mir. Jetzt konnte ich triumphierend in ihre verdutzten Gesichter sehen. "Was laberst du für einen Müll, Blanco? Wenn du dich mit uns duellieren willst, dann..." Nein. Ich werde mich nicht mit euch anlegen. Aber nicht, weil ich Angst habe. Sondern weil ich nicht noch einmal wegen sowas im Gefängnis sitzen will. Das ist nichts mehr für mich. Aber wenn ihr denkt, dass das euer Leben ist, gerne." Jetzt zeigten ihre Ausdrücke noch mehr Ratlosigkeit. Um ein Haar hätte ich angefangen zu lachen. "Kommt Jungs, wir gehen", meinte Nick, ihr "Anführer". Kopfschüttelt sah ich ihnen hinterher. Wie konnte ich da bloß mal mitmachen?

Als ich endlich einen Tee für Tinis Vater hatte, ging ich zurück zu den beiden. "Hier, Sie müssen echt frieren. Sollen wir nicht wieder zu Ihnen nach Hause gehen?", fragte ich, während ich ihm den Becher überreichte. "Danke, mein Junge. Aber sag mal, wer bist du eigentlich?"

*TiniPOV*

Hatte er das wirklich gefragt? Ich meine, Jorge war doch sozusagen der Grund, warum mein Vater weggelaufen ist. Meine Augen wurden glasig, da sich meine schlimmsten Befürchtungen befürworteten. Mein Vater hat Alzheimer. Man hört ja immer öfter davon. Menschen werden vergesslich, erinnern sich nicht an alltägliche Dinge. Bis sich wirklich Demenz bekommen und ihre eigenen Kinder nicht mehr wiedererkennen. Soweit darf es nicht kommen. Wenn ich ihn jetzt in ein Altenheim abschieben, wird er mich doch garantiert hassen.
"Papa... Weißt du wirklich nicht, wer er ist?", fragte ich mit zittriger Stimme. "Nein, Tini Mäuschen. Woher sollte ich ihn auch kennen?", antwortete er, als würde er die Wahrheit sagen. Na ja, er lügt ja nicht. Er weiß bloß nicht mehr, wer Jorge ist. Der, mit dem er mich knutschend auf dem Sofa vorwand und der, wegen dem mein Vater und ich uns stritten. "Papa, wieso sind wir hier in der Stadt?" "Na, Weihnachtsgeschenke kaufen, was denn sonst? Immerhin ist doch schon der 15. Dezember." Ich wusch mir eine Träne weg und beließ es einfach dabei. "Ja, du hast recht. Gehen wir dann jetzt? Übrigens, das ist Jorge. Du wirst ihn ab heute öfters zu Gesicht bekommen, ok?" "Ja, er scheint mir sehr sympathisch." Ich hatte nie daran gedacht, dass mein Vater eines Tages Alzheimer bekommen würde. In diesem Zustand kann er keines Falls das Juweliergeschäft weiterführen. Und ich? Wie soll ich seine Medikamente bezahlen? Uns über Wasser halten? Ich denke, ich muss mir noch einen weiteren Nebenjob holen. Denn mit unserem jetzigen Geld wird das ganz sicher nichts.

Zuhause angekommen, setzte ich meinen Vater vor den Fernseher und schmiss mich danach direkt in mein Bett. "Hey... Du kannst nichts dafür, dass er diese Krankheit hat. Das kommt bei vielen Menschen mit dem Alter", meinte Jorge und strich mir über den Rücken. "Schon klar, aber wieso muss es ausgerechnet meinen Vater treffen? Wo wir doch sowieso so wenig Geld haben...", murmelte ich. "Tini... Ich habe dir schon einmal angeboten, dir Geld zu geben. Aber du wolltest das nicht..." "Ja und du weißt genau wieso. Du hast es dir durch dreckigen Drogenhandel und Einbrüche verdient. Solches Geld will ich nicht! Ich will ehrlich verdientes Geld!" Ich wollte ihn ganz sicher nicht anschreien, aber es kam so aus mir heraus. Und auch wenn ich ihn liebe, ändert das nichts daran, dass er früher sehr viele Fehler begangen hat, die ich nicht gut finde und niemals gutheißen werde. 
Er sagte aber nichts zu meinem kleinen Ausraster. Schließlich drückte er mir einen Kuss auf die Schläfe und verschwand. Ehrlich gesagt war mir egal, wohin er ging. Immerhin war er nicht mal mein Freund. Wir waren Bettfreunde. Und ich hatte das traurige Gefühl, mehr würde da nicht passieren...

*JorgePOV*

Ich war auf dem Weg zu Ruggero. Ich konnte heute unmöglich bei Martina übernachten. Nicht nach dem, was heute alles passiert ist. 
Erst erwischt ihr Vater uns beim Rummachen, dann läuft er weg. Später erinnert er sich nicht an mich und zu guter Letzt schnauzt Tini mich mit voller Berechtigung an. Ja, das war berechtigt. Schließlich hatte ich es damals verkackt und mit Drogen gedealt und Einbrüche begangen. Damals hatte ich mir keine Gedanken darum gemacht, dass Mädchen da eventuell nicht draufabfahren. Und außerdem weiß ich noch nicht mal, ob sie mir den Einbruch im Geschäft und bei ihr zu Hause verziehen hatte. Vielleicht hatte sie auch nur so mit mir geschlafen. Weil sie wollte. Und nicht, weil sie mich liebt. Doch diesen Gedanken verdrängte ich direkt wieder. Sie hatte doch gesagt, dass sie mich liebt. Und trotzdem waren wir kein Paar. Nur, weil ich nicht den Mut hatte, sie zu fragen.

"Hey, Jorge! Lässt du dich auch mal wieder blicken?", meinte Ruggero, als er mir seine Wohnungsür öffnete. "Kann ich hier heute schlafen?" "Uh, läuft es nicht mehr im Bett?", scherzte er. "Halt die Klappe", zischte ich, als ich einfach ohne seine Zustimmung seine Wohnung betrat.
"Was ist denn los mit dir, Kumpel?", fragte er. "Das willst du wirklich wissen?" Rugge nickte nur. "Na gut, also hier die Kurzfassung..." Ich erzählte ihm einfach schnell den Ablauf des heutigen Tages. Doch dazu erzählte ich ihm auch meinen Plan, um Tini wieder glücklich zu machen... 

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