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Bild: Jannes Collins

Der König sah mich als erster an, dann aber überraschte mich seine Gattin mit einem sehr tiefen, sehr hoheitsvollen Knicks, den sie vor mir machte und auch den drei Küsschen auf den Wangen. Ich wurde automatisch rot und senkte meinen Blick. Auch wenn ich es vielleicht noch nicht wusste, ich war sogar die erste Person, die vor meiner Mum und meinem Dad Küsschen bekommen hat. Und die waren zumindest die Freunde von ihr. Oder immer noch. Ach, ich hatte ja sowas von keine Ahnung von all der Gefahr, die auf mich lauerte.

,,Und du heisst...?"

,,Frances Ila Brecee Foster, Hoheit! Sie ist das Mädchen, dass zum Pegasus einer eurer Söhne wird!", Mum schloss ihren Mund und war ganz zufrieden mit sich, als sie weiterreden wollte. Ich hörte dem belanglosen Geschwafel der beiden Frauen nicht mehr richtig zu, ebenso wenig achtete ich auf den König. Aber mein Blick fiel wieder auf Jannes, der seltsame Verrenkungen anstellte, um sein Mal zu erreichen, so glaubte ich es zumindest. Ich hatte keine Ahnung, wo er sein Mal hatte, weshalb ich mir das auch zuerst aus der Ferne anschaute. Seine Athletik schien sich nicht gerade in diesem Moment herauszukristallisieren, was auch seine Bewegungen beeinflusste. Er brach in Tränen aus und ich musste daran denken, dass niemand ihm helfen wollte. Ich biss mir auf die Lippen und wollte zu ihm gehen, um ihm zu helfen, aber Quinn schob sich dazwischen und stellte sich vor ihn.

,,Vergiss es, Kleine. Er hat nicht dein Mal!"

Ohne meine Hand zu kontrollieren, legte ich sie auf die Schulter von Quinn und eine unbekannte Macht durchströmte meinen Arm. Wie ein Kribbeln schien mein Blut in Wallungen zu geraten, half mir.

Plötzlich begann die Haut von Quinn zu brodeln und sie riss auf. Viel zu schnell gab seine Haut nach, seine Krone fiel zu Boden, als er in die Knie ging. Eigentlich erwartete ich Blut, nicht direkt blaues, doch trotzdem Flüssigkeit, die Wasser enthält. Aber stattdass Blut hervorquoll, kam eine zähe Flüssigkeit hervor - wie nasse Erde oder Lehm! Obwohl ich eigentlich geschockt sein sollte, nahm ich ein Messer aus seinem Waffengurt und genau in dem Moment fiel Jannes auf die Knie.

Die Erwachsenen, die rührten sich nicht. Nein, die beiden Männer umkreisten meine Mum, während die Königin nur gelassen zuschaute. Quinn war inzwischen zusammengebrochen, aber keiner half ihm wieder auf. Wie auch, er lag bewusstlos da und regte sich nur noch schwach.

Jannes kniete da, verzweifelte fast und ich musste ihm einfach helfen. Selbst wenn er ein Prinz war, niemand wollte ihm zur Hand gehen - nur eine lächerliche Person wie ich. Als ich neben ihn trat, klebte das Hemd bereits am Rücken, genau an einem einzigen Punkt, der durch den Stoff nicht erkennbar war.

„Halt still - "

Ein Wimmern unterbrach mich und ich versuchte, das Hemd von Jannes herunterzubekommen. Allerdings stellte sich das nicht als einfache Aufgabe heraus, denn je mehr ich riss, desto schneller festigte sich der Kleister des Males.

Ohne zu zögern schlitzte ich das Hemd auf und machte das Mal frei. Sofort atmete Jannes freier und ich konnte sehen, was ihm so eingeengt hatte. Das Mal hatte angefangen zu brennen, nur, dass es nicht wie bei mir einfach nur schmerzte, nein, es sonderte eine bläuliche Flüssigkeit ab, die das Hemd automatisch ans Mal geklebt hatte.

Ein Adler! Das Mal war ein Adler!

Kennt ihr es, wenn irgendjemand die gleichen Interessen wie du selber hat? Ich fühle mich dieser Person am meisten verbunden, mehr als diesen, die wie mein Gegenstück sind. Alles, was mir ähnelt, zieht mich an, sorgt dafür, dass ich mich nicht peinlich fühlen muss, wenn ich keinen Gesprächsstoff finde. Da kann ich einfach auf ein gemeinsames Hobby zurückgreifen, das Thema vertiefen oder ein neues anschneiden. So war es auch bei Jannes...er wirkte wie ich, eingeengt von der Last, die ihm seine Eltern auferlegten und doch mehr, als alle vermuteten.

Frances Foster: Aufstieg des AdlersWhere stories live. Discover now