Bild: Jannes Collins
„Da war jemand an der Aussenmauer! Wir müssen da hin, sonst kann er einbrechen!"
„Hör auf Frances. Du spinnst...niemand glaubt daran, weil du keine Beweise hast!", mischte sich Anthony ein und ich rutschte an der Tür hinunter. Ich hasse Alkohol. Wahrscheinlich würde ich jedes Mal so aufwachen, mit einem Bild, welches sich zitternd bewegte und in mir Panik auslöste.
Jannes stieg ebenfalls aus dem Bett und kniete sich vor mich hin. Ich stützte meinen Kopf auf meine Arme und seufzte.
„Was ist nur los mit mir?", fragte ich ihn leise. Meine Stimme zitterte leicht und ich stand wirklich kurz davor, in Tränen auszubrechen. Zuerst der Dämonenangriff. Dann Cobie und ihre Verjüngerung und jetzt träumte ich auch noch von Dämonen, die um die Mauern schlichen. Langsam wurde ich wahnsinnig.
Jannes griff nach meinen Händen und schloss konzentriert die Augen. Einen kurzen Moment dachte ich, er wäre eingeschlafen, so still kauerte er da. Ich konnte auch seine Gedanken nicht hören, bis meine Fingerspitzen anfingen zu kribbeln. Sie wurden warm und diese Wärme krabbelte meinen Arm hoch, verbreitete sich auf meinem ganzen Körper. Es war ein Gefühl der Geborgenheit, von Freundschaft und sanfter Liebe. Jedes Kind kannte diese stille und innige Liebe. Sie verband die Mutter mit ihrem Kind, wenn sie es tröstete, den Vater, wenn er ihm eine Gutenachtgeschichte von fliegenden Pferden erzählte. Diese starke Emotion, wofür ich in dieser Welt in den Abgrund springen würde, damit meine Eltern frei kämen.
Langsam tauchten auch kurze Erinnerungen auf. Meistens waren es Erinnerungen von regnerischen Abenden, wo eine kleine Lichterkugel neben dem Bett schwebte und eine wunderschöne Frau - die wahrscheinlich Königin Hermine Rowne ist - friedliche Geschichten aus einem Buch vorlas. Oder Abende vor dem offenen Kamin, wo eine Kinderhand mit einem Holzpegasus spielte und lachte, während Königin Tara auf eine Decke stickte. So richtig alte Zeiten, die sich mit zwei Frauen verbanden. Erst, nachdem wieder Jannes vor mir auftauchte, erkannte ich, dass er eine der wichtigsten Frauen verloren hatte, die er jemals in seinem Leben hatte. Und obwohl Königin Tara noch lebte, fehlte ihm die Verbundenheit von früher. Das Band, das sie teilten, wurde zerschnitten, nachdem Königin Hermine starb.
Jannes schlug die Augen wieder auf und ich versuchte, ihm ebenfalls mein Beileid per Finger weiterzugeben. Wahrscheinlich sah er es bereits in meinen Augen.
„Frances...hör mir zu. Als du gebissen wurdest, von diesem Dämonen, da dachte ich, ich würde ebenfalls sterben. Du hast Hermine wieder zum Leben erweckt, bist in mein Leben getreten und hast alles durcheinandergewirbelt. Bisher war mein Leben immer strikt nach den Regeln meines Vaters. Du hast das verändert. Du bist mein Pegasus, von dir hängt mein Leben ab. Ich dachte, wir hätten ein ganz normales Leben, trotz all den Prophezeiungen und den Liedern über dich. Du wurdest als Stern an schwarzen Himmel beschrieben. Du bist etwas wahnsinnig Besonderes...das weiss ich, seitdem der Dämon dich angegriffen hat. Die Angst, du würdest sterben war nichts im Vergleich zu dem, was danach folgte. Ich konnte einen kurzen Moment deine Gedanken nicht mehr lesen. Ich konnte dich nicht mehr spüren, verdammt!"
Jetzt schaffte er es doch tatsächlich, dass ich mich wegen diesem blöden Dämonen schuldig fühlte.
„Also...war unsere Verbindung nicht mehr da?", fragte ich ihn ganz leise, sodass die anderen beiden Stalker uns nicht belauschen konnten. Beide standen nämlich wie zwei Agenten neben dem Bett, taten zwar so, dass es sie nicht interessiere, doch im Grunde spitzten sie ihre Ohren, als gäbe es hier was wahnsinnig Spannendes zu belauschen.
Nein. Auf irgendeine Weise hast du mit den Dämonen kommuniziert und mich damit geblockt.
Geblockt? Okay, jetzt wird es bizarr!
Jannes seufzte und stand wieder auf. Anscheinend wollte er nicht darüber diskutieren, ob und wie bizarr das Ganze in Wahrheit war.
„Du spürt die Dämonen, Ende. Ich vertraue dir darin, dass du den Dämonen wirklich gespürt hast. Aber ohne Beweise wird der König diesen Verdacht als Ketzerei ansehen und dafür sorgen, dass du dafür eingebuchtet wirst!"
„Na toll. Irgendwann will ich, dass du mir alle Gesetze erklärst, damit ich nicht aus Versehen vor deinem Vater über Liebesprobleme rede!", schnaufte ich zornig und stand ebenfalls auf. Caine fasste sich ans Herz und sagte theatralisch: „Du hast Liebesprobleme?"
„Lass uns darüber reden!", fügte Anthony grinsend hinzu. Gott, die beiden verstanden echt nicht, wie ernst die Situation eigentlich war. Wie kurz wir davor standen, gestürmt zu werden. Wir könnten jederzeit durch ein Loch in der Mauer angegriffen werden und niemand wäre schnell genug, um es zu verhindern. Manchmal verstand ich die Logik des Königs wirklich nicht.
„Ach, haltet doch die Klappe!"
Mit diesen Worten riss ich die Badezimmertür auf und verschwand.
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Frances Foster: Aufstieg des Adlers
FantasyBand 1... Frances Forster; 16 Jahre alt und eine friedliche Künstlerin, die kurz vor ihrem Schulabschluss steht. Jannes Collins hingegen ein Prinz und der verhasste Sohn des Königreiches. Ihre Welten sind so verschieden. Beide leben ihr L...