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Bild: Cobie Forster

„Au!"

„Sorry. Angriff. Dämonen. Nur wir beide. Sagt Captain Clint. Los!"

Ich rannte schon los, bis Cobie überhaupt begriff, was ich ihr da gerade gesagt hatte. Doch gleich übernahm sie die Führung, führte mich zum Innenhof. Im Treppenhaus trafen wir Gottlob auf keinen einzigen Menschen, also rutschten wir wie kleine Kinder an der Stange entlang, bis nach ganz unten. Ein kleines Kind hätte seine wahre Freude daran. Wir allerdings nicht. Cobie keuchte, genau wie ich. Anscheinend war ihr Sportunterricht kaum besser als der meine.

„Angriff? Wie meinst du das?"

„Irgendeine Sicherheitsschranke wurde durchbrochen. Dämonen befinden sich auf dem Gelände. Sie brauchen glaube ich mich...keine Ahnung – "

„Deine Mutter führte in ihrer ersten Woche nach der Verwandlung eine Armee zu Stonehedge. Sie hat ein Nest aus Dämonen kalt gemacht und das ohne Reiter. Stell dir vor, ihre Tochter findet einen Reiter und ist zudem eine vollblütige Pegasus!"

Ich hörte eigentlich nicht richtig hin. Vor uns befanden sich die offenen Tore zum Innenhof. So schnell und so gründlich ich konnte, suchte ich den Hof nach meinem Reiter ab. Und ich fand ihn, auch ohne Gedankenverbindung. Er stand direkt vor dem Rapunzelturm, vollends in Schlachtrüstung gekleidet und bis unter den Zahn bewaffnet. Er wirkte als einziger richtig ruhig. Alle anderen rannten so leise wie möglich herum, damit niemand Verdacht schöpfte. Man wollte so wenige Pegasi wie möglich in diesen einen Kampf hinein ziehen. Es gab ohnehin schon zu wenige.

Ich erhöhte mein Tempo und zwang meine schweren Füsse zu grösseren Schritten. Irgendjemand rempelte mich. Wie ein Kissen wurde ich zur Seite geschoben, gegen einen von diesen Bänken. Und wie von selbst ging ich in meine Verwandlung über. Ich wuchs, wurde zur mutigen Frances.

Cobie schnaubte frustriert, denn bei ihr funktionierte die Verwandlung nicht reibungslos. Anscheinend musste sie mehr Konzentration für eine volle Mutation aufbringen, als ich es tat.

„Streber!", rief sie mir noch hinterher, bevor ich vor Jannes stehen blieb. Er musterte mich ernst, dann stieg er auf. Anscheinend brauchte er keinen Sattel.

Wir sind nur wenige im Himmelfahrtskommando. Aber wir beide überleben das, klar?!

Sollte ich hier vielleicht anmerken, dass Jannes kein bisschen Schiss spürte. Ich meine damit sogar seine Stimme. Nichts deutete darauf hin, dass er in seinem Inneren aufgewühlt war.

Alles was du sagst, Boss. Was ist der Plan?

Ich stiess mich vom Boden ab, schlug heftig und stark mit meinen Flügeln und trug uns höher. Etwas unter mir folgte Cobie, völlig schwarz und trotzdem wunderschön.

Das bist du auch...

Klar. Wer's glaubt. Du musst das in so einer Höhe sagen, weil du ansonsten dein Leben riskierst!

Und dann kam etwas von ihm, was ich sowas von nicht erwartete. Wirklich...es warf mich um ein Haar vom Himmel, denn mein Herz setzte zu einem Schlag aus.

Mann! Für solche Bemerkungen könnte ich dich ernsthaft küssen! Wenn wir hier lebend raus kommen, garantiere ich dir, ich werde dich –

Und dann erblickten wir beide die Dämonen.

Denkt jetzt bitte nicht an hässlich dreinschauende Biester, die Reisszähne besitzen und alles kaltblütig ermorden, weil sie von einer bösen Vampirin regiert werden. Nein, sowas sahen wir beide nicht. Wir sahen blaue Wesen, es könnten genauso gut solche Erste-Hilfekurs-Puppen sein. Einfach blau, ohne Kleidung und schimmernd wie Glas. Ihnen folgten Kentauren. Halbwesen, die vom Bauch aufwärts Mensch waren, abwärts aber Pferd. Sie waren alle mit Armbrüsten und Pfeilen bewaffnet. Und sie hatten uns entdeckt.

Frances Foster: Aufstieg des AdlersWhere stories live. Discover now