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So schwer kann das nun auch wieder nicht sein!

Aber danach müssen wir endlich zum Friseur, Frances. Deine Haare vertragen einen Schnitt...

Was du nicht sagst – zieh Leine!

Jannes stand auf, verschwand und ich legte meine Arme um Cobies schmale Taille. Ihre Haare rochen nach Kind – rein, nach Platzregen nach einem langen heissen Tag. Ihre Locken waren wilder als vorher, ausserdem war sie eine Sechzehnjähre im falschen Körper.

„Denkst du, man kann mich wieder zurückverwandeln?", fragte Cobie ganz leise. Ich spürte, dass sie diese Frage niemals in Jannes Anwesenheit aussprechen könnte.

„Natürlich. Und ich verspreche dir, ich werde eines finden. Es gibt immer einen Weg, selbst in dunkelsten Zeiten..."

„Mann!", Cobie lehnte ihren kleinen Kopf an meine Schulter, „Es ist so seltsam. Jupp fing vorhin beinahe an zu heulen, als ihm klar wurde, dass ich nicht mehr die grosse coole Schwester bin!"

„Und deine Mutter?"

„Mer? Ach, keine Ahnung. Sie lacht alles irgendwie weg. Bei Dad war ich mir irgendwie nicht so sicher...er...meinte, dies sei alles deine Schuld...Grandpapie meinte, jetzt könne er mich wieder auf den Schultern herumtragen. Und Grandmer küsste mich die ganze Zeit und meinte, wie froh sie sei, dass wenigstens ich in Sicherheit sei. Dann hat Dad sie angeschrien und alle fingen an zu streiten, wie auf Kommando..."

„Deine Familie ist echt seltsam, weisst du das?"

„Du bist jetzt ein Teil dieser verrückten Familie, Forster! Vor uns kannst du nicht davonlaufen!"

„Will ich das?", ich schmiegte mich an sie und für einen Moment lauschten wir beide dem prasselnden Regen. Die Fenster waren fast schon durchsichtig und davor standen wie in den Österreichischen Hotels diese Blumenkästchen mit Geranien in Rot und Rosa. Sie liessen die Köpfe hängen, trotzdem hielten sie dem anhaltenden Prasseln stand. Weil sie ganz genau wissen, dass selbst der stärkte Gegner nicht für immer stark sein kann.

„Weisst du, als ich noch nichtsahnend in einer Vorstadt von London gelebt habe, da liebte ich die Nacht. Man hatte keine Probleme und die Träume fühlten sich so real und schön an...wie von einem fernen Planeten. Jetzt...erscheint mir das Leben wie ein Traum. Das einzige Problem, welches ich habe, ist, dass ich einfach hineingeworfen wurde. Ohne Vorwarnung, bamm, hier, komm damit klar. Alles fühlt sich so richtig an und was ich bis zu meinem sechzehnten Geburtstag miterlebt habe, das ist irgendwie völlig verschwommen..."

„Vielen geht es so. Caitlin Toretto, Aria Moss – muss ich dich noch mit ihr bekannt machen? – niemand wächst in einer Pegasus-Familie auf wie ich. Ich bin eigentlich die Einzige, mit Ausnahme von dir. Pegasi bleiben fast nie bei ihren Männern und wenn sie keine Lust haben, geben sie die Kinder zum Samenspender, die nehmen es nicht so genau mit der Kindererziehung..."

„Aber mit ihrem Status schon?"

„Ach. Caitlin ist einfach eine Zicke, wie die meisten ihrer Linie. Reg dich bloss nicht wegen ihr auf!"

Ich lachte.

„Keine Sorge, werde ich nicht..."

Cobie schloss ihre Augen und ich sog ihren Duft in mich ein. Sie roch so göttlich, so unschuldig.

„Hast du eigentlich auch ein Handy?"

„Warum?"

„Sag schon!"

„Ja...habe ich. Wenn du willst, kannst du es haben...ich habe es glaube ich sogar da...", ich dachte an meine Tasche. Es könnte theoretisch schon sein, den Mum hatte sich dem Anschein nach einfach alles gegriffen, was sie fassen konnte und rannte damit aus dem Haus.

Frances Foster: Aufstieg des AdlersWhere stories live. Discover now