Bild: Frances Forster
„Ja, habe ich gehört. Sie ist mit ihrer Magie weiter als alle anderen Pegasi. Caitlin regt sich tödlich über dich auf, Häschen. Sogar wenn sie schläft!"
Okay. Das klang jetzt wirklich etwas...gruselig. Caitlin war viel selbstbewusster als ich.
„Du bist nur Konkurrenz für sie. Genauso wie Cobie und Nikita. Bevor ihr hierhergekommen seid, war sie der Star. Du wirst in die Geschichtsbücher eingehen, wenn du den ach so göttlichen Prinzen Jannes rettest, sie hingegen...nun, sie wird vielleicht immer nur existiert haben!"
Jannes trat neben mich und stützte sein Kinn auf meinen Scheitel ab.
„War das gerade eine Beleidigung, Raave?"
Caine und Anthony grinsten verschlagen.
„Quinn hatte also doch Recht!", spottete Anthony und ich runzelte die Stirn.
„Womit?"
„Dass du mit Jannes geschlafen hast! Ich wusste doch, dass du deine Finger nicht von ihr lassen konntest!"
Caine setzte noch einen oben drauf: „Deshalb hattest du in den letzten Tagen so wenig Zeit für deine Jungs!"
Jannes wollte den Mund öffnen, doch ich posaunte schon heraus: „Ich bin noch Jungfrau, ihr Deppen!"
Oh. Gott. Soweit wollte ich nicht gehen, ich meine, es ging die beiden nichts an. Aber trotzdem tappte ich ihnen voll in eine Falle, die darauf ausgerichtet worden war, Infos zu holen. Gott, war ich dämlich.
Ich lief knallrot an und setzte mich mit dem Rücken zum Bett hin, während Jannes versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. Die anderen beiden hingegen waren weniger rücksichtsvoll. Sie grölten wie Betrunkene los und erst nach zehn Minuten standen sie auf, um mir den Vortrag über Alkohol zu halten.
„Das hier, verehrte Jungfrau, ist Lilienschnaps. Sorgt für Sorgenlosigkeit und auch dafür, dass man –"
„Angetrunken ist, ich weiss. Hat Jannes schon gesagt...", sagte ich genervt. Toll. Jetzt hatten sie einen neuen Spitznamen für mich gefunden, diese Idioten und mussten mich natürlich noch mehr demütigen. Jannes setzte sich auf das Bett. In Gedanken dachte er darüber nach, wie er von seiner eigenen Geburtstagsparty verschwinden konnte. Denn er hasste es, wenn Feste zu seinen Ehren abgehalten wurden.
„Diese Flasche enthält grüner Frost. Ähnelt dem Wodka der Menschen, ist aber um einiges stärker und schmeckt nach Apfel. Blauer Frost ist schwächer, schmeckt nach Meer und sorgt dafür, dass du unheimliche Lust darauf hast, das andere Geschlecht anzumachen. Also musst du dich nicht wundern, wenn gewisse Reiter trotzdem mit Pegasi flirten, klar? Das ist ein normales Bild bei solchen Festlichkeiten!"
Also würde es gar nicht auffallen, wenn ich mit dir tanzen würde?, richtete ich meine Gedanken an Jannes. Er warf mir einen Blick zu und zuckte dann mit den Schultern.
Jeder Reiter muss einen Tanz mit seinem Pegasus tanzen, das gehört dazu. Mein Vater hat mehr Tänze mit Sara getanzt als mit meiner Mutter...
Was heisst hier eigentlich müssen?
Pegasi sind nicht gerade meine Lieblingspartner...
Ich schnappte empört nach Luft. Mein eigentlich ganz neutraler Reiter, der im Gegensatz zu anderen Adligen keinen Rassismus gegenüber uns Pegasi zeigte, kam jetzt mit sowas! Als wären wir im Tanzen unwissende Stümper. Ich meine, sowas war endgültig zu viel des Guten!
Ich kann sehr wohl tanzen, danke der Nachfrage, du elender Dorftrottel!
Ich bin ein Prinz, wenn's genehm ist. Und ausserdem, reden wir hier von Hip-Hop oder Pop? Kannst du Walzer? Oder die Schritte zu unserer Musik?
Wütend verschränkte ich meine Arme und stierte nach vorn. Die grüne Flasche, die Caine gerade herumschwenkte wie eine Flagge, schäumte. Jannes hinter mir lachte mich aus.
Was habe ich gesagt?!
„Darf man wissen, worüber ihr beide euch gerade unterhaltet?", unterbrach uns Anthony und ich fuhr heftig zusammen. Ich hatte ganz vergessen, dass die beiden mir gerade einen Vortrag über Alkohol hielten. Aber stattdessen brachte es mein Reiter fertig, dass ich jetzt total entnervt dasass und am liebsten verschwinden würde. Oder zumindest auf einen Boxsack einschlagen. Das würde durchaus helfen. Denn mein Reiter war ein verdammt eingebildeter Arsch, der sich seine Meinung sonstwohin schmieren konnte! Was dachte der eigentlich, wer er was? Anscheinend war selbst er schon trunken von der Macht, die ihm sein Titel verlieh. Wahrscheinlich lag es auch einfach in seiner Familie, dass er näselnd von meiner Rasse redete und über ein gehöriges Mass an Idiotismus verfügte er auch noch.
Du weisst schon, dass ich das alles mithören kann?!
HOFFENTLICH!!! Dann weisst du wenigstens, was ich von einem Deppen wie dir halte!
„Sie hat mich gerade offiziell zum grössten Deppen des gesamten Königreiches abgestempelt!", teilte Jannes seinen Kumpels mit. Aus seinem Mund klang das weder urteilend, noch selbstherrlich. Gut, mit sowas brüstete sich kein Mensch, auch der Adel von Epona nicht. Er hatte ja keine Ahnung, womit er mich beleidigt hatte. Dachte Jannes Collins etwa, dass ich Tanzunterricht nur zum Spass gewählt hätte?! Pha!
„Sie scheint ziemlich eingeschnappt zu sein. Was hast du zu ihr gesagt?", spöttelte Caine und stellte die grüne Flasche wieder auf den Tisch. Er musterte mich, während Anthony Tränen lachte.
„Kein Wunder, oder?", fauchte ich, „Wenn ein Typ dir sagt, dass du scheisse tanzt- wie würdest du da reagieren?"
„Wegen sowas regst du dich auf?"
„Ihr haltet euch doch echt für was Besseres! Und dabei wärt ihr schon lange vor Langeweile gestorben, wenn es uns Pegasi nicht gäbe!"
Anthony setzte sich auf das Bett und tätschelte meinen Kopf. Was hatten diese Jungs nur mit meinem Kopf?
„Ganz genau. Darf ich noch anfügen, dass ich da eine peinliche Geschichte von Jannes kenne, als wir ihm das Tanzen beibringen mussten?!"
Ich drehte mich ungläubig und ein wenig Genugtuung zu meinem Reiter um, der wild mit den Händen gestikulierte, dass Anthony auf keinen Fall fortfahren sollte. Aber mich interessierte das brennend und auch Caine schien nicht daran interessiert, jetzt aufzuhören. Er setzte sich neben mich auf den Boden und ich stützte mich auf meinen Armen ab, sodass ich Anthony ansehen konnte. Jannes liess sich wie ein Toter nach hinten fallen und drückte sich sein Kissen ins Gesicht, wo er hineinschrie. Anscheinend war diese Geschichte wohl noch peinlicher als immerhin schon.
Anthony rückte hin und her, bis er eine bequeme Position gefunden hatte, dann psalmodierte er mit tiefer Stimme: „Jannes Collins war anders als wir. Der junge, naive Prinz mir zum ersten Mal begegnete, fand ich ihn leider ohne anständiger Muskelbildung vor. In der Umkleidekabine konnte er seine Schnürsenkel nicht binden und er schien den Tränen nahe, das Muttersöhnchen, als er nach dem grossen Bruder rufen wollte!"
Ich und Caine ohten im Chor, was Jannes veranlasste, uns mit einem seiner anderen Kissen zu bewerfen. Caine aber fing es auf und simulierte einen Schluchzer. Ein „Haltet doch die Klappe, ihr Deppen!", wurde von seinem Kissen gedämpft. Anthony unterbrach sich und sah mich erwartungsvoll an.
„Weint er in Gedanken schon?!"
Ich grinste ihn an. Diese Idioten waren doch irgendwie unterhaltsam, besonders, als Jannes sein Kissen von Gesicht riss und schrie: „Wag es ja nicht!"
Natürlich versuchte ich, in seinen Kopf zu kommen, aber ausser eine Wand aus Flüchen (für deren Aussprache Mum mich gepfählt hätte), Hassreden und geplanten Racheaktionen konnte ich nichts lesen.
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Frances Foster: Aufstieg des Adlers
FantasyBand 1... Frances Forster; 16 Jahre alt und eine friedliche Künstlerin, die kurz vor ihrem Schulabschluss steht. Jannes Collins hingegen ein Prinz und der verhasste Sohn des Königreiches. Ihre Welten sind so verschieden. Beide leben ihr L...