Kapitel 2

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"Luke?", kam es von weit her. "Er ist wach!", rief die Person, die ich nun endlich vor mir erkannte, aber nur verschwommen. "Gehen Sie bitte.", sprach eine dunklere Stimme. Auf einmal kamen viele andere Stimmen dazu, sodass ich den Überblick verlor und viel zu überfordert war. Meine Augen schlossen sich erneut, bis die Stimmen schwächer wurden.

Endlich war ich alleine. Doch wo war ich? Der Raum war hell erleuchtet und so anders, als ich es sonst kannte. Ich versuchte in meinem Kopf nach Ansätzen zu suchen, doch mir fiel kaum etwas ein. Es war so, als wäre ich leer. Als hätte ich Honig im Kopf. Auf einmal klopfte es sanft an der Tür. Was sollte ich sagen? Mir blieb die Stimme weg. Und schon erschien ein schwarzhaariger Junge an der Tür. Er sah aus wie ein Asiate. "Luke?", fragte er besorgt. Die Stimme konnte ich gar nicht zuordnen. "Wer?", fragte ich unsicher und biss mir etwas nervös auf die Unterlippe. Meinte er mich? "Du, Kleiner.", grinste er und schloss die Holztür hinter sich. Oder war es doch Metall? "Darf ich mich setzen?", lächelte der Asiate mich an und tat es schon, ohne auf meine Antwort zu warten. "Wie geht's dir? Der Doktor hat mir erzählt, dass du ein paar Gedächtnislücken hast.", fuhr er einfach fort und überforderte mich sofort damit. Was sollte ich nun dazu sagen? "Und du bist?", kam es das erste mal von meinen Lippen, nur ganz leise und unsicher. "Du hast es wirklich vergessen.", schmollte dieser. "Ich bin Calum.", lächelte der nun Fremde mit Namen. "Ich wollte dich damals aufhalten, als du in dein Auto gestiegen bist.." Seine sanfte Stimme wurde immer leiser, bis er dann auftaute und mich dann ehrlich anlächelte. Als ob er log. Dafür war er viel zu niedlich. Ganz besonders seine schokobraunen Augen und seine Tattoos am Schlüsselbein zogen mich an. "Sieh mich nicht so an, Kleiner.", grinste er brav und fuhr mir sanft mit zwei Fingern über die Wange. Ich fühlte mich so schlecht, dass ich mich an nichts erinnern konnte. Nicht einmal an diesem gut aussehenden und starken Mann vor mir, der mich wohl bestens kannte. Und mag. Vielleicht sehr. Mir fehlten die Worte. Calum überwältigte mich, alleine schon mit seiner süßen Art und Weise. "Soll ich dir irgendwas bringen?", fragte mich der schwarzhaarige Asiate. Mein Kopf schüttelte sich langsam, bis Calum endlich verstand, um was es ging. "Ich verstehe. Ich werde dich später nochmal besuchen, ja?", lächelte er mich liebevoll an und verließ den Raum wieder so schnell, wie er gekommen war. Und schon stürmte die nächste, mir unbekannte, Person ins Zimmer. "Mr. Hemmings, wie geht es Ihnen?", sprach der Arzt behutsam, dennoch aber mit einem Funken Humor in seiner Stimme. "Ich weiß nicht.", hauchte ich kaum hörbar, doch der alte Schnösel im weißen Kittel schien mir gar nicht richtig zuzuhören. "Ich komme mal direkt auf den Punkt, Mr. Hemmings.", setzte er an und fummelte mit seinem mitgebrachten Klemmbrett herum. "Sie haben eine akute Amnesie. Das bedeutet, dass sie sich vorerst mal nicht an die Dinge erinnern können, die sie im Laufe ihres Lebens getan haben.", fügte er hinzu. So schlau war ich auch. "Die Erinnerungen kommen wieder?", fragte ich sofort nach und setzte mich panisch im Bett auf. Ich wollte Calum kennen lernen. Mich wieder in ihn verlieben, wie ich es wohl damals schon tat. Ich wünschte, ich könnte mich an ihn erinnern. "Das hoffen wir. Oh, setzen Sie sich wieder hin, Sir. Sie haben gerade eine Not-Operation hinter sich. Zum Glück mussten wir Sie nicht ins künstliche Koma setzen.." Die dunkle Stimme des Arztes wurde immer leiser, bis sie ganz verstummte und durch einen schreibenden Kugelschreiber ersetzt wurde. "Alles klar, falls Sie etwas benötigen oder Fragen haben, rufen Sie mich nur." Er lächelte. Krass. "Danke.", lächelte ich sanft zurück, bis ich endlich alleine im ruhigen Zimmer lag und die Augen schloss. Ich wollte mich so sehr an mein Leben erinnern. So sehr an ihn.

Amnesia {Cake/Muke ff} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt