Kapitel 24

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Mein Freund durfte das Krankenhaus nach vier Tagen verlassen. Heute würden Liz und ich ihn abholen. Meine Mutter erzählte mir viel über Michael und mir. Damals waren wir wirklich unzertrennlich. Sie wusste, dass wir eines Tages zusammen kommen würden. Heute nahm sie sich also endlich wieder Zeit für mich. Müde saß ich im Auto, wir standen im Stau auf der Autobahn. Gerade lief eines meiner Lieblingslieder von Crystal Fighters, es hieß Love Alight. "Das war das erste Lied, was ihr zwei zusammen gesungen habt. Es ist uralt, aber euer Lied.", erzählte mir Liz in Erinnerungen schwelgend. Da musste ich dran denken, was Michael mir am Wochenende erzählt hatte. "Pass auf!", rief ich laut, als meine Mum fast in ein Auto rein fuhr, welches noch eben gebremst hatte. "Idiot.", murmelte sie genervt zum Autofahrer vor uns. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Menschen so böse sein konnten. Ganz besonders Calum nicht, da er am Anfang total anders war. "Mum? Kannst du mir etwas von Calum erzählen?", fragte ich sie etwas wacher. Schnell nahm ich eben ein Schluck vom Coffee-to-go meiner Mum, bevor sie mir erzählte, was sie wusste. "Calum?", fragte sie nochmal, als hätte ich den Namen des Teufels genannt. "Ja.", gab ich zurück und sah kurz aus dem Fenster. "Er war schon immer besonders. An deinem Geburtstag hat er dir immer Band T-Shirts geschenkt. Die Bands mochtest du aber nie.", schmunzelte sie. "Er war schon immer eifersüchtig auf Michael.", erinnerte sie sich. Mit großen Augen sah ich zu meiner Mum. "Ah, so ein Scheiß.", fluchte sie, als wir in den nächsten Stau fuhren. Sie bog in die nächste Ausfahrt. "Wie meinst du das?", hakte ich nach und hoffte, dass sich Michaels Aussagen bestätigen würden. "Wie soll man das erklären? Also.. Ich hab euch immer beobachtet. Wäre es Calum möglich gewesen Michael umzubringen, hätte er es damals getan.", meinte sie. "So ein Zufall, dass seine Schwester nach einem Massenmord in der Klinik umkam. Oder Michael im Krankenhaus ist." Es war kurz still im Auto. "Sei mir nicht böse, Lucas, aber ich glaube, dass er etwas damit zutun haben könnte." Michael hatte Recht.

Es war recht warm für den Dezember. Ich öffnete meine Jacke etwas, während ich zum Haupteingang des Krankenhauses ging. Dort kam mir auch schon der Rothaarige entgegen. "Hey, Mikey.", lächelte ich glücklich. Ruckartig zog mich der Rothaarige in seine Arme und küsste mich vor der ganzen Welt. "Hey, Lukey.", grinste er und nahm meine Hand. "Kann ich dir was abnehmen?", fragte ich schüchtern. "Nein, geht schon." - "Gib her.", grinste ich und nahm ihm seine Tasche ab. "Wie geht's dir?", fragte ich ihn besorgt, als er wieder nach meiner Hand griff. "Ganz gut.", meinte er etwas zögernd. "Und dir?" Ich hab Angst. "Total gut, weil du jetzt wieder bei mir bist.", meinte ich dann ehrlich und öffnete die Autotür. Liz war eben weg, sie holte neuen Kaffee, den man um die Ecke fand, weil ich so nervös war, dass ich alles ausgetrunken hatte. Als ich die Tasche im Kofferraum abgestellt und die Hintertür für Michael geöffnet hatte, setzte er sich auf den Sitz, während ich mich gegen die Tür lehnte und seufzte. "Was stimmt nicht, Kleiner?", fragte er besorgt. "Calum.", meinte ich leise, hatte schon fast Angst, seinen Namen auszusprechen. "Ich bin doch jetzt da, dir wird nichts passieren.", sprach Michael sanft, als er mich auf sein Schoss zog. "Warte, ich will dir nicht wehtun.", murmelte ich und wollte wieder aufstehen, doch er zog mich zurück zu sich. "Wenn du mir wehtun würdest, hätte ich dich schon längst Calum überlassen oder weg geschubst.", meinte er mit einem schwachen Lächeln im Gesicht. "Michael?", fragte ich unsicher. "Ja?", kam es von ihm. Seine Arme schlangen sich um mich, seine Lippen streiften meine Wange, meine Stirn, meinen Hals. Er ließ mich gar nicht zu Wort kommen, so abgelenkt war ich, so glücklich. Grinsend sah ich zu ihm. "Ich hab den Kontakt mit den beiden abgebrochen.", sagte ich dann. "Das ist doch super.", grinste er überrascht und freudig zugleich. "Und wenn doch was passiert?", kamen meine Zweifel zum Vorschein. "Dann sterben wir beide.", meinte Michael ernst. "Michael!", hörte ich Liz rufen. Sie kam freudig angerannt, mit drei Kaffeebechern in der Hand. "Oh, lass dich umarmen!", lächelte sie. Kichernd stand ich auf, nahm ihr zwei Kaffeebecher ab und sah zu, wie Michael sich erdrücken ließ. "Ist alles in Ordnung?", fragte sie ihn leicht besorgt. "Ich hab euch Kaffee geholt.", meinte sie dann schnell und drückte Mikey den Becher in die Hand. "Danke.", grinste er breit. "Alles gut. Ich hab nur Hunger.", fügte er hinzu. Wenige Minuten später saßen wir zusammen im Auto auf den Weg nachhause. "Wir können Pizza bestellen. Oder ihr könnt mal raus gehen, essen gehen?", schlug meine Mum vor. "Wir finden schon was.", meinte ich lächelnd, doch sah im Rückspiegel zu Michael, dem die Angst genauso ins Gesicht geschrieben war, wie mir. 


Amnesia {Cake/Muke ff} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt