Luke:
"Und warum wollen Sie mich jetzt nicht da rein lassen? Er ist mein Freund.", knurrte ich die Stationsärztin an, die gerade aus Michaels Zimmer gekommen ist. "Das geht jetzt nicht, Mr...?" Sie sah mich fragend an, mit einem Funken Besorgnis. "Hemmings. Luke Hemmings.", half ich ihr schnell auf die Sprünge. "Mr. Hemmings, das geht nicht. Sein Zustand hat sich plötzlich rapide verschlechtert, Sie müssen jetzt draußen warten. Gehen Sie bitte, oder ich muss das Personal holen.", drohte sie schon fast. Ich wusste, dass sie log, doch ergab mich und drehte mich um. Während ich mir überlegte, wie ich mich am Besten in das Zimmer kommen sollte, kam mir Catherine entgegen. "Oh, Lukey. Was machst du denn hier? Wolltest du mich abholen?", fragte sie unschuldig und spielte mit ihren Haaren. "Nein, ich wollte zu Michael. Ich hab nachgedacht und ich wollte nochmal mit ihm reden.", gab ich zu. Doch meine Entscheidung war richtig, ich wusste es. "Was machst du hier?", fragte ich sie und sah sie ausgiebig an. Catherine sah total fertig aus. Ihre Haare waren nicht so wie immer, sie standen in alle Richtungen ab. Ihr Make-Up war etwas verwischt. "Hab Michael besucht.", sprach sie trocken und verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Ich dachte, ihr hasst euch.", hakte ich nach und wurde unsicherer. "Wollte mich vertragen. Aber da ging es ihm auf einmal nicht gut, Ärzte kamen rein und haben mich raus geschickt.", meinte sie schnell und sah auf den Boden. "Lüg mich nicht an, du-" - "Mr. Hemmings?" Sofort sah ich auf. Die Stationsärztin winkte mich zu sich rüber. "Das wird ein Nachspiel haben.", knurrte ich Catherine leise an. Schon setzte ich einen Fuß vor den anderen und merkte, wie schlecht mir wurde. Als ich vor der Ärztin stand, ging es mir nicht besser. "Sie sind Mr. Clifford's einziger Angehöriger?", fragte sie unsicher und sah in ihren Akten nach. Ich nickte, dachte dann nach. Doch, ich hatte Recht. Mir kamen auf einmal viele einzelne Puzzle Teile in den Sinn. Michael, wie wir damals im Sandkasten spielten. Wie wir aufwuchsen. Zusammen zur Schule gingen. Dann kam Calum. Wir wurden Freunde und ich vernachlässigte Michael, bis er in Vergessenheit geriet. "Lass uns eine Band gründen.", grinste Cal, der am Bass herumschraubte, damit es richtig klang. "Gute Idee.", stimmte ich zu und sah zu den zwei anderen aus unserer Klasse. Diese nickten aufgeregt und rannten zu den Gitarren, zu dem Schlagzeug. Grinsend sah ich zu Calum, der mir zufrieden zunickte. "Das wird was Großes.", lachte er. "Oh ja.", grinste ich und stimmte die Cover Version von 'Teenage-Dirtbag' an, die wir damals schon so oft geprobt hatten. Nach der ersten Probe kam Calum zu mir und legte eine Hand auf meine Schulter. "Darf ich dir ein Geheimnis verraten?", fragte er ernst. "Immer.", lächelte ich und stellte die Gitarre weg. "Aber das musst du für dich behalten.", beteuerte er. "Und wir müssen danach immer noch Freunde bleiben, ja?" Sofort nickte ich. "Als ob etwas unsere Freundschaft kaputt machen könnte.", schmunzelte ich. "Los, erzähl mal." Der schwarzhaarige Bassist setzte sich neben mich und seufzte. "Damals, da hab ich was Schlimmes getan.", fing er an. Ich ließ meine Beine von der Bühne baumeln und sah auf meine Füße. "Hast du Mrs. Rose einen Heiratsantrag gemacht?", fragte ich grinsend und sah zu meinem besten Freund auf. "Nein, nicht ganz.", schmunzelte er. "Es war sowas wie ein Traum, Luke. Ich... habe Menschen umgebracht." Auf einmal fing ich an zu lachen. "Du spielst zu viele Videospiele.", grinste ich breit und sprang von der Bühne. Ich erkannte die Enttäuschung in Calums Gesicht, doch die änderte sich schnell und er lachte wieder. "Oh, ja.", lachte er und stand wieder auf seinen Beinen. "Ich muss los.", winkte er ab. "Wohin?", fragte ich. "Wir wollten doch zu mir.", schmollte ich und folgte ihm zur Tür. "Zu Michael." "Mr. Hemmings?", holte mich die Ärztin wieder zurück in die Realität. Meine Augen waren von Tränen verschleiert worden, meine Hände waren eiskalt und meine Beine zitterten schlimmer, als bei einem Erdbeben. "Ist alles okay mit Ihnen?", fragte sie besorgt. "Setzen Sie sich. May, mach mal bitte einen Kaffee und bring ein Glas Wasser.", rief die Dame nach hinten. Doch das bekam ich nur teilweise mit. "Mr. Hemmings, sehen Sie mich an.", sprach die Ärztin sanft auf mich an. Ich versuchte meine Augen auf zu halten, doch ich sah alles verschwommen, alles drehte sich. "Was willst du da?", fragte ich verwirrt, nachdem ich mir den bunthaarigen Jungen wieder ins Gedächtnis gerufen hatte. "Reden.", winkte Cal ab und öffnete die Tür. "Darf ich mit?", fragte ich. "Worüber?" - "Luke.", knurrte Cal auf einmal und sah mich mit einem tödlichen Blick an. "Hier, trinken Sie.", lächelte die Ärztin schwach. "Haben Sie mir eben zugehört?", fragte sie leise nach. Ich schüttelte langsam den Kopf. "Er macht nur Scheiße. Glaub mir. Er ist daran schuld, dass ich so bin, wie ich bin. Und, vertrau mir, er wird dir das auch mit Catherine kaputt machen. Du kennst ihn nicht." Mit großen Augen sah ich dem Schotten hinterher, konnte nicht fassen, was er über meinen damaligen besten Freund sagte. Schnell zückte ich mein Handy und suchte die Nummer von Michael. Ich schrieb ihm, dass er auf sich aufpassen sollte. "Ihr Freund blieb, wie soll ich das sagen? Ihm blieb die Luft weg. Er ist auf einmal erstickt.", sagte sie so sanft wie möglich. Ich bekam aber nichts aus meinem Mund heraus. Michael war nun ein Teil unserer Band. Es war meine Idee. Ich wollte mich wieder mit ihm anfreunden, doch Calum gefiel das gar nicht. Nie verstand ich wirklich, wieso Cal die ganze Schuld auf Michael schob. Er hatte nichts getan. Eines Abends, nach einem Konzert in einer kleinen Halle, war ich noch Backstage und wollte meine Plektrums holen, da sah ich Michael und Catherine streiten. Sie waren total durcheinander. Auf einmal sah Michael zu mir, mit Tränen in den Augen. Ich konnte förmlich lesen, sehen, was er dachte, was er mir sagen wollte. Am liebsten hätte ich angefangen zu weinen. Dies war nur der Anfang. "Danke.", murmelte ich und nippte am Glas, schluckte das Wasser langsam herunter. "Sie atmen sehr unruhig, unregelmäßig.", bemerkte die Ärztin. "Alles wird gut. Sein Zustand ist nun stabil.", lächelte sie schwach, als wäre das eine gute Neuigkeit. Doch das war sie nicht. Endlich verstand ich es.
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Amnesia {Cake/Muke ff} ✔
FanfictionDas Jahr 2015 war das aller schlimmste Jahr, was Luke Hemmings je erlebt hatte. Zuerst ging es mit seiner kleinen Band bergab, dann verließ ihn seine Freundin und nun hatte der sonst so starke Blondschopf einen Autounfall. Und da das Schicksal ihn s...