Kapitel 7

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Nein, ich konnte Michael nicht verraten. 

Nachdenklich saß ich im Wohnzimmer, eingekuschelt in meiner flauschigen Decke, in der Hoffnung, dass das alles einfach endete. Oder, dass Michael gar nicht erst aufgetaucht wäre. Meine Mum war immer noch unterwegs. Sie schrieb mir eben, dass sie wahrscheinlich Überstunden machen musste und deswegen wohl erst morgen früh, oder spätestens morgen nachmittag, wiederkommen würde. Ich schrieb Calum gerade noch auf WhatsApp, dass er unbedingt vorbeikommen musste, egal, wo er gerade war. Ich wollte eine Erklärung haben, ich wollte, dass mir jemand Klarheit verschaffte. Wieso sagte Michael sowas? Irgendwas sagte mir, dass ich ihn kannte. Nervös sah ich wieder auf mein Handy, doch es kam einfach keine Nachricht. Müde legte ich das Handy einfach weg, bis es auf einmal an der Tür klopfte. Schnell raste ich dort hin, riss die Holztür geradezu auf, als nur der Postbote mit einem Paket vor mir stand. Diesen erschrockenen Blick werde ich nie wieder vergessen können. "Oh, umm, ein Paket für.. Mr. Hemmings?", fragte er etwas berührt und drückte mir das Päckchen einfach in die Hand. "Dankeschön.", lächelte ich einfach und schlug ihm wieder die Tür vor der Nase zu. Cal war nicht gekommen. Etwas deprimiert legte ich das Paket einfach auf den Küchentisch. Nun wurde auch die Neugier in mir wach. Mit einem schwachen Grinsen holte ich ein Küchenmesser und öffnete den Karton, als auf einmal ein einfacher Pullover drin lag. Verdutzt nahm ich den schwarzen Pulli heraus und roch einfach dran, denn dieser Geruch stieg mir sowieso schon in die Nase. Mein Herz fing wie wild an zu klopfen, doch ich wusste nicht wieso. Bestimmt gehörte der Pulli Calum. Mit einem Lächeln drückte ich das große Stück Stoff an meine Brust. Ohne zu zögern zog ich daraufhin mein Nirvana Shirt aus und zog den schwarzen Pullover über. Verdammt, ich fühlte mich wie neu geboren. Doch je länger der Geruch in der Luft lag, desto mehr Zweifel bekam ich, dass dieser überhaupt Cal gehörte. Er roch nämlich ganz anders, doch das war mir egal. Ich war sowas von davon überzeugt, dass er meinem Baby gehörte. Mein Calum. Zum Glück war ich nicht alleine. Mein Handy vibrierte, doch es war nicht der Schotte. 'Ist alles in Ordnung?' - 'Wenn du Hunger hast, kannst du was bestellen.' Danke, Mama. Seufzend warf ich das Handy wieder auf das Sofa und warf mich direkt hinterher. Ich war so verwirrt. Ob es Calum überhaupt gut ging? Wieder quetschte sich Michael in meine Gedanken. Verdammt, ich wollte das alles nicht mehr. Wieso konnte ich mich nicht einfach erinnern? Meine Augen musterten den Pulli, den Stoff an meinen Armen, die Liebe, die dieses Stück hergab. Es kam mir so bekannt vor. Ich hasste diese Barriere zwischen mir und meinen Erinnerungen. 


Amnesia {Cake/Muke ff} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt