Kapitel 8

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Weder Calum, noch Michael hatten sich gemeldet. Als ich in meinem Handy ein wenig die Kontakt durchgestöbert hatte, fand ich tatsächlich Michaels Nummer. Ich dachte zumindest, dass es seine war. Dabei hatte ich ihn als 'Perfektion' eingespeichert. Auf einmal hörte ich jemanden an der Tür husten, dann ein Klopfen. Schnell sprang ich auf, zog die Ärmel des schwarzen Pullis runter und öffnete die Holztür. "Calum.", lächelte ich glücklich und umarmte ihn sofort. Er erwiderte liebevoll, gab mir einen Kuss auf die Stirn und lächelte mich erleichtert an. "Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe. Ich musste arbeiten.. Außerdem war da dieser Typ im Krankenhaus.", meinte er und schweifte am Ende etwas genervt ab. "Aber ich bin froh, dass es dir gut geht, Luke.", lächelte er wieder und schloss die Tür hinter sich. Auf einmal wurden seine Augen riesig, als er den schwarzen Pulli sah. Ein breites Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus. "Der ist von dir, oder? Ich liebe ihn.", sagte ich fröhlich und ließ mich wieder in seine Arme fallen. "Eh, ja, klar.", grinste dieser und fuhr mir durchs unordentliche Haar. Seine Hände legten sich wenige Sekunden später um meine Hüfte, als er mich sanft gegen die Wand drückte und frech angrinste. "Du hast mir gefehlt, Prinzessin.", hauchte er an meine Lippen. Mit einem Lächeln wollte ich gerade antworten, doch er gab mir keine Zeit, schon legten sich seine Lippen auf meine. Schon war ich verloren. 

Müde lag ich mit Calum auf dem Sofa, der keuchend versuchte sich zu beruhigen. "Du bist das Beste, was mir je passiert ist.", grinste dieser, als er sich auf die Seite rollte und mit einem Arm abstützte. Endlich fühlte ich mich wieder geliebt, von anderen Personen, außer meiner Mutter. Plötzlich spielte sich etwas vor meinen Augen ab, was sich wie ein Spielfilm anfühlte. Du bist das Beste, was mir je passiert ist, Kleiner. Das kannte ich irgendwoher. Er beugte sich vor, küsste mich kurz, lächelte mir dann in die Augen, umarmte mich, bis ich Tränen sah. 'Wir sehen uns wieder, ja?' "Luke?" Wie aus der Trance erwacht sah ich zu Calum auf. "Mh?", blinzelte ich ihn verwirrt an. "Hörst du mir zu?", fragte er etwas verdutzt und strich vorsichtig über die Brust. Mit einem sanften Lächeln entspannte ich mich und vergaß kurz den Film vor meinen Augen. "Tut mir leid." - "Kein Ding.", lächelte Cal liebevoll. "Kannst du mir erzählen, wie ich damals war?", fragte ich etwas abwesend und richtete meinen Blick von Cals wunderschönen, braunen Augen auf zur Decke. Blonde Haare bauten sich vor meinem Inneren Auge auf. Ein wunderschönes Lächeln, was ich nie vergessen konnte. "Da gibt es viel zu erzählen.", grinste Cal und folgte meinem Blick, als er sich neben mich legte. "Wir hatten damals also eine Band.", fing er an. "Du, ich, Jack und Ben. Die zwei sind deine Brüder.", hauchte dieser vorsichtig und schluckte. Ich hatte Brüder? Wieso hatte mir Mum nie davon erzählt? "Ich glaube, du bist damals aus dem Hotel gestürmt, weil deine Brüder.. also.." Er räusperte sich und wurde immer leiser. "Erzähl es mir, Calum." Es fiel ihm wirklich schwer, dass sah man ihm an. "Sie sind bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.", murmelte er, als wäre es seine Schuld. "Die zwei wollten zu einem Konzert von uns in Russland.", erzählte er weiter, bis er einfach schwieg, aber nur kurz. "Du siehst genauso aus wie sie. Ich kannte die zwei schon etwas länger, Jack und Ben waren auf meiner Schule, damals." Es fühlte sich gerade so an, als würde die Welt stehenbleiben. Denn ich konnte mich an die traurige Beerdigung erinnern. Wir trugen alle schwarz. Über fünfzig Menschen im Regen warfen Erde in das tiefe Loch. Und ich warf als einziger eine weiße Rose hinein, weil ich wollte, dass ich für meine Brüder in Erinnerung blieb. Was Cal aber nicht wusste, war, dass mir stumm Tränen über die Wange liefen. 


Amnesia {Cake/Muke ff} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt