Kapitel 28

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Luke:

"Michael?!", schniefte ich in den Hörer, doch die Leitung hängte sich selbst auf und ich sah gebrochen zu Ashton, der die Tür nochmals verriegelte. "Wenn er tot ist, ist das alles eure Schuld.", sprach ich etwas lauter, gefährlicher. Der Lockenkopf sah dann besorgt zu mir und seufzte. "Luke, ich bin mir sicher, dass er kein Idiot ist. Also, Michael. Er wird das schon schaffen, keine Angst.", versuchte er mich zu beruhigen, kam näher auf mich zu, doch ich schubste ihn weg von mir und war bereit ihn zu schlagen. "Luke.", sagte er etwas enttäuscht und wollte seine Hand an meine Schulter legen, doch ich wich zurück und schrie: "Lass mich hier raus, ich will hier nicht bleiben!" Auf einmal dachte ich an Liz und schon wieder liefen mir die Tränen über die Wangen. Ich rannte zur Tür, versuchte sie zu öffnen, doch es gelang mir nicht. "Mach auf!", schrie ich lauthals und drehte mich wütend zu Ashton um, doch dieser sah mich nur ernst an. "Willst du da draußen draufgehen?", fragte er mich und verschränkte seine starken Arme vor seiner Brust. "Wenn es sein muss, ja."

Ich konnte mich auf einmal dran erinnern, wie ich mit Michael zur Schule ging. Wir wollten schon damals zusammen Musik machen, wollten, dass die Gitarren wieder zurück in die Musik kamen. Da haben wir viele Bands gefeiert, wie Green Day, Nirvana, Blink-182 und eine davon war auch Kodaline. Sie war etwas unbekannt, aber wir kannten die Jungen, die jetzt eine erfolgreiche Band geworden waren. Sie lebten meinen Traum. Steve war immer ein Außenseiter, aber er hatte das geschafft, wovon so viele Menschen träumten. Wäre Michael damals nicht gewesen, wäre ich wohl mit Steve befreundet gewesen. Aber auch das wäre nicht schlimm gewesen. Vincent war auch so einer, er hatte den Willen und es geschafft das zutun, was ihn glücklich machte. Was er wollte. Was er für richtig hielt. Auch, wenn es seine Existenz gekostet hätte, zog er es durch. Jede große Sache könnte alles ruinieren. Eine Band kann ein Leben verändern. Eine Bombe kann viele Leben verändern. Viele Attentate und Morde kann alles verändern. Ich wünschte, dass ich so stark sein könnte wie Steve und Vincent. Ja, langsam kamen mir immer mehr Dinge in den Kopf, die ich längst vergessen oder verdrängt hatte. Oder Sachen, die mir die Amnesie genommen hatte. Müde ging ich durch die leeren Straßen, merkte, dass ich nicht alleine war, doch es war mir egal. Was würde Steve in dieser Situation tun? War er auch tot? Wie würde er reagieren, wenn er seine Mutter tot in einem Restaurant auffinden würde? Was würde Vincent tun? Gedankenverloren steckte ich meine Hände in die Hosentaschen und sah mich um. Mein Akku war leer, Michael konnte ich nicht mehr erreichen. Er hatte es davor aber auch nicht getan, vielleicht ja jetzt? Hatte er die Explosionen gehört? Ob er schon die Tode gezählt hatte? Ob er selbst schon tot war? Meine Schritte wurden schneller und ich traute mich nicht, nach hinten zu schauen. Ich war sowieso schon fast da, fast war ich bei Michaels Wohnung. Sein Auto stand dort. Und was ich auf dem Beifahrersitz sah, raubte mir den Atem. Er hatte sie wirklich umgebracht. Wo war Michael? Ich rannte zu der Eingangstür, aber sein Namensschild war verschwunden. Besorgt klingelte ich trotzdem und schon öffnete sich die Tür. Mit einem schlechten Gefühl im Magen ging ich langsam nach oben, hob ein Bein nach dem Anderen, bis ich an seiner weißen Tür stand. Das Schild war hier auch weg. Besorgt versuchte ich durch den Spion etwas zu erkennen, doch leider sah ich nichts. Auf einmal öffnete sich die Tür und ein Schwarzhaariger zielte mit einer silbernen Waffe auf mich. Doch das erste Mal verspürte ich keine Angst mehr, gegenüber den Kiwijungen. "Na?", grinste er und entsicherte die Pistole. "Lass mich rein.", sagte ich ernst und wollte an ihm vorbei gehen, doch er stellte sich in den Weg und zielte mit der Waffe an meine Stirn. Hinter Calum sah ich Michael, gefesselt. Er lag an eine Heizung gelehnt, war nackt bis auf seine Boxershorts, hatte die Augen zu. Ich hoffte so sehr, dass er nicht tot war. Mit einem Schlag erwischte ich Calums Kopf. Er fiel zu Boden, womit ich mir freie Bahn verschaffte und zu Michael rannte. Kurzerhand warf ich ihn über meine Schulter und rannte aus dem Haus. Ich hörte Schüsse im Treppenhaus, die Eingangstür öffnete sich. Der Schotte schoss wild um sich, bis er uns erblickte und fies grinste. Mit einem Tritt entsorgte ich die Leiche meiner Ex Freundin aus dem Auto und legte Michael auf seinem Rücksitz ab. Schnell startete ich den Motor und raste los. 



Amnesia {Cake/Muke ff} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt