*1

4.5K 199 11
                                    

~flashback~

Gelangweilt betrachtete ich meine Mutter wie sie in meinem Zimmer auf und ab lief. Sie nahm einen weiteren Schluck ihres Whiskys und schaute mich dann durchdringend an. "Wo ist es? Sag mir wo es ist du kleine Schlampe!" Und schon landete ihre Hand auf meiner Wange.

"Vergiss es 'Mutter', ich werde dir garantiert kein Geld geben nur damit du noch mehr Alkohol kaufst! Merkst du überhaupt noch was hier los ist? Du hast mich gerade geschlagen! Du schlägst deine eigene Tochter! Verstehst du das?",schrie ich sie an und beobachtete sie dabei wie sie alle Schubladen auf riss und dort nach dem Geld suchte. Nein, natürlich verstand sie nicht was ich sagte oder was sie tat, sie war so voll, dass sie wahrscheinlich ihre eigenen Worte nicht mehr verstand!

"Jetzt halt deine Fresse und gib mir das Geld! Ich bin deine Mutter und du wirst gefälligst auf mich hören, verstanden?" Sie kam bedrohlich nah auf mich zu und drückte mich gegen meine Zimmertür. Während sie mich anschrie, roch ich den Alkohol in ihrem Atem ganz intensiv und hielt reflexartig die Luft an. Ich löste mich aus ihrem Griff und stellte mich vor die betrunkene Frau. Warum ich keine Angst hatte? Ganz einfach, meine Mutter war so gut wie jeden Tag stockbesoffen und ich gewöhnte mich mit der Zeit daran. Schon seit ich 13 war musste ich auf sie aufpassen und nicht umgekehrt und jetzt, vier später später hatte sich immer noch nichts geändert.

"Was willst du machen wenn ich es nicht tue? Du brauchst Hilfe! Warum verstehst du das denn nicht? Der Tod deines Mannes gibt dir noch lange nicht das Recht mich so zu behandeln! Denkst du nicht das ich selber genug mit mir zu kämpfen hatte? Es ist nicht nur dein Mann gestorben, sondern auch mein Vater! Vielleicht hätte ich dich als Mutter gebraucht und was machst du? Du besäufst dich und vernachlässigst mich!", schrie ich meine Mutter an. Ich verachtete diese Frau langsam. Immer wieder tat sie das Selbe! Und wer musste darunter leiden wenn die Mutter stockbesoffen durch die Wohnung läuft? Ich!

Meine Mutter sah mich schief lächelnd an.Ich wusste nicht was sie gerade dachte, oder ob sie überhaupt etwas dachte, aber um ehrlich zu sein wollte ich es auch nicht wissen, denn egal was sie mir sagen würde es würde mich verletzen. Da war ich mir sicher! Sie lachte kurz leise auf und begann dann zu sprechen: "Dein Vater... du glaubst ich würde das hier tuen wegen deinem 'Vater'? Ich bin mir zwar nicht sicher ob er, oder irgendein anderer Typ mit dem ich geschlafen habe dein Erzeuger ist, aber egal wer es war, ich hasse ihn dafür! Denkst du es ist schön so eine kleine Schlampe an der Backe zu haben? Denkst du es ist toll für jemanden wie dich zu sorgen? Wäre dein dähmlicher Vater nicht gewesen, hätte ich dich auch einfach abgetrieben. Aber nein dieser egoistische Arsch wollte dich natürlich behalten! Du bist nicht meine Tochter und ich nicht deine Mutter! Du bist ein Niemand für mich. Du bist mir sowas von egal!"

"Ok mum, weißt du was? Ich habe keine Lust mehr auf die ganze Scheiße hier! Ich stelle dir jetzt ein Ultimatum! Entweder du gehst sofort in Therapie und hörst mit dem Alkohol auf, oder ich verschwinde und du wirst mich nie wieder sehen!" Die Frau gegenüber von mir lachte verachtend auf. Sie holte ein weiteres Mal aus und traf erneut meine Wange die nun wie Feuer brannte.

"Ok, das reicht! Ich bin weg! Komm alleine klar!" Ohne weiter darüber nachzudenken, holte ich meine Jacke, mein Handy und meine Schlüssel und ging aus der Wohnung. Sie hatte die Wahl, doch was erwartete ich von einer Alkoholsüchtigen? Dass sie ganz plötzlich ihre Fehler einsehen würde und eine Therapie beginnen würde? Wohl eher nicht!

Der stinkende Geruch von Alkohol kroch mir erneut durch die Nase als ich das Treppenhaus runter und an den leeren Wodkaflaschen vorbei ging. Fluchend nahm ich die fünf Flaschen in die Hand und brachte sie zum Mülleimer. Die Nachbarn mussten ja nicht unbedingt mitbekommen wie meine Mutter drauf war.

Ich zog meine Jacke enger an meinen Körper und hockte mich auf mein Motorrad, setzte mir meinen schwarzen Helm auf und atmete noch einmal tief durch. Wenn ich jetzt fuhr, würde ich hoffentlich nie mehr wieder kommen. Ich startete meinen Motor. Jetzt oder nie. Der Schnee auf dem Boden glänzte und ließ alles in eine fröhliche Weihnachtsstimmung tauchen. Sollte ich meine Mutter alleine lassen? Jetzt? Genau an Weihnachten? Aber was änderte es bitte ob ich heute oder nächste Woche ging? Meine Mutter würde niemals einsehen was sie falsch gemacht hatte. Ich gab Gas und mein Motorrad setzte sich in Bewegung. Zentimeter für Zentimeter entfernte ich mich mehr und mehr von meiner Heimat. Es gab also kein Zurück mehr!

Die Straßen waren wie leer gefegt. Kein Mensch war zu sehen. Aber jeder normale Mensch war auch gerade bei seiner Familie und feierte. Aber ich bin nicht normal. So war ich noch nie.Ich fuhr einfach weiter durch die Straßen, ohne zu wissen wo ich eigentlich hin wollte. Ich könnte bei meine 'Freunde' fahren, doch ich kannte sie in Wahrheit kaum. Ich feierte mit ihnen, hatte mit ihnen Spaß, aber kennen tat ich sie nicht.

Ich entdeckte rechts neben mir eine Tankstelle und beschloss einfach mal anzuhalten und mir etwas Trinken zu besorgen. Wenn ich schon alleine war, dann wenigstens besoffen! Ich betrat den Laden und war überrascht wie viele Leute doch hier waren. Drei ältere Herren, so um die 70, saßen an einem runden Tisch und spielten Karten und ein junges Paar ging händchen haltens durch den Laden und redete lächelnt miteinander.

Eine junge Frau an der Kasse mit langen blonden Haaren lächelte mich freundlich an. "Was darf's denn sein?" Auch ich lächelte ihr freundlich zurück und überlegte dann was ich mir kaufen wollte. Einfach Alkohol! Das wäre doch schonmal praktisch! "Eine Flasche Jack Daniel's und eine Packung-"

"Alle legen sich jetzt sofort auf den Boden! Das hier ist ein Überfall!"

The day after yesterday ||girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt