Regentropfen klatschten gegen das Fenster meines Zimmers, als ich am Morgen erwachte.
„Typisch Irland", dachte ich, während ich die Bettdecke zurückschlug.Um ehrlich zu sein, machte mir der Regen aber nicht viel aus. Ich freute mich auf den Ausflug nach Dublin - mit oder ohne Sonne. Zunächst begann ich diesen Tag jedoch mit einer ausgiebigen Dusche und dachte nach. Über den gestrigen Tag, über das Golfen mit Niall und vor allem darüber, was ich ihm erzählt hatte.
Ob es richtig gewesen war, ihm nach so kurzer Zeit das größte Geheimnis aus meiner Vergangenheit anzuvertrauen? Was, wenn er seinen Freunden alles, jede Kleinigkeit berichten würde? Ich konnte mir nicht sicher sein und doch fühlte es sich irgendwie richtig an, es getan zu haben. Als ob eine Art Verbindung zwischen uns bestand, die alle meine Ängste und Zweifel wegwischen ließ.
Während ich ein üppiges Frühstück zu mir nahm, leistete Ann mir Gesellschaft. Eigentlich kam mir das ganz gelegen, denn so konnte ich ihr die Gedanken mitteilen, welche mich beschäftigten.
„Kann ich dich was fragen, Ann?"
„Aber natürlich, Bel." Ihre rehbraunen Augen schauten mich freundlich an. Sie war ein unglaublich liebenswerter Mensch, dessen Meinung ich innerhalb weniger Tage zu schätzen gelernt hatte. Deswegen war es mir auch so wichtig, mit ihr über dieses Thema zu reden.
Ich holte tief Luft, bevor ich zu sprechen begann. „Also ich habe einer Person, die ich erst relativ kurz kenne, etwas anvertraut, was in meiner Vergangenheit passiert ist..." Ich machte eine kurze Pause, um mich zu sammeln. „Und ich wollte dich fragen, ob du das für falsch hältst oder ob du das vielleicht auch getan hättest."
Nun legte Ann ihre Hand beruhigend auf meinen Arm, während sie leicht schmunzelte. „Du möchtest jetzt eine Antwort, von jemandem, der schon ein klein wenig Lebenserfahrung besitzt, sehe ich das richtig?"
Als ich nickte, fuhr Ann fort. „Es mag dich jetzt vielleicht überraschen Bel, aber es ist nicht unbedingt ausschlaggebend wie lange du eine Person kennst, der du ein Geheimnis erzählst, sondern wichtig ist, was dein Gefühl dir dazu sagt. Es gibt Menschen, die kennt man zwanzig Jahre und man würde ihnen nicht das Geringste über sich erzählen und umgekehrt gibt es welche, die kennt man erst wenige Tage und man würde ihnen alles anvertrauen. Das ist einfach...", sie stoppte kurz. „Wie soll ich dir das am besten begreiflich machen?"
„Du meinst, es fühlt sich dann richtig an diese Person alles wissen zu lassen?", fragte ich zögernd.
„Ja, so in etwa. Es ist eine Art starke Verbindung, die dazugehört, am besten zu vergleichen mit einer Seelenverwandtschaft."
Waren Niall und ich etwa seelenverwandt? Das hörte sich total komisch an und doch schien es irgendwie zusammen zu passen. Hatte ich intuitiv gehandelt, weil ich mich auf irgendeine Art und Weise zu ihm hingezogen fühlte?
„Und was ist, wenn ich mich doch geirrt haben sollte?", wollte ich wissen.
„Dann hätte dein Gefühl dich total in die Irre geleitet aber ich glaube nicht, dass es so ist", bemerkte sie lächelnd.
Obwohl ich keinen Namen genannt hatte, machte sich das Gefühl in mir breit, dass Ann ahnte, um wen es ging. Plötzlich nahmen wir beide ein lautes Hupen wahr.
„Das ist Niall", bemerkte ich lächelnd. Mittlerweile hatte sich der Hupton des Range Rovers bei mir eingeprägt.
„Dann solltest du ihn nicht länger warten lassen", meinte Ann augenzwinkernd.
Ich schnappte mir meine Kapuzenjacke und meine Handtasche, die bereits über dem Stuhl hing, verabschiedete mich schnell von Ann und spurtete nach draußen. Die Beifahrertür stand einen Spalt offen, so dass ich nur noch einzusteigen brauchte, was ich auch schnellstmöglich tat, da der Regen gerade heftiger wurde.
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Teach me to touch you
FanfictionBerührungsängste! Die 18- Jährige Belita leidet seit vier Jahren unter einem Trauma, ausgelöst durch ein schlimmes Erlebnis aus ihrer Vergangenheit. Sie kann es nicht ausstehen, wenn ein fremdes männliches Wesen ihr zu nahe kommt und sie berührt, eg...