34. Catalyst

11.6K 637 167
                                    

Die EMAs waren wirklich ein Riesenspektakel und die beiden Preise, die die Jungs einheimsen konnten, ließen sie fast vor Freude ausrasten. Ich hatte sie selten in solch einer grandiosen Stimmung gesehen. Ihre Musik schien ihnen wirklich alles zu bedeuten. Sie konnten sich absolut glücklich schätzen, dass sie ihre Bestimmung gefunden hatten, was den Beruf anging.

Und wieder einmal tauchte kurz der Gedanke in meinem Kopf auf: Was sollte ich in Zukunft tun? Doch binnen Sekunden verflog er wieder, weil nun die große Aftershow Party losging. Niall ließ meine Hand nur los, wenn er mir ein frisches Glas Champagner besorgte, ansonsten konnten alle sehen, dass wir zusammen gehörten. Das Ganze fühlte sich an wie ein gigantischer Traum, aus dem ich nicht erwachen wollte.

Doch alle Träume gingen irgendwann zu Ende und so flogen wie am Montag wieder zurück nach London, wo Niall und ich es uns zunächst auf seinem Sofa gemütlich machten. Er hatte unseren Lieblingstee gekocht, welchen wir genüsslich tranken, während wir eine DVD schauten. Ich liebte diese Kuschelstunden zu zweit, vor allem nach diesem hektischen, turbulenten Wochenende. Als sich plötzlich ein leichtes Ziehen in meinem Unterleib bemerkbar machte, murmelte ich: „Lass mich mal aufstehen, Blondie."

Niall ließ mich los, ich erhob mich und fühlte seinen Blick auf mir, als ich das Badezimmer betrat. Ich hatte es geahnt, meine Tage waren gekommen aber Gott sei Dank nicht so heftig wie sonst und die Schmerzen, die sich für gewöhnlich immer einstellten, blieben nur bei dem gemäßigten Ziehen in meinem Bauch. Das musste wohl an der Pille liegen, also hatte der Eingriff in den Hormonhaushalt wenigstens auch eine positive Seite. Nachdem ich wieder in das Wohnzimmer zurückgekehrt war und meinen Platz in Nialls Armen eingenommen hatte, fragte er sofort: „Alles klar, Süße? Du siehst so blass aus."

Dann gab er mir einen sanften Kuss auf die Nasenspitze, den ich mit einem Grinsen quittierte.
„Ja, es ist alles ok, hab nur meine Tage bekommen."

„Soll ich dir eine Wärmflasche machen?", lautete seine nächste, besorgte Frage.

Ich schüttelte leicht meinen Kopf. „Nein, es ist nicht so schlimm wie sonst, liegt wohl an der Pille. Aber du darfst gerne deine Hände auf meinen Bauch legen."

Das tat er dann auch, und wie immer, überaus vorsichtig. Es fühlte sich gut an, die Wärme zu spüren, welche von seinen Händen ausging und es bewirkte, dass ich das Ziehen fast gar nicht mehr spürte.

„Dr. Horan hat es mal wieder gerichtet", flüsterte ich ihm ins Ohr, was ihn zu einem schelmischen Grinsen animierte.

„Ich würde sagen, Dr. Horan hat jetzt ein paar Tage Pause", meinte er dann.

„Aber nur, was die innerliche medizinische Versorgung angeht, die äußerliche kannst du ja weiterhin übernehmen", kam es prompt von mir.

Niall lachte leise vor sich hin und flüsterte mir dann ins Ohr: „Du glaubst gar nicht, was für ein großes Opfer es für mich bedeutet, dir nicht alles zur Verfügung stellen zu können, was das angeht."

„Doch, das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen."

Nialls Handy unterbrach mal wieder urplötzlich unsere Konversation. Er warf einen raschen Blick darauf, um zu sagen: „Das ist Darragh, bin gespannt, was er will."

Ich wusste, dass Niall oft mit seinen Freunden in Irland telefonierte, was mir aber nichts ausmachte. Nach wie vor fand ich es toll, dass er den Kontakt zu ihnen aufrechterhielt, obwohl sein Leben seit Jahren ganz anders verlief als ihres. Die Unterhaltung musste wohl sehr wichtig sein, denn Niall stand plötzlich vom Sofa auf, um sich in das Schlafzimmer zurückzuziehen. Seit wann hatte er denn Geheimnisse vor mir?

Teach me to touch youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt