08. Unexpected

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Mit großer Mühe unterdrückte ich zunächst einen Schrei, während mein Herz zu rasen begann.
„Bleib ganz ruhig, Bel, es ist nur Niall, der neben dir liegt", versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Dann begann mein Gehirn zu arbeiten.

Was war passiert? Warum lag ich in Nialls Armen? Ich war mir so sicher gewesen, dass er sein Versprechen, mich nicht zu berühren, nicht brechen würde aber ich schien mich in dieser Hinsicht wohl getäuscht zu haben. Und dann bemerkte ich etwas, was mich noch mehr verwirrte: Wir lagen auf seiner Seite des Bettes!

Nachdem es mir gelang, meine Atmung einigermaßen unter Kontrolle zu bringen, versuchte ich mir zusammenzureimen, was wohl geschehen war.
„Denk nach, Belita!", sagte ich in Gedanken zu mir selbst.

Da ich in seinem Territorium lag, konnte er also nicht an mich herangerückt sein. Demnach musste ich es gewesen sein, die ihm immer näher gekommen war! So nahe, dass er mich vielleicht in seine Arme genommen hatte, um das Schlafen für uns beide komfortabler zu gestalten oder vielleicht auch, um mir das Gefühl zu geben, dass er mich vor dem Gewitter beschützen würde.

Ich wusste es nicht genau aber so in etwa musste es sich zugetragen haben und demnach konnte ich ihm keinen Vorwurf machen. Die einzige Frage, die ich mir stellte, war, warum ich ihm so nahe gekommen war. Mein Unterbewusstsein schien das veranlasst zu haben aber wieso? Während all diese Fragen in meinem Kopf umher schwirrten, bewegte Niall sich plötzlich und öffnete langsam seine Augen. Sein Blick, als er mich anschaute, drückte eine gewisse Unsicherheit aus.

„Guten Morgen, Bel", murmelte er, während seine Arme sich von meinem Körper zurückzogen.

„Guten Morgen, Niall", erwiderte ich mit leicht spöttischem Unterton in der Stimme. Dann rutschte ich langsam auf meine Seite des Bettes, um ihm anschließend eine Frage zu stellen: „Kannst du mir bitte mal erklären, was das sollte?"

Er wusste sofort, worauf ich hinauswollte, denn er richtete sich auf und antwortete ohne Umschweife: „Also..., du bist immer näher an mich herangerückt. Irgendwann warst du dann auf meiner Seite vom Bett und zwar so nahe, dass es für uns beide bequemer war, meine Arme um dich zu legen. Als ich das getan habe, wurdest du total ruhig und hast tief und fest geschlafen. Ich hoffe, du nimmst mir das jetzt nicht übel... Und ich habe wirklich versucht, dich zu wecken, leider ohne Erfolg."

Meine Vermutung stimmte also: Ich war an ihn herangerückt. Was zum Teufel hatte ich mir dabei nur gedacht? Alles was ich in dieser Situation tun konnte, war, ein lautes Seufzen von mir zu geben, was Niall wiederum zu einem: „Es tut mir echt Leid aber was hätte ich denn tun sollen?", zu sagen veranlasste.

„Weiß ich auch nicht", brachte ich verwirrt hervor. „Ich frage mich nur, warum ich das getan habe, verstehst du?"

Er überlegte kurz und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht, weil dein Unterbewusstsein es so wollte."

„Soweit war ich auch schon... aber warum wollte es das?"

„Keine Ahnung, diese Frage darfst du mir nicht stellen, ich bin kein Psychologe."

Er war zwar kein Psychologe aber er hatte innerhalb von einer Woche etwas geschafft, wozu meine Psychologin seit vier Jahren nicht in der Lage zu sein schien: Er durfte seine Arme um mich legen, ohne dass ich total ausrastete!

Diese Erkenntnis traf mich wie ein Blitz und machte mich auch irgendwie stolz. Ich hatte nicht geschrien, war nicht weggelaufen und hatte ihm nicht die Hölle heiß gemacht, weil er mich berührt hatte. Das war wirklich ein riesiger Fortschritt!

Außerdem formte sich eine Erklärung für die ganze Sache in meinem Kopf: Meine Angst vor Gewittern, musste mich dazu veranlasst haben, die Nähe eines Menschen zu suchen. Das tat ich schon von klein auf. Früher war ich immer in Günthers Bett gekrochen, wenn es mal gestürmt hatte. Große Brüder beschützten eben ihre kleinen Schwestern und irgendwie schien das noch in meinem Hinterkopf zu sein.

Teach me to touch youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt