28. Code Words

16K 744 211
                                    

Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich Nialls warmen Körper an meinen gepresst. Seine regelmäßigen Atemzüge verrieten, dass er noch tief und fest zu schlafen schien, während meine Gedanken zurück zur letzten Nacht wanderten. Erst jetzt begann ich alles zu realisieren und zu verarbeiten.

Jede einzelne Berührung und die daraus resultierenden Emotionen wurde von mir analysiert. Das sanfte Streicheln seiner Hände auf meiner Haut, das den Wunsch in mir auslöste, dass er dies für ewig tun würde. Die Liebkosung seiner Lippen, die das Feuer in mir brennen ließen, weil er dies genau an der richtigen Stelle tat. Doch es gab absolut nichts, was sich besser anfühlte, als mit ihm zu schlafen. Und genau das machte die letzte Nacht so vollkommen. Es war einfach perfekt gewesen.

Als ich meine Augen schloss und mich auf nichts anderes konzentrierte, erlebte ich all das noch einmal. Zum allerersten Mal die letzte aller Berührungen zu testen, war so etwas Einmaliges, dass ich plötzlich Angst bekam, es sei durch nichts mehr zu überbieten. Was hatten meine Freundinnen mir da bloß für einen Scheiß erzählt? Langsam aber sicher kam ich zu der Überzeugung, dass sie sich wohl für ihr erstes Mal den falschen Typen ausgesucht haben mussten.

Mit Niall war alles so einfach und trotzdem emotionsgeladen gewesen. Am meisten überraschte mich jedoch die Tatsache, dass jeder die Gefühle des anderen wahrzunehmen schien. Irgendwie überwältigte mich das total, denn noch nie zuvor hatte ich einen Menschen so nahe an mich herankommen lassen wie ihn und das in jeglicher Hinsicht. Das Wichtigste für mich war jedoch, dass ich es nicht bereute, die letzte aller Berührungen zugelassen zu haben. Alles war so, wie es sein sollte. Realität und Traum vermischten sich nicht mehr, denn sie waren seit letzter Nacht zusammen verschmolzen.

Es war ein absolut gutes Gefühl Niall neben mir liegen zu wissen, schlafend und total entspannt. Meine Augen wanderten über sein hübsches Gesicht, um anschließend über seinen Oberkörper zu gleiten, der nicht von der Decke eingehüllt war. Diese begann erst ein Stück tiefer, an jener Stelle wo sein Bauchnabel lag. Ich hätte stundenlang dasitzen können und ihn einfach nur anschauen, doch irgendwann meldete sich der Wecker, der Niall nun aus dem Schlaf riss. Fast hätte ich es vergessen, dass heute wieder ein Konzert anstand.

Ich beobachtete wie er langsam seine Augen aufschlug, um verwirrt zu murmeln: „Wer hat das Scheißding angestellt? Ich bin so müde..."

Nun küsste ich ihn sanft auf die Nasenspitze, was er mit einem leichten Grinsen quittierte.
„Hast du gut geschlafen, mein kleiner Rotschopf?", wisperte er.
„Ja und du?"

Niall zog mich zu sich, so dass ich in seinem Arm liegen konnte.

„Ich hab super toll geschlafen." Er hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, was mich zum Lächeln brachte. „Geht's dir gut, Bel?", fragte er anschließend.

„Ja, klar. Mir geht es absolut super. Ich meine... nach dieser Nacht kann es mir doch nur geht gehen..."

Ich wollte ihn wissen lassen, dass er alles absolut richtig gemacht hatte und dass ich nichts bereute. Als mein Blick auf seine Schulter fiel, bekam ich jedoch Gewissensbisse. Der Abdruck meiner Zähne war klar und deutlich zu sehen. Ich fühlte mich wirklich schlecht, weil ich die Schuld daran trug.

„Wie geht es deiner Schulter?", fragte ich zögernd, während eine leichte Röte über mein Gesicht zog.

Nun grinste Niall breit. „Der geht's schon wieder spitze, ich merke eigentlich kaum etwas."
Trotz seiner Antwort behielt ich ein schlechtes Gewissen und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Stelle.

„Jetzt heilt es bestimmt schneller", meinte ich. Wie hatten meine Gefühle nur so mit mir durchgehen können?

Niall lachte leise. „Weißt du, Bel, so was kommt vor, also bleib ganz entspannt. Ich werde dich auch nicht damit aufziehen, versprochen."

Nachdem wir uns geduscht und angezogen hatten, suchten wir unseren Besprechungsraum auf, um gemeinsam mit den anderen zu frühstücken. Louis und El erschienen kurz nach uns, die anderen waren schon da, selbst Zayn, die alte Schlafmütze.

Teach me to touch youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt