Pünktlich um halb elf hielt ein schwarzer Range Rover vor Ann und Sams Haus. Ich sah Niall herausspringen, denn das Fenster meines Zimmers ging zur Straßenseite hinaus. Schnell griff ich nach meiner großen Tasche, die ein Badetuch, mein Buch, das ich gerade las, und reichlich Sonnencreme enthielt.
Meinen Rücken hatte ich mir bereits von Ann eincremen lassen, denn Nelia war immer so unzuverlässig, wenn es um so etwas ging. Kein Wunder, denn sie besaß im Gegensatz zu mir den etwas dunkleren Hautteint unserer Mutter, während ich eher die helle Haut unseres Vaters geerbt hatte.
Bevor ich im unteren Stockwerk eintraf, hörte ich schon Nialls Stimme. Er begrüßte Ann wie immer sehr freundlich. Dann sah er mich und lächelte. Irgendwie hatte ich mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass er jetzt so freundlich zu mir war.
„Bist du fertig, Bel?"
„Ja, klar. Es kann losgehen."
Ann hatte wie immer Proviant eingepackt, der für eine ganze Kompanie reichte. Sie lebte wohl in Angst, dass ich verhungern würde. Als ich mich von ihr verabschiedete, wünschte sie uns viel Spaß und verschwand anschließend wieder in der Küche.
Ich folgte Niall zu seinem Auto und stellte fest, dass nur noch der Beifahrersitz frei war. Für mich stellte es jedoch das kleinere Übel dar, neben Niall, der trotzdem noch weit genug von mir entfernt saß, meinen Platz einzunehmen, als in den hinteren Teil des Wagens einzusteigen, denn Dylan, Sean, Darragh und Nelia quetschten sich zu viert auf die Rückbank.
Nelia, deren Hals schon wieder mit Knutschflecken übersäht war, hatte es sich auf Darraghs Schoß bequem gemacht und ich musste unwillkürlich schmunzeln, als ich das sah.
„Guten Morgen, Bel", riefen alle im Chor, als ich in den Wagen stieg. Ich grinste nur und erwiderte: „Das habt ihr aber schön geübt."
„Extra für dich", rief Darragh nach vorne.
Inzwischen war Niall auch eingestiegen, denn er hatte erst noch meine Tasche im Kofferraum verstaut. „Kann es losgehen, ihr Pappnasen?", rief er nach hinten und die anderen antworteten sofort mit ja.
Während der Fahrt schaute ich mir die Landschaft an. Saftige Wiesen, grüne Felder und in der Ferne waren sogar kleine Hügel zu sehen. Irland war definitiv anders als Deutschland und auch anders als Spanien, aber es gefiel mir.
Mit gemischten Gefühlen stieg ich aus dem Wagen, als wir endlich unseren Zielort erreichten. Der See war größer, als ich ihn mir vorgestellt hatte, und es tummelten sich schon jede Menge Leute im Wasser. Bei dieser Kälte! Ich würde definitiv nur ein Sonnenbad nehmen, soviel stand fest. Sollten die anderen ruhig ins Wasser gehen, ich hatte ja extra mein Buch mitgenommen, damit ich mich nicht langweilen musste.
Die Jungs und Nelia konnten es tatsächlich kaum erwarten, im See zu schwimmen und ich konnte nicht fassen, wie abgehärtet meine kleine Schwester geworden war! Vor ihrem Irland Aufenthalt wäre sie nie und nimmer bei diesen Temperaturen ins Wasser, das wahrscheinlich eiskalt war, gesprungen. Da das für mich nicht in Frage kam, legte ich mich auf mein Badetuch, holte mein Buch hervor und begann zu lesen.
Nachdem ich drei Kapitel beendet hatte, klappte ich das Buch zu, um meine Augen über den See und die Landschaft schweifen zu lassen. Im Augenwinkel sah ich Niall auf mich zukommen, der wohl einstweilen genug vom Schwimmen zu haben schien. Er ließ sich neben mir nieder und grinste. Seine nassen Haare klebten am Kopf und ließen ihn irgendwie lustig aussehen, doch das Blau seiner Augen kam noch tiefer hervor, als er mich anschaute. Dann fiel sein Blick kurz auf meinen Roman.
„Vampire, aha."
„Ja, was dagegen?"
Ein Schulterzucken war die Antwort. „Ich kann damit nicht wirklich etwas anfangen, weil sie nicht existieren."
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Teach me to touch you
Fiksi PenggemarBerührungsängste! Die 18- Jährige Belita leidet seit vier Jahren unter einem Trauma, ausgelöst durch ein schlimmes Erlebnis aus ihrer Vergangenheit. Sie kann es nicht ausstehen, wenn ein fremdes männliches Wesen ihr zu nahe kommt und sie berührt, eg...