Zwei Monate später saßen Nelia und ich im Flugzeug nach Dublin, Irlands Hauptstadt. Ich hatte es tatsächlich getan. Warum nur hatte mich das kleine Biest wieder einmal herum kriegen können? Sie war so aufgeregt, weil sie ihren Darragh bald sehen würde, dass sie letzte Nacht kein Auge zugetan hatte. Das rächte sich nun. Ihr Kopf lehnte an meiner Schulter und drückte meine langen, roten Haare platt, während sie selig schlief. Seufzend versuchte ich meine Schwester wach zu rütteln.
„Püppi, wir landen gleich, mach die Äuglein auf", wisperte ich in ihr Ohr. Ein leises Schnarchen war die Antwort.
„Nelia!"
Das wirkte. Sie schnellte hoch und schaute sich verstört um.
„Sind wir schon da?", fragte sie verschlafen.
„Wir landen in zwanzig Minuten und ich will hoffen, dass Darragh uns wirklich abholt", sagte ich gereizt.
Alle hatten sich gegen mich verschworen, was diese Reise anging. Meine Eltern waren einverstanden, weil meine Psychologin der Ansicht war, dass mir ein Aufenthalt in einem fremden Land gut tun würde. Meine beiden großen Brüder überredeten mich dazu, Nelia doch den Gefallen zu tun und nicht so stur zu sein. Und sogar meine Großeltern väterlicherseits, die zu Besuch kamen, teilten die Ansicht meiner Eltern. Somit war ich überstimmt. Aus und Ende.
Aber vielleicht war es ja gar nicht so schlecht, dass ich mal raus kam aus meinem Alltagstrott. Mit einem Abitur von 1,4 konnte ich mehr als zufrieden sein und lehnte mich nun entspannt zurück. Nie wieder Schule!
Meine Psychologin hatte meinen Eltern und mir tatsächlich vorgeschlagen, dass ich mir eine Auszeit von einem Jahr nehmen sollte, um mich selbst zu finden. So jedenfalls drückte sie sich aus. Und meine Eltern fanden das toll! Die Irland Reise sollte der Beginn eines neuen Lebens werden. Nur: So einfach ging das nicht. Ich nahm meine Ängste mit, zumindest einen Teil davon. Aber das war wohl der Plan meiner Psychologin. Etwas mitzunehmen, um es dann zu verlieren.
Die Anschnallzeichen erschienen über den Sitzen und ich gurtete mich fest. Nelias dunkelbraune Augen trafen sich mit meinen dunkelgrünen und wir grinsten uns an.
„Irland, wir kommen!", sagte sie und ich nickte zur Bekräftigung.
Kurz darauf landeten wir endlich in Dublin. Nachdem wir die Passkontrolle durchschritten hatten, holten wir unser Gepäck vom Band, und standen dann vor einer Tür, die sich automatisch öffnete.
Nelia stürmte nach vorne und warf sich einem schlanken Typen an den Hals, den ich sofort als Darragh identifizierte. Schließlich hatte meine Schwester mir genügend Bilder von ihm gezeigt. Er war ungefähr 1,80 m groß, sah nicht schlecht aus und besaß dunkle Haare. Eigentlich hatte ich mir immer eingebildet, dass die meisten Iren rothaarig seien, aber auf Vampire schien das nicht zuzutreffen.
Neben Darragh standen zwei Typen, wovon einer etwa genauso groß war wie er, der andere jedoch überragte beide um etliche Zentimeter. Sie begrüßten Nelia, nachdem der Vampir von ihr abgelassen hatte, indem sie sie umarmten und Küsse auf ihre Wangen drückten.
„Oh mein Gott, bitte tut das nicht bei mir", flehte ich innerlich. Ich hasste es immer noch, wenn mich ein Junge anfasste, den ich nicht kannte. Ein kurzer Händedruck war das höchste der Gefühle, was ich bei Fremden zulassen konnte. Aber jede andere Berührung stellte für mich ein Problem dar, vor allem wenn diese plötzlich erfolgte und ich nicht darauf vorbereitet war.
Nelia kam jetzt auf mich zu, Darragh an der Hand. „Das ist meine große Schwester Belita, ohne die ich nie hätte herkommen dürfen", stellte sie mich vor.
„Danke, große Schwester Belita", sagte Darragh artig und grinste mich an. Dabei schüttelte er kurz meine Hand.
„Du kannst mich ruhig Bel nennen", versuchte ich möglichst cool zu antworten.
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Teach me to touch you
FanficBerührungsängste! Die 18- Jährige Belita leidet seit vier Jahren unter einem Trauma, ausgelöst durch ein schlimmes Erlebnis aus ihrer Vergangenheit. Sie kann es nicht ausstehen, wenn ein fremdes männliches Wesen ihr zu nahe kommt und sie berührt, eg...