Kapitel 3

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In der Mittagspause, nach bereits fünfeinhalb Stunden Arbeit, was sich viel anhörte, aber nicht war, wenn die Tanzschüler Spaß hatten und nicht nervten, hatte ich endlich mal Zeit mir etwas zu Essen zu holen.
Das Brot von dem Morgen hatte ich zwischendurch in einer kurzen Pause gegessen, sodass ich wenigstens etwas Power hatte, aber in dem Moment war ich total am Ende.
Und Essen war jetzt das einzige, was mir helfen konnte.
Ich wollte nur noch eben Hei Bescheid sagen, dass ich Pause machte. Meistens entschied sie sich ebenfalls dazu, sodass sie die Tanzschule in die Hände anderer Lehrer gab und mit mir Mittag essen ging.
''Hei? Ich geh essen! Kommst du mit?''
''Ja! Gib mir einen Moment! Muss nur noch eben die E-Mail zu ende schreiben!''
Ich nickte und ging wieder aus ihrem Büro raus und wartete draußen vor dem Eingang zum Gebäude.

Wir hatten uns in unser Lieblingsrestaurant in der Nähe gesetzt und waren schon am essen.
Die Pizza war dort einfach am besten.
Und damit wir uns nicht die Bäuche zu voll schlugen, teilten wir uns eine kleine Pizza Margherita , die aber doch ziemlich groß war. Die Dimensionen in diesem riesen Restaurant waren halt ganz anders, als in anderen, kleineren Gaststätten.
''Min übrigens...'', begann Hei mit vollem Mund zu sprechen, schluckte den Bissen dann aber runter, sodass ich sie besser verstehen konnte. ''Ich hab dir doch gesagt, dass ich eine Lösung für dein Problem finden werde, oder?''
Ich schaute sie ganz erstaunt an, nickte und biss ein weiteres Stück von meiner Pizza ab.
''Ich hab jetzt keine konkrete Lösung, aber zumindest einen Vorschlag, den du dir durch den Kopf gehen lassen könntest..''
Meine Hände bedeuteten ihr, dass sie weiter sprechen sollte.
''Kennst du dich im Bereich K-pop aus und weißt wer gerade so aktuell ist?''
''Nein, ist meistens nicht so meine Musik. Hab nur ein oder zwei Lieder von diesem Genre auf meinem Handy. Außerdem interessiert es mich meistens nicht, wer die Lieder singt, die ich höre. Aber was hat das mit dem anderen Kram zu tun?'', antwortete ich mit leerem Mund.
Hei ging nicht auf meine Frage ein und nickte erst nur, bis sie weiter sprach: ''Da gibt es wohl eine Gruppe namens „BTS", die sind ungefähr alle in deinem Alter. Deren alter Choreograph beziehungsweise Tanzlehrer hat gekündigt und sie suchen jetzt einen neuen.''
Ich riss meine Augen geschockt auf. Ich hoffte darauf, dass sie nun das sagen würde, was ich dachte.
''Und ich dachte mir, dass das doch DER Job für dich wäre! Die zahlen wohl auch echt angemessen Kohle. Mein Vater hat den Manager angeschrieben und die Stelle für dich erst mal freihalten können. Aber ich hab mich ein wenig über die informiert und auch nachgefragt, wieso der Lehrer gekündigt hat.''
''Und?''
''Sie sollen wohl echt chaotisch und anstrengend sein. Also total anstrengend. Wirklich nervtötend. Weshalb es auch zwei kleine Haken an der Sache gäbe...''
''Und die wären?''
''Erstens: Das ist ein Fulltime-Job. Das heißt, dass du nur einen bis gar keinen Kurs mehr an meiner Tanzschule unterrichten werden kannst. Und Zweitens: Wenn ich Fulltime meine, heißt das auch Fulltime. Der Manager hat entschieden, dass der neue Tanzlehrer oder die neue Tanzlehrerin bei denen im Dorm einziehen wird. Nicht um ihnen hinterher zu räumen, sondern um sie ein wenig auf Trapp zu bringen. Das heißt oft üben, sowohl Gesang als auch Tanz. Früher ins Bett gehen und so weiter. Aber das löst ja auch irgendwie wieder dein Problem mit der Wohnung, die du brauchen wirst, wenn deine Eltern wegziehen.''
Heilige. Ziemlich viele Informationen auf einmal, die ich erst verarbeiten musste.
Ich legte mein letztes Pizzastück zurück auf meinen Teller und wiederholte das Wichtigste in meinen Gedanken:
Ich werde gut bezahlt. Das ist gut.
Ich muss mich um keine Wohnung kümmern, was ebenfalls gut ist, da das heißt, dass mir die nervenaufreibende Wohnungssuche erspart bleibt.
Sie sind ungefähr in meinem Alter. Sollte auch kein Nachteil sein.
Aber sie sind chaotisch und anstrengend. Haben sogar ihren letzten Tanzlehrer in gewisser Weise raus geekelt. Diese Information hielt ich zwar für hilfreich, aber nicht ermunternd.
Für mich stand der Entschluss zwar bereits fest, dass ich den Job nehmen würde, sollte der Manager mit mir einverstanden sein, aber trotzdem machte es mir ein wenig Angst. Ich hoffte, dass sie trotzdem nett waren und mir meine Erfahrung als große Schwester weiterhelfen würden.
Des Weiteren würde ich kaum noch andere Kurse geben können... Ich würde es doch bestimmt irgendwie einrichten mindestens einen pro Woche leiten und zusätzlich noch mit meiner eigenen Tanzgruppe trainieren zu können.
''Alles okay Min?''
''Hm? Ja klar! Ich muss mich ehrlich bei dir und deinem Vater bedanken. Sollte ich den Job wirklich kriegen... Ich hab dir echt so viel zu verdanken! Wie kann ich das nur wieder gut machen!?''
''Du musst gar nichts wieder gut machen. Ich hab dir nur geholfen, wie es für Freundinnen selbstverständlich ist!''

Am Abend:
Ich ging freudestrahlend die paar Schritte durch unseren Vorgarten und schloss mit meinem Schlüssel die Haustür auf.
Direkt nach der Mittagspause hatte Hei ihrem Vater Bescheid gesagt, dass ich an dem Job interessiert bin, der wiederum hat dem Manager von „BTS" Bescheid gegeben und so kam eines zum anderen und in einer Woche hatte ich das Vorstellungsgespräch und sollte ich dem Manager gefallen, würde ich an dem selben Tag noch die Jungs kennenlernen. Wie viele es waren wusste ich bisher noch nicht, ich nahm mir aber fest vor einiges über diese K-pop-Gruppe zu recherchieren und vielleicht sogar in deren Musik rein zuhören.
''Bist du das Min?'', hörte ich meine Mutter aus der Küche rufen.
''Ja, wer soll ich denn sonst sein? Papa und Young sind doch bestimmt schon seit mehreren Stunden Zuhause'', antwortete ich vergnügt, nachdem ich mir die Schuhe ausgezogen und die Tasche abgelegt hatte und zu ihr in die Küche gegangen war.
''Man darf doch wohl mal nachfragen'', meinte meine Mutter mit fröhlicher Mine und rührte weiter in ihrer Suppe herum.
''Warum seid ihr noch nicht fertig mit essen?'', fragte ich verwundert, weil sie sonst eigentlich immer schon fertig oder in den letzten Zügen des Abendessens waren.
''Ich hab heute mal entschieden, dass wir auf dich warten und sobald wir fertig sind und dein Bruder oben ist, kannst du uns ja erzählen, wieso du plötzlich so froh bist, ob du schon eine Entscheidung getroffen hast und, was du von deiner Chefin wolltest.''
''Mach ich, ich geh eben duschen. Währenddessen könnt ihr aber wirklich schon mal anfangen. Ich bin ja jetzt Zuhause und setze mich in zehn Minuten zu euch.''

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1045 Wörter.

I Need U (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt