Kapitel 38

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Später am Abend, oder eher gesagt schon mitten in der Nacht, was einem der Funkwecker verriet, den ich mitgenommen hatte, lagen Suga und ich zusammen in dem Bett, was eigentlich nur mir zugeteilt worden war.
Obwohl wir erst wenige Male zusammen in einem Bett geschlafen hatten, hatte ich mich so daran gewöhnt, eine andere Person direkt neben mir zu haben, dass ich das Gefühl hatte, dass ich ohne Suga gar nicht mehr einschlafen könnte.
Es war einfach passiert, er hatte sich einfach zu mir gelegt und mir machte es nichts aus, obwohl der Manager uns vorher nochmal ausdrücklich gesagt hatte, dass es uns strengstens untersagt war, in einem Bett zu schlafen.

Während ich so vor mich hin dachte, bemerkte ich, wie Yoongi den Fernseher, welcher bisher die ganze Zeit über im Hintergrund gelaufen war, aus machte und sich zu mir drehte, sodass sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten.
''Suga?''
''Ja?''
''Ich weiß das klingt verrückt, aber... hast du Lust nochmal irgendwie ein wenig draußen herum zu laufen?''
Mein Gehirn hatte nicht mal lang genug Zeit, um über diese Frage nachzudenken, da hatte ich sie schon ausgesprochen.
''Warst du nicht gerade noch todmüde?''
''Ja, aber irgendwie ist die Müdigkeit wie weggeblasen.''
''Na dann komm'', meinte der Junge setzte sich auf und war schon dabei, sich Sachen aus seiner Tasche raus zu suchen.
Da ich diese Antwort nicht erwartet hätte, lag ich für wenige Momente noch ziemlich perplex im Bett, bis ich begriff, dass er tatsächlich mit mir raus gehen wollte.
Indessen wir uns beide etwas wärmer anzogen, bemerkte ich irgendein komisches Gefühl, mir wurde ein wenig schlecht. Aber nicht so, als wäre ich krank oder als hätte ich etwas falsches gegessen, was beides meistens zwangsweise dazu führte, dass man sich übergab. Es war eher eine Art Aufregung, die sich anbahnte. Das Gefühl hatte ich zuletzt, als ich vor Suga und den Jungs tanzen musste, nur war es da nicht so stark gewesen.
Irgendetwas wirklich wichtiges stand kurz bevor, und ich konnte nicht sagen, ob das Etwas positiv oder negativ war, was mir ehrlich gesagt ziemliche Angst einjagte.

POV Suga
Ich wusste, dass es riskant war, sich um diese Uhrzeit noch außerhalb des Hotelzimmers aufzuhalten, besonders, wenn man das Gefühl hatte, dass man stetig beobachtet wurde und einem irgendjemand stetig an den Versen hing, um alles mitzukriegen, was passierte.
Jedoch wusste ich unterbewusst, dass mir dieser kleine Spaziergang eine Chance bieten würde, welche einmalig war, und das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.
Das Blöde war nur, dass ich keine Ahnung hatte, für was mir diese Chance gegeben wurde, aber ich nahm mir vor, das noch heraus zu finden.

Wir hatten uns schön warm angezogen, sodass wir uns keine Erkältung holen würden, und liefen nun auf dem mit Kieselsteinen gepflasterten Weg entlang, der durch die hoteleigene Parkanlage führte, welche nur noch spärlich durch wenige, nur noch schwach leuchtende, Laternen beleuchtet wurde.
''Wir sind schon lebensmüde irgendwie'', meinte Min auf einmal, was mich aufschrecken ließ, da es zuvor totenstill gewesen war.
''Was wäre das Leben, wenn wir nicht den Mut hätten, etwas zu riskieren?''
''Zitierst du da gerade irgendeinen Spruch, den du mal auf irgendeiner Postkarte oder so gesehen hast?'', flüsterte Min und kicherte leise.
Ich musste ebenfalls lachen, da sie absolut ins Schwarze getroffen hatte.
''Und selbst wenn. Stimmt doch eigentlich, meinst du nicht?''
''Doch doch, schon..''

So gingen wir nichts sagend weiter den Pfad entlang, bis ich bemerkte, wie Min leicht zitterte.
Natürlich zog ich mir meine Jacke aus und legte sie dem Mädchen über die Schultern, so, wie man es aus alten Romanzen, die man gezwungenermaßen geguckt hatte, gelernt hatte.
Trotz der relativ warmen Jacke, schien es jedoch immer noch so, als würde Min etwas frösteln, weshalb ich vorsichtig, darauf bedacht, ja nicht zu weit zu gehen, meinen rechten Arm um ihre Schultern legte und sie etwas an mich zog.
Selbst in dem schwachen Licht konnte man sehen, wie rot das Mädchen wurde und, dadurch, dass sie mit ihrer linken Seite ganz nah an mich gedrückt war, konnte ich ihren verschnellerten Herzschlag spüren.
Bei mir sah es aber nicht anders aus, auch ich war nervös.
Besonders, weil ich zu dem Zeitpunkt endlich herausgefunden hatte, wofür mir diese Chance gegeben worden war.

Als ich sah, dass wir einer Parkbank, welche direkt in dem Lichtschein einer Laterne stand, immer näher kamen, dachte ich immer wieder an die Worte, die mir Jin am Nachmittag zugeflüstert hatte, während er und ich für kurze Zeit alleine waren:
''So langsam bezweifle ich, dass nur du so fühlst. Hab Mut. Du schaffst das.''
Und in dem Moment, in dem Min und ich uns auf die Bank setzten hoffte ich inständig, dass Jin Recht hatte und ich mit den nächsten paar Sätzen nicht alles ruinieren würde.
''Ist alles okay bei dir, Suga? Du siehst irgendwie so.. gequält aus'', fragte Min besorgt nach, was mich schmunzeln ließ.
Tief in mir drinnen wiederholten sich noch ein letztes mal die Worte meines Freundes: ''Du schaffst das.''
Ich drehte mich zu ihr, was sie zum Anlass nahm, sich ebenfalls mit der Blickrichtung zu mir zu drehen.
''Du hast Recht, mich quält etwas...'', fing ich langsam an und gerade, als Min antworten wollte redete ich weiter: ''Wenn du jetzt noch irgendwas sagen solltest, wird das alles nur noch schwieriger für mich, also.. lass mich bitte einfach etwas vor mich hin brabbeln, ja?''
Mein Tonfall klang härter, als ich es gewollt hatte, was wahrscheinlich auch den etwas verängstigten Blick verursacht hatte, mit dem mich das Mädchen anschaute. Dennoch nickte sie.

''Ich hab keine Ahnung wie genau es dazu gekommen ist und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wieso ich dieses Thema ausgerechnet jetzt anspreche, aber es fühlt sich einfach an, als wäre jetzt gerade der richtige Moment dafür.''
Ich machte eine kurze Pause um tief durchzuatmen.
''Ich entschuldige mich jetzt schon mal, wenn das alles nicht so laufen sollte, wie ich es mir seit Nächten erträume...''
Wieder ein tiefer Atemzug.
''Mir ist bewusst, dass wir uns nur eine relativ kurze Zeit kennen.. Trotzdem bin ich mir sicher, dass ich meine Gefühle alle richtig deute, was auch immer mich da so in meiner Sicherheit bestärkt..''
Vorsichtig griff ich mit meinen kalten Händen nach ihren, welche auf ihren Beinen lagen.
Sie ließ es zu, beobachtete meine Aktion aber skeptisch.
''Ich weiß, wie viel ich durch den nächsten Satz auf's Spiel setze, aber meiner Meinung nach ist es das wert...''
Gerade, als ich wieder zum Reden ansetzen wollte, fiel mir auf, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wie ich meine Gefühle mit Worten ausdrücken sollte, weshalb ich einfach Taten sprechen lassen wollte.
Ich beugte mich etwas nach vorne, sodass sich unsere Nasenspitzen berührten, was sie noch nie getan hatten, immer war etwas Abstand dazwischen gewesen.
Noch vorsichtiger, als ich sowieso schon die ganze Zeit über agierte, legte ich meine Lippen sanft auf ihre und schloss meine Augen.
Mir war klar, dass ich mit keinerlei Reaktion von ihr zu rechnen brauchte, egal, ob sie mich ebenfalls mochte, oder nicht. Dazu hatte ich sie einfach zu sehr überrumpelt.
Langsam entfernte ich mich wieder von ihrem Gesicht, schaute auf den Boden und wollte gerade meine Hände wegziehen, als ich merkte, dass Min diese festhielt.
Überrascht schaute ich sie an, da ich damit auf keinen Fall gerechnet hatte.
Min biss sich auf ihre Unterlippe und schaute mir tief in die Augen.
''Mach das nochmal'', bat sie mich flüsternd.
Da ich mir nicht sicher war, ob ich sie richtig verstanden hatte, fragte ich nochmal nach: ''Hm?''
''Küss mich nochmal, Suga'', bat sie erneut und diesmal war ich mir sicher, dass ich mich nicht verhört hatte.
Leicht lächelnd lehnte ich mich erneut nach vorne und legte meine Lippen wieder, immer noch genau so vorsichtig und sanft, wie zuvor, auf ihre.
Doch diesmal spürte ich, wie Min mich zurück küsste.
Ich merkte, wie ihre kleinen, kalten Hände meine fest drückten.

Als wir wieder etwas Abstand zwischen uns brachten, schauten wir uns tief in die Augen.
Wenn ich ihren Blick richtig deutete, schien sie etwas ähnliches zu denken, wie ich es auch tat:
Es war so falsch. Aber es fühlte sich einfach verdammt richtig an.

''Heißt das jetzt, wir sind.. naja.. zusammen?'', fragte sie leise nach einer kurzen Weile, in der wir uns nur angeschaut und angelächelt hatten, man konnte uns sozusagen als frisch Verliebte bezeichnen und ich malte mir bereits die verschiedensten Szenarien in meinem Kopf aus, wie wir unser erstes richtiges Date verbringen würden: Wir könnten ins Kino und danach schick essen gehen, oder aber wir würden uns einen schönen Abend in der Wohnung machen, mussten davor aber natürlich dafür sorgen, dass wir alleine waren, indem wir die anderen auf Reisen schickten.
''Ich denke da spricht nichts gegen'', antwortete ich, obwohl wir beide wussten, dass es mehr als genug Argumente gab, die gegen eine Beziehung zwischen uns beiden sprechen würden.
In dem Moment ignorierten wir das aber einfach und genossen den Moment.

Jin hatte Recht.
Mein Bauchgefühl ebenfalls.
Sie fühlte so, wie ich und ich war froh, diese Chance genutzt zu haben.
Was wohl passiert wäre, wenn ich einfach versucht hätte, Min die Idee des nächtlichen Spaziergangs aus dem Kopf zu schlagen?

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1455 Wörter.

Ich weiß, 11 Tage kein Lebenszeichen von mir...
Dafür kriegt ihr heute ein Late-Night-Kapitel!
Und was für eins!
Was haltet ihr davon, dass Suga es ihr gesagt hat?
Meint ihr, die Beziehung der beiden wird eine Zukunft haben?
Und denkt ihr wirklich, dass niemand gesehen hat, was in dem Lichtschein der Laterne passiert ist?

LG Zö :*

I Need U (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt