Kapitel 20

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''ESSEN IST FERTIG!'', schrie Jin durch die Wohnung, was mich aufschrecken ließ.
Demotiviert stand ich auf und trottete in das Wohnzimmer, aus dem man schon vom weiten Jimin schreien hörte.
''Wir spielen noch eben das Level zu Ende!''
Dieser Junge nervte mich schon den ganzen Tag, seitdem wir im Tonstudio waren.
Es schien so, als hätte er für den Tag vergessen, wie man in Zimmerlautstärke redete.

Beim Essen blieb ich vergleichsweise still, während die anderen wie wild durcheinander redeten, bis Taehyung Min fragte, wie ihr Treffen gewesen sei.
Davor hatte ich nicht wirklich drauf geachtet, was das Thema war, doch ihre Antwort interessierte mich.
Da sie neben mir saß, konnte ich sehen, wie sie nervös auf ihrer Unterlippe kaute und mit einem Bein wackelte.
''Gut, ich hab mich ein wenig unterhalten. Hat gut getan'', meinte sie kurz und knapp und hoffte anscheinend damit das Thema beendet zu haben, doch natürlich war es das nicht.
''Mit wem hast du dich getroffen?'', fragte Kookie neugierig, bevor er sich die nächste Ladung des Essens in den Mund stopfte.
''Mit zwei Mädels, die ich noch aus der Tanzschule kenne.''
Ihre Stimme schien ebenfalls leicht nervös und sogar etwas traurig.
''Was habt ihr gemacht? Wart ihr shoppen oder so?'', fragte nun Rap Monster.
''Wir waren in einem Café und haben uns unterhalten, nicht sonderlich spannend. Wie war es im Tonstudio?'', lenkte sie schließlich von sich ab und lächelte, doch das Lächeln war alles andere als echt.
Die anderen schienen das jedoch nicht zu bemerken und antworteten auf ihre Frage, während ich überlegte, wie ich sie nachher auf das Thema ansprechen konnte.
Ich wusste, dass ich mich immer auf mein Bauchgefühl verlassen konnte.

POV Min
Ich war froh, dass ich das Thema so einfach wechseln konnte und hoffte einfach, dass niemand bemerkt hatte wie unangenehm es mir war, über das Treffen zu sprechen.

Nach dem Essen verteilten sich wieder alle in der Wohnung, außer Suga und ich, da wir uns freiwillig dazu bereit erklärt hatten, den Abwasch zu machen.
Deshalb standen wir beide jetzt am Waschbecken.
Er mit einem Trockentuch in der Hand und ich mit beiden Händen in der mit Wasser und Seife gefüllten Spüle.
''Ist das Treffen wirklich so gut verlaufen, wie du gesagt hast?'', fragt Suga plötzlich, während er, als sei überhaupt nichts, einfach weiter das Geschirr abtrocknete und in die passende Schränke räumte.
''J-Ja.. Wieso?'', stotterte ich und hätte mir selber am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen. Die Lüge wird nicht noch auffälliger, wenn man beim Lügen stottert. Nein. War noch nie so und wird auch nie so sein.
''Weil du vorhin so nervös ausgesehen hast, als man dich darauf angesprochen hatte'', entgegnete er und legte sein Tuch weg. Ich hingegen schaute angestrengt in die Spüle und konzentrierte mich darauf, dass bloß kein Fleck übersehen wird.
''Da musst du dich getäuscht haben'', meinte ich einfach und hoffte, dass er nicht weiter nachhaken würde.
''Das glaube ich nicht. Aber gut, sag mir einfach Bescheid, wenn du jemanden zum Reden brauchst'', sagte er schließlich und ging wieder seiner Arbeit nach.
In mir drin trugen mein Verstand und meine innere Stimme gerade einen intensiven Streit aus.
Entweder ich erzählte ihm, wie schlecht es mir ging und war mit meinen Problemen nicht mehr alleine, fühlte mich aber wie ein kleines Kind, weil ich wieder eine andere Person hinzuzog.
Oder ich blieb still, fraß alles in mich hinein und saß heute Abend auf meinem Bett mit Schokolade in der einen und Taschentüchern in der anderen Hand.
Gerade, als ich eine Entscheidung meinte getroffen zu haben, erinnerte ich mich, dass wir weder Schokolade noch irgendetwas anderes zu Essen im Haus hatten, was mich in irgendeiner Weise hätte trösten können.
Daraus folgte natürlich, dass ich Plan A nahm.
Ich seufzte und fing an leise zu erzählen:
''Du hast recht damit, dass dieser Tag vielleicht nicht ganz so verlaufen ist, wie ich mir das gewünscht hätte. Statt den Tag zu genießen und fernzusehen oder so, hab ich mich von meiner Tanzgruppe getrennt. Und du weißt bestimmt wie das ausgesehen haben muss, wenn ich dir sage, dass ich nicht die einzige von uns dreien bin, die nah am Wasser gebaut ist.''
Auch, wenn ich versucht hatte die Stimmung ein wenig aufzulockern, indem ich meine Erzählung ein wenig ironischer gestaltete, herrschte kurzzeitig eine unangenehme und beinahe erdrückende Stille.
Ich hatte während des Erzählens aufgehört zu spülen und Suga hatte sein Tuch wieder weggelegt.
Als ich meinem Gegenüber in die Augen schaute, hatte ich das Gefühl, dass nun er sich nicht entscheiden konnte, was er tun sollte.
Nach einer halben Ewigkeit, in der nichts geschehen war und wir uns nur gegenseitig angeschaut hatten, bewegte sich Suga plötzlich.
Er kam auf mich zu und öffnete seine Arme.
Im nächsten Augenblick wusste ich auch, wieso:
Seine Arme schlossen sich um mich und er umarmte mich.
Sugas Kopf ruhte auf meinem, während ich meine Arme zögernd ebenfalls um seinen Körper legte.
Es dauerte ein wenig, bis ich mich entspannt hatte und meinen Kopf an seine Schultern anlehnte.
So, wie wir gerade da standen, atmete ich natürlich seinen Geruch ein, der wirklich betörend war.
Was auch immer er für ein Parfüm benutzte: Es roch großartig.
Diese milde, süße Note in seinem Geruch passte total zu ihm.
Ich hatte mich so darauf konzentriert, den Geruch zu analysieren, was wohl jedes Mädchen in meiner Situation getan hätte, dass ich nicht merkte, dass er nur noch wenige Zentimeter mit seinem Mund von meinem rechten Ohr entfernt war, bis ich spürte, wie er leise in dieses hinein flüsterte:
''Ihr werdet euch wiedersehen und wenn ich persönlich dafür sorgen muss. Bis dahin: Sei nicht traurig, du hast noch uns.''
Seine Stimme klang irgendwie so vorsichtig und sanft, was mir eine Gänsehaut verpasste.
''Danke'', murmelte ich gegen seine Schulter und schloss meine Augen um diesen Moment genießen zu können.
''Da nicht für'', antwortete er wieder leise in mein Ohr, legte seinen Kopf danach wieder auf meinen.
Mit der Zeit, in der er mir zwischendurch weitere beruhigende und tröstende Worte in mein Ohr geflüstert hatte, tat ich nichts anderes, als ihm zuzuhören und langsam immer müder zu werden.
Plötzlich hörte ich, wie sich jemand räusperte und merkte, wie sich Suga von mir löste.
Ich öffnete meine Augen und trat ebenfalls einen Schritt zurück.
Jin stand mit einem Grinsen und verschränkten Armen im Türrahmen und schaute abwechselnd auf uns beide.
''Ich... geh in mein Zimmer und sammle schon mal ein paar Ideen für die Choreographie'', meinte ich und lief so schnell ich konnte an Jin vorbei aus der Küche.
Das einzige, was ich hörte, bevor ich in meinem Zimmer verschwand war, wie Suga etwas sagte:
''Sag nichts.''

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1055 Wörter.

Na? Wie hat euch das Ende des Kapitels gefallen?
Ich persönlich finde es ja zum Kotzen niedlich! ^^

Dann will ich euch mal ein wenig neidisch machen:
Mein letztes Weihnachtsgeschenk ist endlich angekommen! Und zwar ist es eine Handyhülle von obeythekorean.
Und das lange Warten hat sich gelohnt! Sie ist so toll *-*
Außerdem hab ich mir einen Laptop gekauft :D
Der muss aber noch eingerichtet/eingestellt werden, weshalb ich momentan immer noch an meinem Schreibtisch sitze ._.

LG Zö :*


I Need U (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt