Percy Point of View:
Mom und ich waren jetzt schon seit zwei Stunden wieder zuhause, als es an der Tür klingelte. Anstatt zu weinen war ich die letzten Stunden immer wütender geworden. Ich wusste mir selbst nicht mehr zu helfen, wollte irgendetwas in seine Bestandteile zerlegen, aber ich wusste, dass Mom dann wieder geschockt und traurig sein würde. Ich hatte sie vorhin schon von mir weggestoßen und mich bis jetzt in mein Zimmer verkrochen. Ich atmete tief durch, um mich selbst zu beruhigen, aber es ging nicht.
Ich umklammerte die Lehne des Schreibtischstuhls so fest, dass meine Fingerknöchel ganz weiß wurden. Mit einem Mal spürte ich, wie sich eine Hand auf meine Schulter legte. Durch das warme Gefühl, das sich in meiner Magengegend ausbreitete, wusste ich, dass es Annabeth war.
Sie wollte, dass ich ihre Anwesenheit wahrnahm, aber ich nahm Alles wie durch einen dicken Schleier wahr.
„Percy?", flüsterte sie, „Alles okay?", Ich hob meinen Kopf ein wenig und umfasste die Lehne stärker, „Ja.", „Nein, sagte sie, „Dir geht es nicht gut."
„Woher willst du das wissen?", presste ich angestrengt heraus, versuchte gar nicht normal zu wirken. „Weil ich dich kenne. Du handelst nicht wie du selbst, Percy. Du bist-", „Sag mir nicht, wie ich mich benehme!", zischte ich und drehte meinen Kopf zu ihr. Meine Hände fingen an zu zittern, „Ich weiß, was ich tue."
„Ich glaube nicht, dass du das tust, Percy.", hauchte sie. Ihre sturmgrauen Augen zeigten Schmerz und Sorge, doch ich hatte mich nicht unter Kontrolle. „Sei still!" Ich wandte mich wieder ab, umklammerte das Holz so fest, dass ich glaubte, es würde jeden Moment brechen.
„Du brauchst nicht so wütend zu sein,", „Ich bin nicht wütend!", meine Stimme wurde energischer. „Was ist los mit dir?! Warum bist du so feindselig?!", Auch Annabeth's Ton wurde jetzt lauter. „Ich bin nicht feindselig."
„Du hast gesagt, ich soll still sein.", erinnerte sie mich. Verdammte Tochter der Weisheit...
„Vielleicht habe ich das.", zischte ich, „Vielleicht habe ich das auch so gemeint.", Annabeth warf die Arme in die Luft, „Sprich mit mir, Percy.", drängte sie. „Es gibt nichts zu bereden.", „Doch, vieles und das weißt du."
„Vielleicht nicht. Vielleicht bin ich dumm.", „Du bist nicht dumm!", „Ich habe nicht mal vermutet, dass er mein Vater ist." Ich sagte danach nichts mehr, sondern starrte wortlos aus dem Fenster und ignorierte ihren Blick, der auf meinem Gesicht ruhte.
Ihre leise Stimme durchbrach die Stille dann wieder: „Percy, du kannst mit mir reden. Ich werde dich nicht verurteilen, egal, was es ist. Aber ich will wissen, was los ist."
„Ich habe dir bereits gesagt, dass es mir gut geht.", entgegnete ich. „Warum willst du dann nicht darüber reden?", „Warum lässt du ich nicht einfach allein?", fragte ich zurück, „Warum beantwortest du meine Frage mit einer Gegenfrage?", „Warum kommst du nicht damit klar, dass ich nicht darüber reden will?", Ich spannte meinen Kiefer trotzig an. „Du bist vielleicht stur,", ein kleines Lächeln zeigte sich in ihrem wunderschönen Gesicht, „... aber das bin ich auch. Du stößt jeden von dir, Percy."
Unruhig stand ich auf und lief im Zimmer hin und her, „Tu ich nicht.", „Doch, tust du!", „Tu ich nicht!", schrie ich aus Protest. Mom konnte vermutlich jedes einzelne Wort unserer... Konversation hören, aber ich konnte nicht klar denken, weshalb es mir egal war.
„Du bist anders seit letztem Sommer,", murmelte Annabeth, Schmerz war in ihrer Stimme zu hören. Ich seufzte, entspannte mich ein wenig, „Bin ich das?", „Ja. Wir sehen uns kaum noch, selbst wenn wir Beide im Camp sind. Du vergisst manchmal sogar unsere Treffen. Du bist zu sehr damit beschäftigt, etwas, was in dir drinnen vorgeht, zu verdrängen." Schuldgefühle machten sich in mir breit, denn sie hatte Recht. Meistens bin ich wirklich zu spät gekommen oder hatte es sogar vergessen. Sie musste sich richtig dämlich vorkommen.
„Vielleicht tu ich das.", murmelte ich. „Warum?", drängte meine Freundin, „Warum willst du keine Hilfe?",
„Weil...", ich zögerte und seufzte dann schließlich „Weil ich es nicht verdiene."
Annabeth Point of View:
Ich glaubte, ich hörte nicht richtig, was er mir hier gerade erzählte. Ich war schon seit Monaten verletzt wegen seinem Verhalten und er sagt, er verdiente keine Hilfe? Ausgerechnet Percy, der zweimal den Olymp und die gesamte Welt gerettet hatte.
„Was? Das ist überhaupt nicht wahr Percy! Wer sollte so etwas behaupten?", rief ich außer mich vor Wut. Er ließ sich mit hängendem Kopf auf sein Bett fallen und vergrub seinen Kopf in den Händen. „Poseidon."
Vergesst, was ich oben gesagt habe. Jetzt glaubte ich nicht richtig zu hören und war dazu noch sprachlos. Wirklich. Ich brachte kein einziges Wort heraus. Ich starrte Percy einfach nur an.
„Er ... Er ist mir im Traum erschienen.", Zögerlich kam jedes einzelne Wort aus seinem Mund. „Letztes Jahr. Kurz nachdem wir dem Tartarus entkommen sind."
Ich setzte mich neben ihn und umschloss seine zitternde Hand mit meiner.. Jetzt wirkte er nicht mehr wütend, sondern gebrochen.
Percy Point of View:
Flashback - Ein Jahr zuvor:
Mein Traum fing eigentlich ganz gut an. Ich meine, ich war an meinem Lieblingsort: Dem geheimen Strand hinter Zeus's Faust, den ich Whisper getauft hatte. In meinem ersten Sommer im Camp hatte ich den Strand zufällig gefunden, als ich gerade wieder echt ... Naja, traurig war. Ich war damals noch nicht anerkannt und hatte gehofft, mein Vater würde sich endlich zu mir bekennen.
Dieser Ort war besonders für mich, denn es war der einzige Ort, an dem ich ruhig nachdenken konnte ohne von der blöden Hyperaktivität genervt zu werden. Fragt mich nicht warum oder wie das geht, denn ich weiß es nicht. Es ist einfach so.
Die Wellen schlugen ruhig an den paradiesischen Sandstrand und gaben mir ein Gefühl der Geborgenheit und Wärme. Mit einem Mal formten sie eine Gestalt, die aus dem Wasser direkt auf mich zukam. Poseidon. Mein Vater. So wie er leibt und lebte. Das Hawaiishirt, die kurze Hose mit einem Gürtel und seine schwarzen, chaotischen Haare.
Jedoch sah er gar nicht glücklich aus. Er presste eine Hand an seinen Kopf, als hätte er starke Kopfschmerzen. In seinen Augen schimmerte eine ungewöhnliche Härte.
„Percy.", „Dad, was machst du hier in diesem Traum?" Er schnaubte spöttisch, „Das frage ich mich allerdings auch."
Ich sah ihn verwirrt an. „Was? Aber...-", „Denkst du etwa, ich würde dir helfen? Ich weiß nicht einmal, wie ich eigentlich hierher gekommen bin. Außerdem Bist du es nicht wert, dass ich dir helfe."
Ich stolperte zurück, konnte mich gerade noch auffangen, bevor ich in den Sand fallen konnte. Dads Augen folgten meinen Bewegungen belustigt, als wäre ich eine Witzfigur, die dazu da ist ihn zum Lachen zu bringen. „Ich kann es nicht glauben, dass du mit der Tochter meiner Erzfeindin zusammen bist, warum haben wir dir eigentlich Unsterblichkeit angeboten? Du hast doch nichts getan, wofür ich stolz auf dich sein könnte. Du beschämst mich.", zischte er und trat immer näher an mich heran.
Stur wie ich war, blieb ich trotzdem stehen ohne zurückzuweichen. Mein Herz zersprang bei jedem seiner Worte ein bisschen mehr. Er trat es mit Füßen und ließ einen Riss nach dem anderen entstehen.
„Das stimmt nicht,", protestierte ich schwach, „Ich habe mit meinen Freunden den Olymp gehalten, während ihr Götter anderweitig beschäftigt wart.", Mein Vater schüttelte den Kopf. „Typhon aufhalten unseren Sitz zu erreichen, nennst du also anderweitig beschäftigen? Du entehrst und entstellst mich, Percy."
„Das ist nicht wahr!", wütend starrte ich ihm in die Augen, die so sehr wie meine aussahen, „Warum hast du nicht geholfen? Ich meine, ich bin in den Tartarus gestürzt und du hast nichts getan!", schrie ich ihn an. „Die alten Regeln verbieten eine direkte Einmischung.", meinte er ruhig wie eh und je, „Außerdem bin ich momentan abgelenkt genug mit dieser ganzen römisch-griechisch Geschichte. Und ich wollte dir ganz einfach nicht helfen. Wozu denn? Damit du noch mehr Schande über mich bringst?"
„Du bist so ein Idiot!", schrie ich ihm ins Gesicht. Blödester Fehler aller Zeiten. „Hüte deine Zunge!", mahnte er zornig, „Du hast nicht das Recht so mit einem Gott oder deinem Vater zu reden." Eine starke Welle erfasste mich und schleuderte mich an die Felswand.
Die spitzen und scharfen Kanten bohrten sich schmerzhaft in meinen Rücken und ich fiel auf die Knie. Ich war komplett nass geworden und atmete schwer, während das Wasser aus meinen Haaren auf den Sand tropfte.
„Keines meiner Kinder beleidigt mich!", hörte ich seine Stimme über mir. Ich hob den Kopf und blickte ihm in seine Augen, in der Hoffnung, etwas finden zu könne, was besagte, dass das hier nur ein Trick von Gaia war. Doch da war Nichts. Er sah aus wie immer. „Dad...", hauchte ich.
Er schnitt mir das Wort ab, „Ich bin nicht dein Vater. Nicht mehr. Du bist nicht mein Sohn, Percy Jackson. Das Meer soll dir nicht mehr gehorchen. Es ist nicht mehr dein Zuhause."
Mein Herz zersprang in tausend Einzelteile. Mein ganzer Körper fing an zu zittern und Tränen liefen mir über die Wangen. Mein Vater, Poseidon, hatte mich vom Meer abgeschnitten...Ich bekam nicht mit, wie er in den Wellen verschwand. Ich wusste nur, dass ich meinen Vater verloren hatte...
Annabeth hatte sich die Hand vor den Mund geschlagen und eine Träne lief über ihre Wange. „Oh Götter, Percy, ich weiß nicht, was ich sagen soll..." Ich blinzelte mehrmals und lächelte dann leicht. „Es ist vorbei. Du musst nichts sagen. Es ist nur so, dass ich meinen Vater mittlerweile fast hasse, aber...", ich seufzte, stand auf und stellte mich vor das Fenster. Unten auf der Straße sah ich eine Frau, die ihrem Hund nachlief. Vermutlich war er ausgebüxt.
„... Gleichzeitig vermisse ich ihn auch so sehr."
Annabeth tauchte vor mir auf und und schlang ihre Arme um mich, „Es tut mir so leid, Percy, ich hatte ja keine Ahnung. Warum hast du denn Nichts gesagt?"
Ich runzelte die Stirn, „Ich ... ich weiß nicht.", „Aber ich...", flüsterte meine Freundin, „Du bist ein Anführer, Percy. Auch wenn du es nicht willst und nie sein wolltest. Die Anderen erwarten von dir, dass du einsteckst und so schnell wie möglich wieder aufrecht stehst um ihnen ein Vorbild zu sein. Du hast versucht genau das zu sein. Das ist genau wie mit deiner Macht. Du willst sie nicht, aber du hast sie nun mal und daran kannst du Nichts ändern. Du stehst unter einem gewaltigen Druck, Percy, und wenn du nicht aufpasst, könnte der dich irgendwann erdrücken."
Verdammt, wieder diese dämliche Wahrheit! Tränen hatten sich wieder in meinen Augen gebildet und ich versuchte sie weg zu blinzeln, aber Annabeth hielt mich davon ab. „Lass es zu. Du musst endlich Alles rauslassen."
„Weißt du, was das Schlimmste ist?", schluchzte ich, „Alle erwarten von dir, dass du immer gewinnst, egal wie gefährlich oder stark dein Gegner ist, aber die Wahrheit ist... Irgendwann werde ich es nicht. Und das wird der eine unachtsame Moment sein, in dem ich sterbe oder du stirbst und ... der Moment, in dem ich dich verliere. Annabeth, ich habe Angst. Große Angst, die ich nicht haben darf."
Annabeth umfasste mein Gesicht mit beiden Händen. Auch in ihren Augen standen Tränen, als sie sagte: „Du wirst mich nicht verlieren. Egal, was passiert, ich werde immer an deiner Seite kämpfen. Ich liebe dich über Alles, Percy, und Nichts kann das jemals ändern. Wir sind zusammen und das ist das Wichtigste."
Und dann küsste sie mich. Leidenschaftlich, intensiv und voller Liebe. Mein Herz setzte sich Stück für Stück wieder zusammen. Es war nicht geheilt, aber es war ein Anfang. Ich stand hier und küsste das Mädchen, das ich liebte und das war Alles, woran ich gerade denken wollte...
Hey,
So wie versprochen, lade ich heute schon das neue Kapitel hoch. Ich denke, das wird einerseits Fragen klären, aber auch neue aufkommen lassen. Keine Sorge, sie werden alle mit der Zeit beantwortet werden :))
Lg Laura :**
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Out of Power, Out of Shower
FanfictionVon Hekate in Halbgötter verwandelt stolpern die olympischen Götter ins Camp Half - Blood und stehen prompt ihren eigenen Kindern gegenüber. Von jetzt an müssen sie das Leben der Halbblute kennenlernen, Freundschaften schließen, Streiche spielen und...