Chapter Twentyfive - Force

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Poseidon Point of View:

Ich war erleichtert, dass es Percy nach den Götterspeisen augenscheinlich wieder besser ging. Zumindest hielt er nicht mehr die ganze Zeit seine Hand an seinen Kopf. Wir waren mittlerweile schon außerhalb der Stadt angekommen und konnten die großen Tempel bereits sehen, als jemand von der Seite her auf uns zu kam.
Es war eine Gestalt, die stolz aufrecht ging und Macht ausstrahlte. Viel Macht. Er war in eine dunkle Kutte mit Kapuze gekleidet, weshalb man sein Gesicht nicht erkennen konnte. Es war aber auch nicht nötig, denn einer von uns erkannte ihn.
„Kratos!", grüßte Zeus ihn. Natürlich, der Gott der Macht! Er war ein ständiger Begleiter des Zeus und wurde auch als Geist Spartas bezeichnet. „Zeus! Ich bin aus der Zukunft. Ich will euch warnen.", seine Stimme war tief und dunkel.
„Warnung? Wieso?", fragte Hermes und sah sich um, als erwartete er, dass aus dem Gebüsch ein Monster heraus springen und ihn anfallen würde. „Ich habe Hekate geholfen, euch in Halbgötter zu verwandeln.", erklärte Kratos, „Kurz darauf hat mich Ker gefangen genommen. Sie hat mich mit Ketten aus himmlischer Bronze festgehalten, weshalb ich nicht fliehen konnte. Sie hat mich gefoltert und gezwungen ihr zu helfen. Sie hat den Schlüssel zu Nyx's Machtquelle gesucht."
„Du meinst den Gegenstand, der einem Halbgott sehr wichtig sein muss. Ker hat Percys Tonperlenkette gestohlen.", sagte Annabeth. Erst jetzt entdeckte ich, das die Kette meines Sohnes wirklich nicht da war. Warum war mir das nicht aufgefallen?
Ich konnte Kratos's spöttisches Lachen hören, „Das hat Chiron euch erzählt. Aber es stimmt nicht. Er hat euch angelogen, weil er meinte, das Wissen sei nicht gut für euch. Nein, der Schlüssel ist etwas anderes. Es muss etwas aus dem Besitztum von jemand ganz besonderem sein."
Kratos wandte sich Percy zu, „Dem mächtigsten Halbgott, den es je in der Geschichte gab." Percy wich jegliche Farbe aus dem Gesicht und er sah so aus, als ob er jeden Moment umkippen könnte. Ich fasste ihn am Arm und wagte mich sogar so weit, ihm beruhigend über den Rücken zu streichen.
Zum ersten Mal schien er sogar dankbar dafür zu sein. Ich wusste genau, dass Percy seine Macht hasste und jetzt zu hören, er wäre sogar mächtiger, als Herkules, warf ihn vollkommen aus der Bahn. Er schüttelte immer wieder den Kopf und sagte so leise, dass nur ich es hören konnte: „Nein, Nein, Nein, nicht ich." Annabeth nahm Percys Hand und drückte sie ermutigend, aber trotzdem schien mein Sohn verzweifelt. Er sah sogar aus, als hätte er Panik.
Annabeth warf den anderen einen kurzen Blick zu und zog ihn dann mit sich etwas abseits von uns. Zeus sah man seinen Ärger an. Klar, ausgerechnet einer meiner Söhne war mächtiger als sein, ach so toller, Herkules. Und umso stolzer war ich, doch mein Blick wanderte wieder zu dem jungen Paar. Annabeth sagte etwas zu ihm, er nickte, sah nicht überzeugt aus, eher traurig und niedergeschlagen.
Irgendwann küsste sie ihn einfach und ich konnte die Leidenschaft sehen, mit der Percy erwiderte. Percy war ein guter Junge, selbstlos, loyal, mutig und tapfer. Genau deswegen war eine solche Macht bei ihm gut aufgehoben. Doch das war auch der Grund, warum er sie nicht wollte. Ich wusste, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als ein normales Leben, weit weg von Monstern, Aufträgen und Göttern. Und das war ihm nicht vergönnt...
Trotzdem war da noch etwas anderes. Ich hatte es in seinen meergrünen Augen gesehen. Super, noch ein Geheimnis, das ich lüften musste...
„Ker hat die Machtquelle gefunden.", unterbrach Kratos meine Gedanken jäh. Ich spürte, wie meine Kinnlade herunter fiel und merkte, wie auch die anderen ungläubig den Kopf schüttelten. „Sie und ihre Keren sind bereits auf dem Weg hierher, um euch zu vernichten, damit sie ungestört die Macht der Nyx erlangen kann."
„Was?!", Percy und Annabeth tauchten hinter uns wieder auf. Percy ignorierte die Blicke, die auf ihm lagen konsequent und zog die Augenbrauen zusammen. Handelte, als ob nie etwas passiert wäre. „Das sind viel zu viele. Als Ker das letzte Mal angegriffen hat, kamen die ganzen Camper schon nicht gegen sie an. Jetzt sind wir zu neunt."
„Trotzdem müsst ihr sie aufhalten. Seid vorsichtig!", warnte Kratos, „Ich kann euch nicht helfen, wegen Zeus Gesetz. Ich darf mich nicht einmischen. Deswegen müsst ihr diesen Kampf wieder mal ohne die Macht der Götter ausfechten."
Oh verdammt... Ich warf Zeus einen wütenden Blick zu, genau wie Athene, Hermes und Artemis. Der Gott des Himmels zuckte hilflos mit den Schultern. „Das ist ja nichts Neues.", murmelte Travis. Keiner von uns wusste, was man darauf erwidern sollte. Kratos verbeugte sich vor uns Göttern und deutete bei den Halbgöttern eine Verbeugung an.
„Ich muss gehen. Mögen die Götter mit euch sein. In dieser Zeit und in der Zukunft." Er verschwand. Und zwar wortwörtlich. Er löste sich in einem hellen Licht auf und irgendwie wusste ich, dass er wieder in die Zukunft reiste.
„Großartig. Wir sind zu spät.", meinte Hermes genervt. „Er hat Recht.", sagte Zeus, „Ker hat die Machtquelle gefunden, während wir vielleicht erst 15 oder 16 Tempel durchsucht haben."
„Moment, jetzt macht mal halblang.", Percy trat zwischen uns, „Wie stellt ihr euch das vor? Wollt ihr einfach aufhören, oder was? Das geht nicht!", „Aber es bringt doch nichts mehr. Ker hat gewonnen."
Die Halbgötter schüttelten ungläubig die Köpfe. „Jetzt hört mir mal zu.", Jason sah sich wachsam um, schaute, ob Ker schon irgendwo war, „Wisst ihr eigentlich, was passiert wäre, wenn wir einfach während den Kriegen aufgegeben hätten? Wir hatten gegen Gaia kaum eine Chance! Es war aussichtslos und trotzdem haben wir gekämpft, denn die Konsequenz wäre gewesen, dass es die abendländische Zivilisation nicht mehr gäbe. Und ihr Götter, hättet vermutlich im Tartarus geschmort, oder noch schlimmer. Also sieht es für mich momentan noch nicht so schlimm aus, wie letztes Jahr. Jedes Mal mussten wir euch retten, jetzt müsst ihr euch selbst retten."

Percy Point of View:

Wut war gar kein Ausdruck für das, was ich fühlte. Ihnen war gar nicht klar, was Ker's Sieg bedeuten würde... Beim Hades, das war es wirklich nicht. Wir hatten ja bei der Versammlung der Hüttenältesten darüber gesprochen!
Ich schlug meine Hand gegen die Stirn, woraufhin mich wieder mal alle ansahen, als sei ich verrückt geworden. „Ihr wisst es nicht. Wir haben vergessen, es euch zu erzählen."
Auf Annabeth's Gesicht breitete sich Erkenntnis aus, „Natürlich! Du hast Recht. Aber jetzt mal im Ernst, darauf hättet ihr Götter auch selbst kommen können." Ich sah jedem seine Verwirrung an, doch Travis fing bereits an, zu erklären:
„Ker hat vor, die Machtquelle der Nyx an sich zu bringen, damit sie mächtiger wird, als ihre Mutter. Sobald diese Schreckschraube das erreicht hat, hat sie genug Kraft, um den Olymp an sich zu reißen. Es hat einen Grund, warum sich selbst Zeus vor der Nacht fürchtet, denn sie ist mächtig und jagt jedem Angst ein."
Zeus sah empört aus, aber in seinen Augen konnte ich die Unsicherheit erkennen. Poseidon hatte seine Augenbrauen zusammen gezogen, als dachte er über irgendetwas nach und kam auf keine Lösung. Ihn würde Ker als nächstes angreifen, wenn sie den Himmel unter ihrer Kontrolle hatte. Ich musste an den Titanenkrieg denken, wo Oceanus meinen Vater angegriffen hatte. Er hatte so erschöpft und verzweifelt gewirkt und ich wusste, dass sein Palast immer noch nicht wieder komplett aufgebaut war.
Das Meer hatte sich gerade erst wieder beruhigt und schon drohte ein neuer Krieg.
Poseidons Augen trafen meine und ich musste automatisch an das Ende des Krieges gegen Kronos denken, als er mich so fest umarmt hatte. Ich sehnte mich in diesem Moment so sehr danach, wie nach dem Wunsch, dass das letzten Sommer nicht er war.
„Na toll. Wir haben also zwei Möglichkeiten.", von Athenes Stimme wach gerüttelt, riss ich den Blick von meinem Vater los, „Entweder wir versuchen, herauszufinden, wo diese Machtquelle ist, oder wir ...", sie sah mich an, „Holen uns den Schlüssel in Form von Percys Halsband zurück."
Ich hatte nicht mal die Zeit dazu, wieder darüber nachzudenken, wer ich war, den in diesem Moment wurde ich zurück gerissen.
Ker's rechter Arm wickelte sich wie ein Schraubstock um meinen Hals und schnürte mir fast die Luft ab. Ich hatte Mühe zu atmen... „Welch interessanter Plan.", ihre Stimme zerschnitt das geschockte Schweigen, „Was dagegen, wenn ich diesem hübschen Halbgott hier im Gegenzug die Kehle aufschlitze?"
Es war kein Messer, das ich plötzlich an meinem Hals spürte, sondern etwas anderes, womit ich nie gerechnet hatte: eine Spritze! Bei den Göttern, hatte ich schon mal erwähnt, dass ich höllische Angst vor Nadeln hatte? Nein? Dann ist es wohl an der Zeit.
Ich stieß einen erstickten Laut aus, als ich einen stechenden Schmerz im Nacken spürte. Ein Stich... Ker ließ mich los und ich entfernte mich keuchend von ihr, so schnell ich konnte. „Was war das?", meine Stimme zitterte mehr, als ich beabsichtigte.
„Ein Geschenk von einem meiner Freunde. Polybotes war zu hochnäsig, um sich einzugestehen, dass du ihn ja ein zweites Mal besiegen könntest. Ich habe mir also selbst etwas von seinem Gift abgezwackt, bevor es zu eurem großen Showdown kam."
Poseidon wich jegliche Farbe aus dem Gesicht und ich wusste automatisch, dass er wusste, was vor sich ging.
„In jedem anderen Körper würde es höchstens Übelkeit verursachen, aber bei einem Kind des Poseidon ... naja, es ist nicht gut, dass das Gift jetzt in deinem Blutkreislauf ist.", Ker kicherte, bei ihrem aufgesetztem Bedauern.
Wie auf Knopfdruck setzten bei mir plötzlich wahnsinnig starke Kopfschmerzen ein und ich fasste mir an die Schläfe. Ker nahm mein Kinn zwischen ihre langen knochigen Finger und grinste böse, „Wie fühlt sich das an, Poseidon? Zu wissen, dass man sein geliebtes Kind verliert?"
Ich wusste nicht, was mein Vater tat, denn ich wandte schnell den Kopf ab.
„Ach, ich verstehe,", murmelte die Göttin, „Ihr seid immer noch im Streit. Wie traurig. Ihr beide wisst die Wahrheit nicht. Keiner von euch." Immer noch herrschte Stille, doch ich konnte das gedämpfte Schluchzen von Annabeth wahrnehmen.
„Ihr seid ja nicht besonders redselig.", jammerte Ker, „Nur damit ihr anderen, außer Poseidon und Annabeth es auch versteht: Polybotes Gift ist hochgiftig für Poseidons Kinder. Es wird bei Percy sehr stark wirken und seine Wirkungen werden in den nächsten paar Minuten einsetzen."
Ihre schwarzen Augen brannten sich in mein Gehirn ein. „Vermutlich haben jetzt bereits die Kopfschmerzen eingesetzt. Bald werden Fieber, Krämpfe und Atembeschwerden auftreten und ... in 24 Stunden, nach langer Qual und Schmerz, wird euer großer Held bereits tot sein."
Ihr Lachen fuhr mir durch Mark und Bein. Nach allem, was ich erlebt hatte, konnte ich es nicht glauben: Ausgerechnet Gift würde meinem Leben ein Ende bereiten...

Out of Power, Out of ShowerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt