Percy Point of View:
Angespannt trat ich von einem Fuß auf den Anderen, während ich darauf wartete, dass meine Mom oder Paul die Tür aufmachten. Ich drückte nochmals ungeduldig auf die Klingel, aber es drang kein Lebenszeichen aus der Wohnung heraus.
Seufzend lehnte ich meinen Kopf gegen das dunkle Holz. Ein Schluchzen entwich meinem Inneren und brachte mich dazu meine Hände zu Fäusten zu ballen. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Mein erster Plan war erstmal soweit weg wie möglich von meinem Vater zu kommen.
Aber wie ging es jetzt weiter? Ins Camp zurück wollte und konnte ich nicht, zumindest solange Poseidon noch dort war.
„Entschuldigung?", fragte eine Stimme hinter mir, „Geht es ihnen gut, junger Mann?" Schnell drehte ich mich um und erblickte eine ältere Dame im Türrahmen, der nächsten Wohnungstür, die mich besorgt musterte. Sie trug ein strahlend weißes Kleid, so hell, dass ich fast die Augen zusammenkneifen musste.
„Äh, ja... nein. Ich meine, ... Wissen sie, ob die Freundin von ihrem Nachbarn Paul Blofis, Sally Jackson, zufällig da ist?", Sie schüttelte den Kopf, „Nein, tut mir leid, die Beiden sind vorhin zusammen weggegangen. Wer sind sie denn überhaupt?"
Ich räusperte mich, um meinen Kloß im Hals loszuwerden, „Ich bin Sally's Sohn, Percy Jackson.", „Ah,", die Alte lächelte, „Percy, es ist schön dich wiederzusehen.", ich runzelte verwirrt die Stirn, „Wiedersehen? Ich glaube, sie verwechseln mich gerade."
„Oh nein!", schmunzelte sie. Ihre Augen blitzten belustigt auf, „Mein Name ist Allete. Ich war früher deine Babysitterin, Perseus. Da warst du noch ein Baby. Deine Mutter hatte kaum Geld, konnte aber nicht arbeiten, weil sie dich schlecht allein zu Hause lassen konnte. Ich bin ihr zufällig begegnet und da habe ich ihr meine Hilfe angeboten. Der Kontakt ist leider irgendwann abgebrochen."
Ich blinzelte mehrmals, um zu begreifen, was sie mir hier gerade erzählte. Warum hatte Mom nie etwas erzählt?
„Oh, achso...", stammelte ich. „Ich habe dich gerade gesehen, Percy.", ihr Blick schien unter meine Haut zu gehen. Es fühlte sich an, als ob sie alle meine Geheimnisse mit einem Blick in sich aufsaugte. „Du bist ja vollkommen von der Rolle. Was ist los?"
Kennt ihr das, wenn ihr eine Person, die ihr nicht kennt, alles erzählt, obwohl ihr es nicht wollt? Tja... Ich nicht. Aber ich erlebte es jetzt. Ich erzählte Allete Alles. Natürlich in einer abgewandelten Form. Aber das Grundprinzip blieb dasselbe.
„Und was fühlst du deinem Vater gegenüber?", fragte sie, nachdem ich fertig war. „Wut, Enttäuschung. Das ganze Paket eben.", ich zuckte die Schultern und lehnte mich an die Tür hinter mir.
Allete durchbohrte mich immer noch mit ihren stahlgrauen Augen. Richtig unangenehm. Wie habe ich das als Kind nur ausgehalten?!
„Das sind also die Gefühle, die du glaubst zu fühlen.", „Ich glaube nicht nur, ich weiß es auch.", meinte ich entschlossen. Ihr Blick wurde mitleidig, „Die Wahrheit ist, dass du doch insgeheim froh bist deinem Vater begegnet zu sein. Egal wie euer Streit vor einem Jahr ausgesehen hat, er ist dein Vater und du willst ihn als diesen auch wieder zurück."
„Whoa! Nein, nein, nein! Das stimmt doch überhaupt nicht!", zischte ich im wütendem Protest, „Er kann von mir aus machen, was er will. Es ist vorbei... Ich-", „Du vermisst ihn.", Allete ließ sich nicht beirren.
Und es war die Wahrheit. Augenblicklich stiegen mir Tränen in die Augen und meine Sicht verschwamm. „Die Wahrheit kann manchmal hart sein, ich weiß.", flüsterte Allete in die Stille, „Ich habe mehr Erfahrung damit, als du ahnst."
Ich ließ mich an der Tür hinabgleiten, „Ich werde ihm das nicht sagen. Ich nicht...", schluchzte ich. Tränen liefen nun meine Wangen hinab, als ich an das letzte Gespräch mit meinem Dad vor einem Jahr dachte. Ich hatte es die ganze Zeit für mich behalten, aber es wurde zu viel. Die Last erdrückte mich, denn außer Clarisse wusste es niemand. Nicht mal Annabeth...
„Du bist viel zu stur. Wie alle in deiner Familie.", seufzte Allete, „Der Klügere gibt nach, Percy. Das ist eine traurige Wahrheit, die die Weltherrschaft der Dummheit begründet."
Ich konnte nicht mehr antworten, denn ich hörte in diesem Moment zwei Stimmen auf uns zu kommen. Mom und Paul.
„Percy, merk dir das,...", sagte Allete, „Die Wahrheit blendet das Licht. Die Lüge dagegen ist ein Sonnenuntergang, der Alle Dinge verschönert."
Ich verbarg mein Gesicht an meinen Knien, um die aufkommenden Tränen zurückzuhalten.
„Percy?! Bei den Göttern, was ist passiert?", Mom kniete sich neben mich und drückte mich fest an sich, während ich weinte. „Shh, es ist Alles gut.", versuchte sie mich zu beruhigen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis ich das konnte.
Sie lächelte mich sanft an und wischte meine Tränen weg, „Wie lange bist du schon hier?", fragte sie vorsichtig. Hinter ihr stand Paul, sein Gesicht war voller Sorge. „Halbe Stunde? Ich habe mich mit Paul's Nachbarin unterhalten, die...", Ich sah mich um, „...irgendwie weg ist."
„Nachbarin?", fragte Paul verwirrt, „Welche Nachbarin? Die Wohnung da drüben steht seit über einem Jahr leer.", Ich starrte ihn an, „Äh, was?! Ok, dann war sie vielleicht nur zufällig hier. Sie sagte, ihr Name sei Allete und sie wäre früher meine Babysitterin gewesen."
Mom wurde mit einem Mal sehr blass. Also war es doch wahr. „Warum hast du mir nie von ihr erzählt?", fragte ich und wischte nochmal über meine Wangen, um ein paar Tränenspuren wegzuwischen. „Ich habe nicht mehr wirklich an sie gedacht.", gestand sie, „Aber das ist jetzt unwichtig. Gehen wir lieber erstmal rein und du berichtest mir dann, was genau los ist, ja?"
Mom wartete gar nicht auf meine Antwort, sondern deutete Paul seine Wohnung aufzuschließen. Mir kam eine Frage in den Sinn: „Wann zieht ihr eigentlich zusammen? Ich meine, ihr seid doch bereits verlobt."
Paul grinste, „Tja, das würde ich auch gerne mal wissen. Wir haben darüber ehrlich gesagt noch gar nicht geredet.", Ich runzelte die Stirn, „Wieso denn das nicht?", „Wir hatten besseres zu tun.", gestand er, woraufhin Mom rot anlief und ich eine Augenbraue hochzog. „Ich will gar nicht wissen, was ihr gemacht habt,", murmelte ich und betrat hinter den Beiden das Apartment.
Wir setzten uns ins Wohnzimmer. „Soll ich ... euch alleine lassen?", fragte Paul rücksichtsvoll, aber ich schüttelte nur den Kopf. Mittlerweile wusste er ja von Allem und ich vertraute ihm.
Mom strich mir eine Strähne aus der Stirn und bedachte mich mit einem durchdringenden und besorgten Blick, „Was ist passiert, Percy?" Bei den Erinnerungen musste ich mich schon wieder davon abhalten nicht zu heulen, trotzdem erzählte ich ihnen Alles. Angefangen bei dem Streit von letztem Jahr bis hin zu dem Outing der Götter vor ein paar Stunden.
Schock und Trauer spiegelte sich im Gesicht meiner Mutter wieder, „Das hat Poseidon getan? Das glaube ich einfach nicht." Klar, sie hatte Dad geliebt. Das er mir, ihrem gemeinsamen Sohn, so etwas angetan hatte, konnte sie nicht ertragen. „Percy, es tut mir so leid, doch ich weiß nicht... Das passt nicht zu ihm."
Tränen sammelten sich wieder in meinen Augen, „Ich konnte es auch nicht glauben, aber so ist es nun mal passiert.", stammelte ich mit rauer Stimme.
„Bist du sicher, dass es überhaupt Poseidon war?", mischte sich Paul ein, „Ich meine, kann es nicht sein, dass Gaia dich wieder mit einem Traum ausgetrickst hat oder dir Angst machen wollte?", Eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und rollte meine Wange hinunter, „Er war es. Da bin ich mir 100%ig sicher."
Mom umarmte mich so fest, dass ich fast keine Luft mehr bekam. „Was soll ich denn jetzt machen?", hauchte ich ihr mit erstickter Stimme ins Ohr.----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Hey,
Hoffe, es hat euch wieder gefallen. :))
Ihr könnt euch freuen: Im nächsten Kapitelkommt nämlich raus, was zwischen Percy und Poseidon vorgefallen ist ;)
Lg Laura :**
DU LIEST GERADE
Out of Power, Out of Shower
FanfictionVon Hekate in Halbgötter verwandelt stolpern die olympischen Götter ins Camp Half - Blood und stehen prompt ihren eigenen Kindern gegenüber. Von jetzt an müssen sie das Leben der Halbblute kennenlernen, Freundschaften schließen, Streiche spielen und...