Percy Point of View:
Ich fühlte mich nicht gut. Gar nicht gut. Mir war so schlecht, dass ich mich auf dem Weg zum Tempel fast übergeben hätte. Es war ein Wunder, dass ich noch auf den Beinen war. Ich konnte meinen Dad, Annabeth und die Anderen einfach nicht allein gegen diese Göttin kämpfen lassen.
Das ließ mein Gewissen und mein fataler Fehler nicht zu. Persönliche Loyalität. Manchmal verfluchte ich diese Schwäche/ Tugend. Athene hatte Recht. Für die, die ich liebe, würde ich die Welt opfern und irgendwie hatte ich das beklemmende Gefühl, dass es mein Ende sein würde...
„Percy?! Du solltest nicht hier sein!", hörte ich Dad rufen. Langsam kam ich auf die Beine und drehte mich um. Ich hatte schon die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich mich zu schnell bewegte, mir schwindlig wurde.
Jason und Travis kamen zu mir und fingen an, mich ein wenig zu stützen, da ich fast wieder umgekippt wäre. „Warum war das so klar, dass du kommen würdest?", stöhnte der Sohn des Jupiter vorwurfsvoll. „Und wenn ich es nicht wäre, wärt ihr jetzt tot.", hielt ich dagegen.
„Percy Jackson! Wie kannst du es wagen?", kreischte Ker wütend. Ich setzte mein schiefes Grinsen auf, „Wenn ich sterbe, dann im Kampf. Und dich werde ich bis zum Tod bekämpfen, dafür, was du mir und meinem Vater angetan hast."
Ich spürte die verwirrten Blicke der Anderen auf mir, achtete aber nicht darauf. Es hatte plötzlich Alles einen Sinn ergeben. Dad hatte bei unserem Streit einen Gürtel getragen. Seit wann trägt mein Dad denn bitte Gürtel?! Es war wahrscheinlich der Gürtel der Apate.
Ker schien es echt die Sprache verschlagen zu haben, denn sie starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Percy!", bei Annabeths Stimme drehte ich mich sofort zu ihr um. „Du bist so ein Vollidiot, Algenhirn! Du solltest im Bett liegen!"
Ohne auf die verdutzte Göttin zu achten oder darauf, dass ich wieder schweißgebadet war, nahm sie mein Gesicht in ihre Hände und küsste mich lange und intensiv. Sofort spürte ich das vertraute Kribbeln in meinem Bauch und würde sie am liebsten nie wieder loslassen.
Ihr Gesicht und ihre Lippen waren nur Zentimeter von meinen entfernt, als sie laut sagte: „Ich habe eine Überraschung für euch, Göttin!", das letzte Wort spie sie aus wie eine Beleidigung, „Im Tartarus haben Percy und ich Bekanntschaft mit eurer Mutter gemacht. Nyx, die Göttin, der ihr gerade die Macht raubt."
Annabeth drehte sich lächelnd zu Ker um, „Wir hatten keinen sonderlich guten Start, jedoch habe ich das jetzt wieder wett gemacht, indem ich ihr Bescheid gegeben habe, was hier vor sich geht. Ihr habt Recht, wir können euch als Halbgötter nicht besiegen, aber Nyx, als Göttin, kann das sehr wohl."
Als ich Nyx das letzte Mal gesehen hatte, war sie an die 13 Meter groß gewesen, so groß wie die Athena Parthenos selbst. Jetzt sah sie genau gleich aus, nur nicht ganz so groß. Ich meine groß schon, aber sie war „nur" ungefähr 1,95 m groß.
Sie trug ein nachtschwarzes Kleid, in denen sich eine Art Nebel widerspiegelte, der mehrere Planeten zeigte. Wie ein ganzes Universum. Wieder konnte man ihr Gesicht nicht richtig sehen nur die stecknadel Augen, die ebenfalls schwarz wie die Nacht waren. Ihre Flügel schlugen wie eine Welle der Dunkelheit, die über die Klippen schwappt. Und sie schlugen immer schneller, weil sie immer wütender wurde.
„Ker! Bei den Göttern! Wie oft muss ich dich noch davon abhalten, meine Macht zu stehlen?", ihre Stimme klang quietschend und tat in den Ohren weh. Meinem Zustand tat es auch nicht gut, denn ich wäre fast wieder zusammengebrochen, aber Jason und Travis hatten mich zum Glück fest im Griff.
„Mutter!", Ker wich jegliche Farbe aus ihrem ohnehin schon blassen Gesicht, „Das ... ist nicht das, wonach es aussieht.", „Es ist immer das, wonach es aussieht!", kreischte die Göttin der Dunkelheit und riss mein glühendes Lederband aus der Einkerbung, um es uns zuzuwerfen. Hermes fing es auf und reichte es mir. Glücklich und erleichtert machte ich es mir wieder um. Ich fühlte mich wieder komplett! Abgesehen von diesem verdammten Schmerz in meiner Brust und meinem gesamten Körper.
Irgendwie fragte ich mich, warum Annabeth nicht früher eingefallen ist, Nyx hinzuzuziehen...
„Du hasst Percy Jackson und Annabeth Chase! Warum hörst du dann auf sie?", meckerte Ker. „Weil ich dich, Tochter, um einiges mehr hasse. Ich lasse mir doch nicht meine Kraft wegnehmen."
„Aber...-", wollte Ker schreien, aber Nyx schnappte sich ihr Ohr und zog die schimpfende Göttin hinter sich her. Am Ausgang drehte sie sich nochmal um, „Ich weiß euren Dienst zu schätzen. Doch Annabeth und Percy, das heißt nicht, dass ich euch vollständig verziehen habe, wie ihr mich im Tartarus ausgetrickst habt. Dazu fehlt noch einiges. Mögen die Götter mit euch sein."
Damit waren sie verschwunden. Alles wäre so viel einfacher gewesen, hätten wir uns gleich am Anfang an Nyx gewandt...
Die Götter fingen an, zu lachen und wir Halbgötter stiegen grinsend mit ein. Das Bild von Ker, die am Ohr hinter ihrer Mutter hergezogen wurde, würde ich nie wieder vergessen. Zumindest solange nicht, bis ich starb.
Travis und Jason hatten ihren Griff ein wenig gelockert und als ich förmlich spürte, wie das Gift mein Herz erreichte, gaben meine Beine unter mir nach und ich fiel hart auf den Boden. Das Lachen stoppte abrupt und ich hörte Annabeth und Poseidon erschrocken aufschreien.
Mein ganzer Körper schmerzte, ich begann wieder Blut zu husten und konnte nicht atmen. Meine Sicht verschwamm, doch ich konnte die Umrisse meiner Freunde erkennen, die sich über mich beugten, spürte die Hand meines Vaters in meiner, wie er versuchte, mich zu heilen, doch seine Kraft war noch nicht vollständig da. Ich fühlte die Hand meiner Freundin, meiner Partnerin, meiner großen Liebe an meiner Wange, wie sie mir zuflüsterte, dass sie mich liebte und ich sie nicht verlassen sollte.
Ich wollte noch so vieles sagen, dass ich sie auch liebte, doch die Worte kamen nicht mehr. Meine Kehle war wie ausgetrocknet. Meine Zeit war vorbei...
Meine Augen schlossen sich, nahmen mich in die unendliche Dunkelheit und mein Herz hörte auf, zu schlagen...
Es fällt nicht leicht, angesichts des Todes, die richtigen Worte zu wählen, aber gerade eben in der Stille vor dem Ende befindet man sich in einer intensiven Kommunikation mit einem selbst. Mit dem Leben und mit dem Ende, mit Alltagsgedanken, die ablenken vom Wesentlichen.
Trotzdem ist man aufmerksam, absolut präsent, man hört in sich hinein, doch auch sehr stark nach außen.
Diese Aufmerksamkeit hat etwas Schönes und etwas Quälendes. Es ist ein Gesetz: Schließt sich eine Tür, öffnet sich eine andere. Das Leben geht weiter, manchmal vielleicht auch erst, wenn man eine Tür richtig zugemacht hat, oder in diesem Fall eine Tür zugemacht wurde.
Es geschehen jedoch auch noch Zeichen der Wunder, wenn man nur aufpasst. Alles, wirklich Alles, ist eine Fassade: Wie Aletheia gesagt hat: „Die Wahrheit blendet das Licht. Die Lüge dagegen ist ein Sonnenuntergang, der Alle Dinge verschönert."
Über diesen Satz muss man anfangs nachdenken, um ihn zu verstehen, aber hat man das dann mal, sieht man die Welt mit ganz anderen Augen. Lügen verschönern die Welt, ja, doch irgendwann kann es zu spät sein, um alles richtig zu stellen.
Die Zeit läuft ab, Menschen, Tiere und Halbgötter werden alt und sterben. Im Falle von unseren Freunden bedeutet die göttliche Abstammung kein langes Leben und einen schmerzhaften, scheußlichen Tod, um den sie nicht gebeten haben.
Percys größter Wunsch war ein normales Leben. Mit Annabeth zusammenziehen, heiraten und eine Familie gründen. Das spielt Alles keine Rolle mehr, wenn er erst einmal die Augen geschlossen hat, seine letzten Atemzüge nimmt, und den wenigen Schlägen seines Herzens lauscht.
...vier...
...drei...
...zwei....
...eins....
Dann ist es vorbei und nur noch die Stille ist zu hören...
Hey zum letzten Mal hier!!!! <33
Diese Storyy hat das traurigste Ende genommen, das ich je geschrieben habe. Mir fiel es unheimlich schwer dieses letzte Kapitel zu schreiben und es war eigentlich auch nicht so geplant.
Ich hatte was anderes im Sinn, aber habe mich dann doch umentschieden.
Teil 2 werde ich gleich hochladen, das kommt gleich noch mal in einem Extrakapitel. Ich danke euch allen, die mitgefiebert und mit Herzblut dabei waren. Danke für Kommentare und Votes!!! <33
Wir sehen uns dann in Teil 2 :))
Ganz liebe Grüße,
Laura :**
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Out of Power, Out of Shower
FanficVon Hekate in Halbgötter verwandelt stolpern die olympischen Götter ins Camp Half - Blood und stehen prompt ihren eigenen Kindern gegenüber. Von jetzt an müssen sie das Leben der Halbblute kennenlernen, Freundschaften schließen, Streiche spielen und...