Chapter Twentyone - Vengeance

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Percy Point of View:

Verdammte Götter! Das war so typisch, dass ich wieder mit Poseidon ein Team war. Die Moiren mussten mich wirklich hassen... Der Tempel des Neptun war größer als ich dachte. Er war nicht groß, aber auch nicht klein. Anscheinend hatten die Römer doch ein wenig Respekt vor meinem Vater.
Säulen verliefen entlang des Steingebäudes im charakteristischen Stil der Römer. Es war zum Glück niemand hier, als wir die Stufen zum Rundbogen, der den Eingang darstellte, hinaufliefen. Innen war Alles ziemlich prächtig gebaut. Am hinteren Ende der großzügigen Halle konnte ich einen kleinen Salzwasserbrunnen entdecken. An den Wänden befanden sich verschiedenste Mosaike in detaillierter Arbeit, die Mythen von Neptun oder eher Poseidon zeigten, da die Römer ja Alles von den Griechen übernommen hatten.
Ich betrachtete das Größte der Mosaike auf dem mein Vater auf einem Streitwagen stand, der von zwei grünen, prächtigen Hippocampi gezogen wurde. Nur, dass Neptun hier mit langem Haar und buschigerem Bart, als er normalerweise hatte, dargestellt wurde. In seiner Hand funkelte sein Herrschaftssymbol: der Dreizack. Neben ihm schwammen mehrere Delfine mit, die sich an den Streitwagen schmiegten.
Daneben wurde Poseidon zusammen mit Athene dargestellt, als sie um die Stadt Athen konkurrierten. Sie standen Rücken an Rücken. Das Wasser aus der Salzwasserquelle umschlang den Körper meines Vaters, als ob es gar nicht von ihm fort wollte. Athene hielt einen Ast des Olivenbaums in der Hand, der bereits blühte wie verrückt.
Das nächste Bild zeigte meinen Vater und eine Frau. Poseidon eilt von links ins Bild auf die Frau zu, die ihm ihre Arme entgegenstreckte. Über ihnen flog ein Kleinkind mit Flügeln.
„Eine weitere Liebschaft von dir?", fragte ich spöttisch, denn ich wusste genau, dass Poseidon noch am Eingang stand und mich beobachtete. Ich spürte, wie er neben mich trat.
„Ja, ihr Name war Amymone. Sie hat in Argos auf der Suche nach einer Quelle einen schlafenden Satyr aufgescheucht. Als er ihr nachgestellt hat, habe ich sie gerettet.", erzählte er, „Weißt du, Apollo war nicht der Einzige, dem Amor einen Pfeil hinterher geschossen hat. Ich habe mich also in Amymone verliebt und daraus ging dann Nauplios hervor."
Ich sah auf das nächste Mosaik, das nicht Poseidon zeigte, sondern einen jüngeren Mann, der Leuchtfeuer anzündete. Zwei Schiffe waren an dem Riff hinter ihm zerschellt. „Er war der König von Euboia. Sein Sohn wurde von den Griechen gesteinigt. Aus Rache hat er Leuchtfeuer entzündet, die die zurück kehrenden Schiffe der Griechen aus Troja in die Irre führte. Sie sind an dem Riff hängen geblieben."
Ich schüttelte angewidert den Kopf, „Was für ein Blödmann. Da sind doch auch Unschuldige auf den Schiffen gewesen." Poseidon schüttelte traurig den Kopf, „Wenn man einen geliebte Menschen verliert, ist der Unterschied zwischen Hass und Liebe nicht besonders groß. Er hat sein Volk geliebt, Percy, aber er war so blind vor Trauer, dass er diese beiden Gefühle nicht mehr auseinander halten konnte."
Ich schwieg, denn ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Was hätte ich in dieser Zeit getan, wenn es Annabeth gewesen wäre, die gesteinigt worden wäre? Hätte ich genauso wie mein Halbbruder gehandelt? Konnte Trauer einen Menschen oder Halbgott so weit verändern?
„Was war das?", fragte Poseidon auf einmal. Ich sah mich verwirrt um, „Was meinst du?" Seine Augen suchten die verwinkelte Halle ab, „Da war grade ein...-" Genau in diesem Moment drang es auch an meine Ohren. Ein Zischeln wie von... „Schlangen.", flüsterte ich und wusste sofort, welches Monster hier im Schatten auf uns lauerte.
Verdammt! Von allen Ungeheuern musste es gerade sie sein!
„Oh, ich glaube es nicht.", lachte sie mit ihrem arabischen Akzent, „Ausgerechnet du, Poseidon. In dieser jungen Form kannst du glatt mit Percy verwechselt werden.", „Medusa.", stöhnte mein Vater. „Moment mal.", rief ich, „Woher kennst du mich? Wir sind uns noch gar nicht begegnet."
„Oh doch, junger Held.", mir stockte der Atem, als sie zwischen zwei Säulen hervortrat. Hätte sie nicht die Sonnenbrille aufgesetzt, wäre ich jetzt schon Stein, „Ker meinte, es wäre amüsant, wenn ihr mich in der Vergangenheit trefft. Diese Göttin ist aber auch so nett. Anders, als die Mutter deiner kleinen Freundin."
Medusa umkreiste uns Beide, wie ein hungriger Wolf seine Beute, „Du wolltest mich ja unbedingt in ihrem Tempel, nicht wahr, Poseidon? Und als sie dann kam, hast du dich aus dem Staub gemacht. Sie hat mich in das verwandelt, was ich jetzt bin. Jetzt bist du ein Halbgott und ich kann meine Rache an dir bekommen."
„Du und deine Gott verdammten Frauengeschichten.", zischte ich meinem Vater zu.
Medusa drehte ihren Kopf zu mir, „Und du, Percy, hast mir einfach so den Kopf abgehackt. Ist nicht sehr angenehm, weißt du, und deswegen werde ich jetzt auch meine Rache an dir bekommen."
„Jetzt könnte ich zu dir auch sagen: Du und deine Gott verdammten Heldentaten.", meinte Poseidon, seine Stimme klang ruhig. „Mit dem Unterschied, dass ich darauf stolz sein kann.", entgegnete ich wütend.
Er wollte zu einer Antwort ansetzen, als Medusa plötzlich fauchte - was übrigens gar nicht mehr menschlich klang - und auf uns zuging. Sie nahm langsam die Sonnenbrille runter und ich konnte gerade noch den Blick senken, bevor ihre Augen frei waren, um Alles um uns herum in Stein zu verwandeln.
Schnell lief ich zu einer der Säulen und verwendete sie als Barriere. Poseidon hatte anscheinend dieselbe Idee, denn er war hinter der nächsten Säule nur drei Meter entfernt. Ich holte Springflut hervor und drehte die Kappe ab, woraufhin der Kugelschreiber zum Schwert wurde. In der Klinge sah ich Medusa auf unsere Säulen zugehen, weshalb ich aus einem Impuls heraus zu meinem Vater hechtete und ihn mit mir zog, hinter die große Neptunstatue.
„Was sollen wir tun?", keuchte er. „Wir müssen ihr den Kopf abhacken, aber ich habe keine Ahnung, wie. Lass mich kurz nachdenken.", antwortete ich schwer atmend und scannte den Raum durch Springflut ab. Wir konnten nicht in die Stadt abhauen. Sie würde uns folgen und alle um uns herum in Stein verwandeln.
„Ich lenke sie ab und du schleichst dich von hinten an sie ran.", schlug Poseidon vor. So ungern ich das auch zugab, aber es war keine schlechte Idee, weshalb ich nickte.
Er lief zu den Säulen auf der anderen Seite. „Hey, Medusa. Ich muss sagen, lange nicht gesehen." Sie spreizte ihre Hand, bevor sie sich in Richtung seiner Stimme umdrehte, „Ich würde ja gern sagen, dass du immer noch eine Schönheit bist nach all den Jahren, aber ich kann dich als Halbgott nicht ansehen, ohne in Stein verwandelt zu werden.", hörte ich wieder seine Stimme, in die er echtes Bedauern legte.
Er wollte Medusa also wieder dazu bringen, ihre Sonnenbrille aufzusetzen.
„Charmant wie immer, Poseidon,", lachte sie, „Glaubst du etwa, ich falle darauf rein?", „Nein, dafür bist du zu schlau. Aber komm schon, um der alten Zeiten Willen." Und da zögerte sie tatsächlich. Ich hab ja gesagt, mein Vater hatte eben viel mehr Erfahrung mit Frauen als ich.
„Ich vermisse dich, Medusa. Bitte, lass mich dich ansehen ohne in Stein verwandelt zu werden.", rief er. Und da setzte sie wirklich die Brille auf. So leise, wie möglich schlich ich mich an das Monster ran, Springflut mit beiden Händen umschlossen.
Poseidon blieb trotzdem in seinem Versteck und Medusa sagte: „Ein Versteckspiel, ja? Fast wie in alten Zeiten. Du bist ja so ein Romantiker." Ich unterdrückte den Würgereiz, der in mir hochkam, denn ich wollte nicht wissen, was sie und mein Dad in Athenes Tempel getrieben hatten...
Ich war fast nahe genug, um ihr den Kopf abzuschlagen, als ich ihre Finger bemerkte, die sich wieder spreizten. Und als sie sie vorhin gespreizt hatte, hatte sie sich... Oh nein! Ich heftete den Blick auf den Boden und sah, wie die schwarze Designersonnenbrille auf den Boden vor mir fiel, als sie sich umdrehte.
Ihre langen, knochigen Finger schlangen sich um meinen Hals und sie schleuderte mich von sich gegen die nächste Säule. Benommen versuchte ich mich aufzurichten und tastete mit meiner Hand meinen schmerzenden Hinterkopf ab. Ich spürte die warme, dickliche Flüssigkeit, die mir über die Finger lief und bevor ich mir meine Hand ansah, wusste ich bereits, dass es Blut war. Ich musste mir hart den Kopf angestoßen haben, dass es so stark blutete.
Medusa drückte mich, ihre Hand wieder an meinem Hals, gegen die Säule und brachte ihr Gesicht nahe an meins. Ich stöhnte schmerzerfüllt bei dem pochenden Schmerz meines Hinterkopfes, hielt die Augen aber so fest geschlossen, dass es wehtat.
„Netter Versuch ihr beiden, doch es hat nicht geklappt.", Ihre schrille Stimme ließ mich zusammen zucken, „Du siehst genau wie dein Vater aus, Percy. Zu schade, dass ich dein hübsches Gesicht jetzt verunstalten lassen muss."
Ihre Fingernägel bohrten sich in meinen Hals, doch ich konnte nur noch ein leises Wimmern von mir geben, „Ich habe gehört, wie du meinen Sohn, deinen Halbbruder, Chrysaor gedemütigt hast. Das war nicht sehr nett, Percy Jackson. Oder, wie du meinem Vater Phorkys und meiner Mutter Keto entkommen konntest. Und da wären ja noch meine Schwestern, die du getötet hast. Stheno und Euryale. Ich bin mir sicher, sie werden es mir danken, wenn ich dein Gesicht noch verunstalte, bevor ich dich in Stein verwandle."
Ich konnte nicht mehr denken. Ein dicker Nebel waberte durch mein Gehirn und blockierte mein gesamtes Denkvermögen. Mein Kopf schmerzte so sehr, dass ich mir wünschte bewusstlos zu werden.
Das nächste, was passiert, bekam ich kaum mit. Medusa wurde von mir losgerissen, meine Beine gaben nach und ich glitt an der Säule entlang zu Boden. Ein paar Sekunden später kniete Poseidon plötzlich neben mir und zog mich zu sich.
„Percy? Kannst du mich hören?", Ich nickte leicht, konnte jedoch nicht antworten. Hin und wieder wurde mir kurz schwarz vor Augen, sodass ich erst spät merkte, wie mein Vater mir etwas an den Kopf drückte. Den Unterschied spürte ich sofort. Ein wenig meiner Kraft kehrte in meinen Körper zurück und veranlasste mich dazu, mich ein wenig aufzusetzen.
„Vorsichtig!", warnte Poseidon und half mir. Der Stofffetzen, der mit Wasser getränkt war, lag neben mir. Das hatte er mir also an den Kopf gehalten. „Du darfst dich nicht zu schnell bewegen, sonst könnte dir wieder schwindelig werden. Dein Kopf ist hart gegen die Säule geschlagen."
„Oh Mann, das tut weh.", stöhnte ich, „Wo ist Medusa?" Poseidon zeigte auf eine zusammen gekrümmte Gestalt ein paar Meter entfernt. Ein paar Zentimeter vom Körper entfernt lag Medusas Kopf. Normalerweise hatte ich ja schon schlimmeres gesehen, aber im Moment konnte ich einfach nicht mehr. Ich drehte mich weg und versuchte den Würgereiz zu unterdrücken.
„Wir sollten zurück gehen.", seine Stimme klang besorgt, „Du brauchst Nektar und Ambrosia." Ich schüttelte den Kopf, „Nein, wir müssen die Machtquelle von Nyx finden." Ich wollte aufstehen, doch mir wurde fast sofort schwindelig und ich wäre fast wieder umgekippt, wenn Poseidon mich nicht aufgefangen hätte.
„Nein! Du hast Medusa nicht umgebracht, damit wir jetzt wieder gehen können.", widersprach ich, bevor mein Vater etwas sagen konnte. Sein Mund, der schon geöffnet war, schloss sich wieder.

Wir fingen an, die ganze Halle zu durchsuchen und es dauerte bestimmt über eine Stunde bis wir fertig waren. Poseidon blieb die ganze Zeit an meiner Seite, weil er Angst hatte, ich würde jeden Moment wieder umkippen. Ich versuchte immer wieder, ihn loszuwerden, aber er war genauso stur, wie ich. Es war ein komisches Gefühl, zu sehen, wie besorgt er um mich war.
Auf einmal war ein lautes Krachen zu hören und unsere Köpfe drehten sich zum Tor. Es war zu. Überraschung. „Bitte, lass nicht das passiert sein, was ich denke, das passiert ist.", murmelte mein Vater, als wir den einzigen Ausgang erreichten. Leider musste ich ihn enttäuschen:
„Jemand hat uns eingesperrt."


Hey,

Ich muss zugeben, dass ich dieses Kapitel wirklich gern habe. Eins meiner Lieblinge ;))

Hoffe, wie immer, dass es euch gefallen hat.

Ganz liebe Grüße, Laura :**

Out of Power, Out of ShowerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt