Chapter Seven - Inception

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Poseidon Point of View:

Mitten in der Nacht hörte ich es wieder: Das Geräusch, wenn sich jemand im Bett hin und her drehte, das ängstliche Keuchen, das hektische Atmen. Ich hörte, wie er schließlich seufzend aufstand, ein T - Shirt überzog und die Hütte zum Steg hin verließ.
Vorsichtig setzte ich mich auf und sah durch das Fenster Percy's Silhouette vom Mondlicht angestrahlt am Strand. Hin und her gerissen, ob ich ihm nachgehen sollte oder nicht, blieb ich noch einige Minuten lang in dieser Position. Verdammt! Es ist mein Sohn und ich bin sein Vater. Väter sind dazu da, um für ihre Kinder da zu sein!
Entschlossen warf ich die Bettdecke zurück und ging aus der Hütte zum Strand. Percy hatte sich in den Sand auf den Rücken fallen lassen. Einen Arm hatte er quer auf seinem Gesicht liegen, als ob er müde war und überlegte, ob er einschlafen sollte. Er murmelte etwas und als ich näher kam, verstand ich es: „Warum hast du mir nicht geholfen und lässt mich jetzt jede Nacht die absolute Hölle durchleben?" Ich wusste sofort, dass er zu mir sprach. Also nicht zu mir, als Pete, sondern zum Meer, zu seinem Vater Poseidon.
Seine Stimme klang so müde, schwach, dass ich dachte, er würde gleich einschlafen. „Alles okay?", fragte ich und verfluchte mich im selben Moment wie ich es ausgesprochen hatte. „Alles Okay, was besseres ist dir nicht eingefallen...", schimpfte ich in Gedanken. Percy fuhr schnell hoch und blickte erschrocken zu mir nach oben. „Was zum...- Wo kommst du denn auf einmal her?"
„Ich habe dich gehört, als du die Hütte verlassen hast... Ich habe mir Sorgen gemacht.", gab ich zu, denn es stimmte ja. Percy seufzte und ließ sich zurück in den weißen Sand fallen. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Nächstes Mal werde ich darauf achten leiser zu sein.", ich schüttelte den Kopf und setzte mich neben ihn, „Du hast mich nicht geweckt... Okay, schon, aber ich habe sowieso einen ziemlich leichten Schlaf. War nicht deine Schuld."
Percy antwortete nicht, stattdessen vergrub er müde seinen Kopf in seinen Händen und atmete tief ein und aus. Die Wellen, die in regelmäßigen Abständen an das Ufer schlugen, hatten eine beruhigende Wirkung auf mich, also wagte ich es ihn zu fragen: „Du hast Albträume. Gestern schon und heute auch. Und ich glaube, jede Nacht, nicht wahr?"
Er stöhnte und setzte sich wieder ruckartig auf, „Ja...", „Wie lange geht das denn schon so?", Langsam machte sich wirklich Sorge in mir breit. Die Lage schien ernster, als ich dachte. „Seit ... ähm... Ich zurück bin... aus ... dem Ort, von dem ich immer träume.", seufzte Percy, „Ich wünschte, das wäre wirklich nur ein Traum."
Fragend drehte ich meinen Kopf zu ihm: „Von was träumst du? Welcher Ort war so schlimm?" Überraschend fing mein Sohn an zu lachen, „Du hast Recht, du bist wirklich neugierig. Aber, wenn ich mich recht erinnere, dann wollte ich dir immer nach dem Training ein Stück der Geschichte erzählen. Und dieser Ort gehört zu der Geschichte.", „Oh...", sagte ich einfach nur, „Beantworte mir wenigstens eine Frage: Ist das der Teil der Story für den du Poseidon hasst? Entschuldige, nicht besonders gut leiden kannst?"
Percy nickte, stand auf und ging soweit vor, bis das Wasser des Meeres seine nackten Knöchel umspülte. Sofort verschwand die Müdigkeit aus seinem Gesicht und er sah aus wie immer. Okay, also die Frage, wie er nach so einer schlaflosen Nacht so wahnsinnig fit sein konnte, war hiermit geklärt. Warum hatte ich da selbst nicht dran gedacht? Einmal Wasser ins Gesicht und Voila: Ein putzmunterer Poseidon - Sohn.
Plötzlich erfasste mich ein kaum auszuhaltende Ungeduld, weshalb mir eine Idee in den Sinn kam.
„Wie wäre es, wenn wir jetzt trainieren würden? Ich meine, wir können Beide jetzt garantiert nicht mehr einschlafen und ich möchte endlich wissen, wie es weiterging."
Percy sah mich leicht grinsend an, „Vergessen, dass hier jederzeit die Harpyien kommen könnten?", Oh verdammt, wie hatte ich das vergessen können? Ich klatschte meine Hand gegen die Stirn. „Entspann dich. Wenn du so wild darauf bist, können wir auf dem Steg trainieren, aber nicht hier am Strand.", meinte er und ging wieder zur Hütte zurück.

Zehn Minuten später standen wir uns wieder gegenüber mit unseren Schwertern in der rechten Hand. Wir hatten uns noch schnell was besseres angezogen, bevor wir raus gegangen waren, damit die Verletzungsgefahr nicht zu hoch war. Von der Temperatur her war es egal. Mein Sohn hatte Recht, was das anging. In der ersten Nacht hier hatte er noch gesagt, dass es sehr warm werden würde, auch während der Nacht.
„Also,", meinte er lächelnd, „Greif mich an! Versuch mich zu treffen." Ich nickte, atmete durch und betrachtete ihn, wie er locker dastand und auf mein Handeln wartete. Ich hob das Schwert und versuchte, seine Seite zu treffen, doch er fing den Schlag locker mit seinem Schwert ab, sodass meine Klinge kreischend von seiner abgelenkt wurde. Schnell schwang ich es in Richtung seiner Schulter, aber auch diesen Hieb parierte er, als ob er sein Leben lang nichts Anderes getan hat.
„Du verrätst jede deiner Bewegungen.", mahnte Percy mich, „Du darfst dich nicht auf den Punkt konzentrieren, den du zu treffen versuchst. Lass dein Schwert von alleine dorthin wandern. Schwertkampf ist eine Art Tanz, in den du dich einfühlen musst. Deine Bewegungen müssen so natürlich sein, dass dein Gegner nicht merkt, wo du hin willst."
Das ging dann noch zwei Stunden so weiter, bis wir beschlossen aufzuhören, denn mittlerweile war ich wieder Schweiß überströmt. Meine Knochen fühlten sich zerschunden an und ich war mir sicher, dass ich am nächsten Tag Muskelkater haben würde.
Atemlos legte ich das Schwert weg und ließ mich an der Kante des Stegs nieder. „Okay,", sagte Percy und setzte sich neben mich, „Du willst also, dass ich weitererzähle... Gut, äh, Leo hat mit der Hephaistos - Hütte angefangen das fliegende Schiff Argo II zu bauen. Es ging am Anfang schleppend, aber letztendlich waren sie fertig. Anfang Juni bin ich dann im Wolfshaus in Nordkalifornien aus meinem Schlaf erwacht. Lupa, die Schutzpatronin von Rom und die Wölfin, die Romulus und Remus aufgezogen hat, hat mich für ein paar Wochen trainiert und danach musste ich durch ganz Amerika zum römischen Camp Jupiter finden. Das Schlimmste waren eigentlich nicht mal die zwei Gorgonen, die mich verfolgt haben, sondern, dass ich mich an Nichts erinnern konnte, nicht mal meinen eigenen Namen. Das Einzige, was mir einfiel, war Annabeth. Es war schrecklich zu wissen, dass mir dieses Mädchen etwas bedeutet, aber ich nicht wusste, was..."
Am liebsten würde ich an dieser Stelle die Augen verdrehen, aber ich konnte es nicht. Ich konnte dieses Mädchen nicht hassen, gerade weil sie ihm so viel bedeutete.
„Juno, die römische Ausgabe von Hera, die übrigens auch nicht besser ist als die griechische, ist mir dann vor den Toren des Camps begegnet. Sie hat mich vor die Wahl gestellt: Entweder kehre ich ins Meer zurück, wo ich sicher bin und meinem Schicksal entkommen könnte, oder ich trage sie durch den Tiber nach Neurom rüber."
Verwirrt runzelte ich die Stirn, „Was ist denn so schlimm am Tiber, dass du dich entscheiden solltest?"
„Der Tiber ist römisches Territorium.", erklärte Percy, „Und zu der Zeit war ich noch unverwundbar. Der Fluch des Achilles ist ein griechischer Fluch. Sie hat mich gewarnt, dass der dann abgewaschen werden würde, wenn ich es betrete. Mir war das egal. Ich hatte schließlich keine Erinnerung an mein vorheriges Leben und dachte mir: Was soll's? Es gibt Schlimmeres als irgendeinen Fluch zu verlieren. Und ich kann dir eines sagen: Es war die beste Entscheidung meines Lebens. Es ist nicht umsonst ein Fluch. Ich habe Juno also über die Grenze gebracht und sie hat mich dem Camp dann als Sohn des Neptun vorgestellt."
„Wow, das hat eindeutig Ironie.", lachte ich. Fragend sah mich mein Sohn an: „Warum das denn?", „Naja, Juno oder Hera, wer auch immer, hat dich ja entführt. Das sie dich dann auch noch persönlich im Camp abgibt, das ist lustig." Percy fing an zu lachen und japste: „Du hast Recht! So habe ich das noch nie gesehen. Das hat echt was."
(A.N: Könnt ihr euch das vorstellen? Der typische „Nur - Percy - und - Poseidon - verstehen - es" - Humor? Fand ich irgendwie witzig, als ich mir das vorgestellt habe, ;D aber gut, ist meine Meinung, wenn ich es bildlich vor mir habe ...)
„Und wie haben die dann alle reagiert?", fragte ich.
„Nicht sonderlich begeistert. Neptun ist bei den Römern nicht besonders beliebt. Sie fürchten ihn, ja, aber sie lieben ihn nicht. Seine Kinder gelten als Unglücksbringer. War schwierig Freunde zu finden, wenn dann auch noch das Gedächtnis weg ist. Ich meine, sie wollen alle was über dich wissen, aber du kannst ihnen nichts erzählen... Hazel und Frank, eine Tochter des Pluto und ein Sohn des Mars, waren die Einzigen, mit denen ich wirklich befreundet war und auch noch bin. Reyna, die Prätorin, ist auch in Ordnung. Oktavian dagegen war... ein Arschloch. Entschuldige den Ausdruck, es ist aber so. Ich ... ich war verzweifelt und hatte Angst. Ich habe meinen Vater in seinem kleinen Tempel um Hilfe gebeten. Dass er mir sagen sollte, was ich tun soll. Er hat es aber nicht."
Mein Herz zog sich unwillkürlich zusammen, als ich die Verbitterung, die Trauer und die Enttäuschung in seinen Augen sah. Percy erzählte weiter, wie er, Hazel und Frank auf einen Auftrag aufgebrochen sind, um Thanatos zu befreien. Damit die Ungeheuer sich endlich auflösten. Bei Polybotes stockte seine Stimme kurz.
„Mir ist mit einem Mal so schlecht geworden. Ich hätte mich fast übergeben. Iris, die Regenbogengöttin hat mir zum Glück geholfen.", Sobald ich wieder ein Gott war, werde ich Iris wohl einen Dankeskorb schicken.
Bei Phineas angekommen musste ich tief durchatmen, um mich davon abzuhalten, Percy anzuschreien, was er sich dabei dachte eine 50:50 Wette anzunehmen, bei der es um sein Leben ging. Bei der Sache mit der halben Prophezeiung, bei der es hieß: Unter dem Eis verschwindet Neptuns Sohn, wurde ich nachdenklich. Ich war der Gott des Meeres, hatte Kontrolle über das Wasser. Aber wenn Percy im Eis eingefroren wäre, könnte ich ihm auch nicht helfen, weil dieses nicht mehr mein Herrschaftsbereich war.
„Den Rest erzähle ich dir dann wieder wann anders, wenn...-" Weiter kam Percy nicht, denn in diesem Moment ließ ein heftiger Knall die Luft förmlich erzittern...

Out of Power, Out of ShowerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt