Chapter Twentyeight - Heroism

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Poseidon Point of View:

„Bitte, was?!", rief ich ungläubig aus. Percy reagierte nicht wirklich. Ich bemerkte, dass er ziemlich aufgebracht wirkte, nach den letzten Enthüllungen und jetzt auch noch das zu hören... Er musste aufpassen, dass er sich nicht zu sehr aufregte, sonst würde sich durch den beschleunigten Herzschlag das Gift schneller verteilen.
„Es war eine Intrige, die Gaia ursprünglich geplant hatte.", erklärte Aletheia, „Ker hat für Gaia gearbeitet im Krieg letztes Jahr. Gaia wusste, dass zwischen euch beiden das Band am stärksten war von allen anderen Göttern und ihren Kindern, deswegen wollte sie es zerstören. Weil sie Angst hatte, ihr könntet ihren Plan zum Kippen bringen. Sie hat Ker damit beauftragt eine Möglichkeit zu finden euch auseinanderzureißen. Und das hat sie auch. Ihr kennt das Mythos von Zeus und Semele?"
„Das ist doch Dionysos's Mutter.", riet ich, und die Göttin nickte. „Ganz recht. Zeus hatte eine Affäre mit ihr und war ihr in Menschengestalt erschienen.", Ich hörte Percy murmeln: „Mal was ganz Neues."
Aletheia ignorierte sein Kommentar und fuhr fort: „Hera war schrecklich eifersüchtig. Also ist sie zur Göttin Apate, die Göttin der Täuschung und des Betrugs, gegangen. Diese gab ihr einen Gürtel, mit dessen Hilfe man jemand anderen beeinflussen kann. So hat Hera Semele manipuliert. Semele hat von Zeus verlangt, ihr seine wahre, göttliche Gestalt zu zeigen, damit sie sich sicher sein konnte, dass er auch wirklich Zeus war. Das Ende vom Lied war dann, dass sie zu Asche zerfiel. Mittlerweile wurde sie wieder aus der Unterwelt geholt und zur Göttin gemacht, aber das spielt jetzt keine Rolle. Jedenfalls hat Ker dann Eris, die Göttin der Zwietracht, damit beauftragt, mit Hilfe von Apates Gürtel dich, Poseidon, so zu manipulieren, dass du Percy all diese schrecklichen Dinge sagst. Keiner von euch Beiden hat also an der ganzen Sache Schuld."
Meine Gefühle fuhren Achterbahn, als ich das Ganze kapierte. Es war so unfassbar, dass es schon merkwürdig klang.
„Ker hat nicht damit gerechnet, dass Percy dir selbst nach einem Jahr immer noch nicht verzeihen würde.", Aletheia lächelte schief, „Aber sie hat wohl vergessen, dass er den gleichen Dickschädel, wie sein Vater hat."
Percy neben mir fing an, zu schluchzen, „Es tut mir so leid, Dad! Ich habe dich die ganze Zeit von mir gestoßen, obwohl du nicht mal im Entferntesten daran schuld bist. Obwohl du nicht mal wusstest, was du getan hast. Es tut mir leid, Dad."
Mein Herz schlug schneller, als ich hörte, wie er mich wieder mit Dad ansprach. Auch in meinen Augen bildeten sich ein paar Tränen und ich zog ihn zu mir in meine Arme. Ich strich ihm durch sein schwarzes Haar und hoffte, dass dieser Moment nie vorbei gehen würde. Percy erschauderte bei jedem Schluchzen, das seine Kehle verließ. Mit jeder Träne, die seine Augenwinkel verließ, wurde seine Umarmung fester und somit auch meine.
Wie lange hatte ich auf diesen Moment gewartet und dann war es in einem Moment wie diesem, in dem Percy im Sterben lag.
Daran wurde ich erinnert, als er plötzlich anfing, stark zu husten. Er befreite sich aus der Umarmung und hielt sich eine Hand an den Mund. Der Husten legte sich erst nach einigen Minuten. Percy hatte immer noch Tränen in den Augen. Ob vom Husten oder von seinem emotionalen Zustand, wusste ich nicht.
Falls es überhaupt möglich war, wurde mein Sohn noch blasser, als er die Hand von seinem Mund befreite und die dunkelrote Flüssigkeit zwischen seinen Fingern anstarrte. Ich schluckte hart, nahm ein nasses Tuch vom Tisch neben dem Bett und reichte es ihm, sodass er sich das Blut abwaschen konnte. Mir wurde klar, dass er bereits jetzt starke Symptome der Vergiftung zeigte, mit denen ich eigentlich erst in vier bis fünf Stunden gerechnet hatte.
„Du hast nicht mehr viel Zeit.", sagte Aletheia, als hätte sie meine Gedanken gelesen, „Ich muss gehen. Wenn Jupiter herausfindet, dass ich hier bin und gegen sein Gesetz handele, wird es nicht nur Konsequenzen für mich haben."
Ihre Gestalt flackerte und verwandelte sich in ihre römische Form Veritas. „Warte.", bat Percys, mittlerweile schwache, Stimme, „Warum tust du das? Warum hast du uns geholfen?", „Weil ich dich mag, Perseus Jackson. Ist wohl eine Folge, wenn man dich aufwachsen sieht. Sag deiner Mutter liebe Grüße, falls du sie irgendwann noch einmal siehst. Mögen die Götter mit euch sein." Veritas verbeugte sich vor mir und nickte Percy respektvoll zu, bevor sie in einem gleißenden, weißen Licht verschwand.
„Ich will nicht mehr.", murmelte Percy, sodass ich es kaum hören konnte, „Dieses ganze Heldentum. Ich will doch nur ein normales Leben leben."
Mir brach es fast das Herz, ihn so zu sehen, aber was konnte ich schon tun? In gewisser Weise war ich Schuld, weil ich ihn gezeugt hatte, doch würde ich es rückgängig machen, wenn ich könnte? Nein. Definitiv nicht. Dafür liebte ich ihn viel zu sehr. Und die Zeit mit Sally würde ich ebenfalls niemals rückgängig machen. Das war es wert.
„Den Mächtigsten ist so etwas nie vergönnt.", flüsterte ich und musste an Amphitrite und Triton denken. Ich liebte meine Frau schon lange nicht mehr. Man könnte sogar sagen, dass sie ein echter Kontrollfreak geworden war seit wir geheiratet hatten.
Und Triton war einmal fast so ähnlich vom Charakter her, wie Percy, aber das hatte sich längst in Arroganz und Hochnäsigkeit verwandelt. Ich verzog das Gesicht, als ich daran dachte, wie er Percy kennengelernt hatte...

Ich war erleichtert, als ich spürte, wie Percy unverwundet von der Prinzessin Andromeda ins Meer eintauchte. Gleich darauf unterbrach ein gewaltiger Krach die Kampfgeräusche, der Meermänner und Seekreaturen, die gegen Okeanos' Armee kämpfte.
Und nun, ein Tag später stand er vor mir und ich kam nicht drum herum, ihm Amphitrite vorzustellen.
„Percy, ich sollte dich wohl vorstellen.", begann ich, „Ich fürchte, du hast meinen Leutnant Dauphin, den Gott der Delfine, verpasst. Das hier ist meine, äh, Frau Amphitrite. Meine Liebe..."
Die schwarzhaarige Göttin musterte meinen Halbgottsohn kalt und verschränkte dann die Arme, „Entschuldige mich, mein Gemahl. Ich werde in der Schlacht benötigt."
Sie schwamm weg. Percy schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen und presste die Lippen zusammen. Ich konnte es ihm wohl nicht verübeln. Ich räusperte mich abermals, „Und, naja ... Das ist mein Sohn Triton. Äh, mein anderer Sohn."
„Dein Sohn und Erbe.", korrigierte er mich und diesmal war ich es, der mit den Zähnen knirschte. Triton lächelte seinen Halbbruder mit falscher Freundlichkeit an, „Hallo, Perseus Jackson. Kommst du uns endlich zu Hilfe?" Er hatte kein Recht dazu, Percy etwas derartiges vorzuwerfen. Er musste sich bereits um viele andere Dinge Sorgen machen, da konnte man ihm nicht auch noch diesen Kampf aufs Auge drücken.
„Sag mir, was ich tun soll.", entgegnete er, aber Triton drehte nur seinen Kopf zu mir und sagte: „Ich kümmere mich um die Frontlinie, Dad. Keine Sorge. Ich werde nicht versagen."
Ich sah, wie Percy zusammenzuckte und spürte durch meine direkte Verbindung zu ihm, das erste Mal, wie groß seine Angst wirklich war. Die Angst, die falsche Entscheidung zu treffen und zu versagen.
„Tut mir leid.", seufzte ich, doch ich merkte, dass er meinem Blick auswich. Nie war ich wütender auf Triton gewesen.

Hätte Percy die Unsterblichkeit angenommen, hätte ich Triton enterbt und stattdessen Percy als Erben integriert. Ewig leben, unverwundbar, und für immer an meiner Seite. Es war ein Traum, der sich wohl nie erfüllen würde.
Ich merkte auch, dass die Einwohner von Atlantis und alle anderen Untertanen nicht mehr so begeistert von Triton waren, wie früher. Ein paar hatten Percy schon als Baby beobachtet und gemunkelt, dass er vom Charakter her viel besser als Thronerbe passen würde.
Dauphin, der einer meiner engsten Freunde und Vertrauten war, hatte es mir sogar vor zwei Jahren ins Gesicht gesagt, nachdem der Kampf gegen Okeanus und Kronos beendet war und Percy Retter des Olymp war.
Mein Blick fiel auf den schwarzhaarigen Jungen, dem fast die Augen zufielen. Ich beugte mich hinunter zu ihm und flüsterte: „Du weißt, welcher Tag heute ist? Eigentlich hatte ich etwas anderes heute mit dir vor, als dir beim Sterben zuzusehen."
Ich drückte meine Lippen auf seine Stirn: „Alles Gute zum 18. Geburtstag, Percy."

Out of Power, Out of ShowerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt