Chapter Twentythree - Death

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Poseidon Point of View:

Nicht mal eine halbe Stunde später erreichten wir das Ende des Tunnels in Form einer Sackgasse. Den ganzen Weg spukte mir dieser eine Satz von Percy im Kopf herum: Tut mir leid, Poseidon, aber ich bin für Möglichkeit zwei.
Er hatte mich immer Dad genannt vor der Sache, jetzt war Alles anders. „Das kann nicht das Ende sein.", durchbrach Percy meine Gedanken abermals, „Janus kann keine Sackgasse sein. Das geht nicht.", Super, Athene hatte mal gesagt, ich und Percy wären uns richtig ähnlich. Er wäre quasi mein jüngeres Selbst. Das würde bedeuten, dass wir einfach keinen anderen Blickwinkel hatten, während Annabeth zum Beispiel wieder etwas gefunden hätte.
Bevor ich etwas sagen konnte, ertönte plötzlich eine Art Kratzen von irgendwo hinter uns. Wir hefteten Beide unseren Blick in die Finsternis. Wie, als hätten wir uns abgesprochen, drückten wir uns an die Wände, die aus trockener Erde und ein paar Steinen bestand. Ich lugte ein wenig um die Ecke und sah in dem wenigen Licht, das von Springflut ausging nur eine Art Umriss eines Tieres oder Wesens mit langen Beinen und riesigem Körper, wie eine Art Käfer.
„Oh beim Hades!", fluchte ich leise, als ich erkannte, mit was wir es zu tun hatten: Kein Käfer, sondern Riesenameise. „Myrmidonen." Percy sah mich an, als wäre ich verrückt geworden, „Myrmi - was?!", „Myrmidonen. Ameisen, denen Zeus menschliche Gestalt verliehen hat, damit sie im trojanischen Krieg auf der Seite von Achilles kämpfen können.", erklärte ich so leise wie möglich.
„Und warum ist das dann eine Ameise?", Percy hob das Schwert an, als der Myrmidone uns seinen Kopf zuwandte. Er hatte uns entdeckt.
„Das hier ist vermutlich ein Nest von uralten Myrmidonen, die schon länger hier sind, als es Rom gibt.", vermutete ich, „Du darfst dich nicht berühren lassen. Sie sondern eine Art Sekret ab, das dich lähmen kann. Im schlimmsten Fall wird es dich sogar töten."
„Gut zu wissen.", murmelte Percy. Schneller, als wir reagieren konnten sprang die Riesenameise plötzlich über uns hinweg an die Decke und klammerte sich dort an ein paar Wurzeln fest. Ihr Zischen hallte den ganzen Tunnel entlang und ich war mir sicher, dass es höchstens ein paar Minuten dauern würde, bis seine Kameraden kommen würden.
„Oh bitte, sag, dass du einen Plan hast.", flehte Percy, die Augen nur auf das Ungeheuer gerichtet. Ich sah, wie der Myrmidone seine langen, krummen Beine anspannte und zum Sprung ansetzte. Aus einem plötzlichen Impuls heraus, hob ich den Arm, mit dem ich Medusas Kopf hielt. Die Sonnenbrille fiel runter und kurz darauf erfüllte ein gleißendes Licht den Tunnel. Ich musste meine Augen zusammen kneifen, damit ich nicht erblindete bei dem stechenden Leuchten.
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit bis es wieder dunkel wurde und ich die Augen öffnen konnte. Zunächst sah ich trotzdem Nichts, weil sich meine Augen erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen mussten. Ich hörte, wie Percy auf keuchte, bevor ich meinen Blick auch der versteinerten Ameise zuwandte. Auch ich stieß einen erstickten Laut aus, denn der Myrmidone stand direkt vor uns, jeweils zwei seiner Beine auf unsere Brust gerichtet, um uns zu durchbohren.
Die Frage ist, wie wir schneller gestorben wären. Durch das durchbohren oder das Gift, dass uns vorübergehend lähmen oder töten hätte können.
„Ich will ja nicht drängeln, aber wir sollten so schnell wie möglich hier weg, bevor seine Geschwister kommen.", seine Stimme klang wieder so, als wäre nichts passiert, während ich immer noch versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. „Wie kannst du jetzt schon wieder so weitermachen, wenn du grade an der Kante zum Hades standest?", ich schüttelte ungläubig den Kopf.
„Als Halbblut hast du keine Zeit darüber nachzudenken, ob du vielleicht fast gestorben wärst.", sagte Percy, „Wenn du das tust, könnte dich das wirklich das Leben kosten. Man muss aber auch sagen, dass ich bereits ziemlich oft Glück hatte. Ohne Annabeth wäre ich schon längst getötet worden."
Da war was dran. Ich konnte mir förmlich Hekate vorstellen, wie sie vor mir stand und verkündete: „Dritte Lektion: Wie verhält man sich auf einem Auftrag?" Super, Die zweite hat ja schon so aufgeregt. Vor ein paar Tagen wurden wir einfach mal mir nichts, dir nichts in eine andere Zeit geworfen und es war ein blödes Gefühl, nicht zu wissen, was als nächstes kommt. Auch, dass wir so herumgeschubst wurden von den Nebengöttern, denn ich war mir sicher, dass sie uns hierher geschickt hatten.
Ich musste daran denken, wie Hera Percy vor eineinhalb Jahren entführt und in einen tiefen Schlaf versetzt hat für acht Monate, damit er bei einem Auftrag dabei sein konnte, der nur eine Woche gedauert hatte. Jetzt wusste ich, wie sich unsere Kinder fühlen mussten, wenn sie so von uns herumgeschubst wurden.
Ich hatte irgendwann aufgehört zu zählen, auf wie viele Aufträge Percy wegen uns Göttern bereits musste und trotzdem hatte er sich bei diesem bisher nicht einmal offenkundig beschwert. Er erledigte seinen Job einfach, obwohl er dabei ums Leben kommen könnte.
Aber etwas in seiner Stimme machte mich dennoch skeptisch und ich verstand auch, was mich so sehr an dem Ton störte: „Du hörst dich an, als ob dich kaum interessiert, dass du fast von diesen Beinen durchbohrt worden wärst."
Percy hatte seinen Blick an die Decke geheftet und schien auch was entdeckt zu haben, denn er erwiderte nichts darauf, sondern meinte: „Ich glaube der Ausgang ist über uns." Er stieß Springflut in die bröckelnde Erde schräg über uns und ein Teil der Decke fiel in sich zusammen, um uns einen sternklaren Nachthimmel zu präsentieren.
Er runzelte seine Stirn und schien darüber nachzudenken, wie wir da rauf kommen könnten, da ging ich ein wenig in die Knie und faltete die Hände ineinander zu einer Räuberleiter. Percy verstand, stellte seinen Fuß in meine Hände und kletterte mit meiner Hilfe raus.
Er drehte sich um und hielt mir seine Hand hin, um mir raus zu helfen, als ich hinter mir wieder das vertraute Zischeln der Myrmidonen hörte. Diesmal mehrere. So schnell ich konnte, kletterte ich aus dem Ameisennest heraus. Percy zog mich über die Kante und erleichtert atmete ich erst einmal tief ein.
„Wow, das war knapp.", grinste mein Sohn, der in den Tunnel hinunterschaute. Ich warf einen Blick hinein und sah mindestens zehn Riesenameisen, die versuchten, uns zu folgen. Sicherlich waren hinter ihnen noch welche.
„Können die da raus kommen?", fragte Percy. Ich nickte, „Bestimmt. Wir sollten schleunigst hier weg kommen."

Es stellte sich heraus, dass wir ein wenig außerhalb der Stadt gelandet waren, zwei Kilometer vom Tempel des Neptun entfernt. Wir konnten uns Beide nicht erklären, warum es schon so schnell dunkel geworden war, als wir durch die dunklen Straßen von Rom zu Livias Haus gingen. Alles war ziemlich leer, außer ein paar Betrunkenen, die aus irgendwelchen Tavernen kamen.
Die gesamte Zeit herrschte wieder mal Schweigen zwischen uns und ich war innerlich total überfordert. Ich war kurz davor, zu erfahren, was ich Percy angetan hatte, und dann hatte er doch wieder einen Weg gefunden, vom Thema abzulenken.
Ich war ihm also im Traum begegnet, sah genauso aus, wie immer, und doch anders.Mein römisches Ich konnte es nicht gewesen sein, oder? Ich würde Percy selbst dann Nichts antun! Aber was war dann mit mir los? Ich musste unbedingt herausfinden, was passiert ist. Vielleicht würde es dann irgendeine logische Erklärung geben...
„Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod.", sagte Percy plötzlich mit ruhiger, aber distanzierter Stimme, „Das wolltest du doch wissen, oder? Seit ich im Tartarus war, weiß ich, dass es Schlimmeres gibt, als aus dem Leben gerissen zu werden."
Ich runzelte besorgt die Stirn, „Aber du hast Freunde, die dich brauchen, Percy. Lohnt es sich dann nicht, für sein Leben zu kämpfen?" Er warf mir einen fast schon belustigten Blick zu, „Das sollte jetzt nicht heißen, dass ich sterben willen, bei den Göttern! Nein! Ich habe doch meine Mom und Paul und meine ganzen Freunde. Travis, Connor, Jason, Will. Und Annabeth. Ich liebe sie über Alles! Niemals könnte ich sie verlassen."
Es war, als hätte mich Zeus mit seinem Herrscherblitz getroffen. Mir war klar, dass die Athenetochter Percy wichtig war, aber nicht, dass er sie liebte. Es tat weh, als ich von Paul hörte, Sallys Ehemann, der Percy die letzten Jahre offensichtlich ein besserer Vater gewesen war, als ich, denn ich stand nicht auf seiner Liste...
„Ich verstehe.", murmelte ich und hoffte, meine Stimme klang nicht so verletzt wie ich sie selbst wahrnahm.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Percy mich von der Seite ansah. Sein Mund öffnete sich, als wollte er etwas sagen, doch genauso schnell schloss er ihn wieder. Ich wünschte, er hätte etwas gesagt...

Out of Power, Out of ShowerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt