Chapter Six - Myth

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Poseidon Point of View:

„Ausgerechnet heute muss er zu spät kommen!", jammerte Connor. „Er war mit Annabeth verabredet, soweit ich weiß.", versuchte sein Bruder ihn zu besänftigen, „Und schau, da kommt er doch schon. Travis, Connor und Will setzten ihr bestes, vorwurfsvolles Gesicht auf, das sie konnten.
Hermes und ich grinsten, als Percy genervt die Augen verdrehte, „Es tut mir echt leid, okay? Ich war mit Annabeth zusammen und habe die Zeit vergessen.", „Oh Götter,", stöhnte Will, „Ich will gar nicht wissen, was ihr gemacht habt." Percy funkelte ihn böse an und schlug ihm hart gegen den Oberarm. „Au! Wofür war das denn?!", „Für dein versautes Denken. Da lief nichts, klar?!"
Ich hüstelte kurz, denn ich wollte davon nicht unbedingt was wissen. „Pete und ... Hayden, oder?", fragte Percy unsicher. Hermes nickte, „Schön dich kennenzulernen.", „Gleichfalls. Was macht ihr hier?", Travis trat zwischen uns und legte Hermes und mir jeweils einen Arm um, „Diese beiden Helden sind beim Frühstück positiv aufgefallen und haben die Ehre bei unserem Streich mitzumachen."
Percy grinste uns an, „Alles klar, je mehr, desto besser." Will machte ein aufforderndes Gesicht in Richtung Travis, „Vorausgesetzt der Idiot hat die Sachen besorgt.", „Wen nennst du hier einen Idioten?! Ich bin der Streichekönig! Natürlich habe ich Alles. Gehen wir.", meinte dieser empört über die Beschuldigung.
Ich lächelte leicht. Ich war beeindruckt von der Umgangsweise zwischen unseren Kindern. Sie würden respektvoll miteinander umgehen, selbst wenn sie sich nicht leiden könnten. Zum Beispiel Clarisse und Percy. Das zeigte auch die Freundschaft zwischen meinem Sohn und der Tochter meiner Erzfeindin.

„Ihr wisst alle, was zu tun ist?", fragte Connor, „Es muss schnell gehen, wir haben nur noch eine halbe Stunde. Pete, du gehst mit Percy ins Bad, wir bereiten hier Alles vor." Er drückte mir einen Stoffbeutel in die Hand und ich verschwand mit meinem Sohn in dem weiß gefliesten Zimmer.
„Ok, und was nun?", ich holte die verschiedenen Gegenstände raus. Klebeband, ein Handtuch, ein Eimer, ein Schraubenschlüssel, Schraubenzieher, Schrauben, flüssige Tinte und eine kleine Minikamera, die kaum sichtbar war. „Die Kamera wird dort oben an der Decke festgeschraubt.", erklärte Percy, „Woher haben die Stolls die überhaupt?", fragte ich und musterte das kleine Ding. Er warf mir einen belustigten Blick zu, „Frag lieber nicht. Glaube mir, ist besser so. Jedenfalls werde ich jetzt das Rohr vor dem Sieb des Wasserhahnes abdrehen, Tinte rein füllen und es dann wieder anschrauben. Kannst du mir den Schraubenschlüssel geben und den Eimer unter das Waschbecken stellen?"
Ich gab ihm das gewünschte Objekt und stellte den grünen Eimer drunter. Mit schnellen und geschickten Handgriffen hatte Percy innerhalb von ein paar Sekunden Alles abgedreht. „Wie hast du das so schnell geschafft? Ich meine ... ich glaube nicht, dass Poseidon in so etwas besonders geschickt ist.", sagte ich. „Ja, naja, nicht wirklich, da hast du Recht, aber eigentlich wollte Leo hier auch mitmachen, hat aber in letzter Sekunde einen Auftrag von der Aphrodite - Hütte aufs Auge gedrückt bekommen. Aber er hat mir gezeigt, wie es geht, damit wir ohne ihn weitermachen konnten. Du kannst schon mal einzeichnen, wo ich gleich die Kamera festmachen muss."
Mit einem Bleistift und der Kamera in der Hand stellte ich mich auf die Toilette und hielt das elektronische Ding an die Decke, um mit dem Bleistift die Stelle zu markieren, wo es dann festgeschraubt werden musste. „Ich habe gehört, du warst mit den anderen sechs Halbgöttern aus der Prophezeiung auf einem riesigen Auftrag letztes Jahr."
Percy stellte sich wieder aufrecht hin und musterte mich mit gerunzelter Stirn, „Ja, wir sind bis nach Europa gekommen. War ein echter Höllentrip.Warum fragst du?", Ich zuckte nur die Schultern und stieg wieder auf den festen Boden. „Bin nur sehr neugierig, muss ich zugeben. Erzählst du mir von dem Auftrag?" Percy nahm das lose Rohr und füllte die schwarze Tinte vorsichtig hinein.
Er schwieg noch eine ganze Weile, als überlegte er, ob er mir das wirklich anvertrauen wollte, dann erzählte er leise, aber mit fester Stimme: „Beim ersten Teil war ich noch gar nicht dabei. Äh... Es fing Alles vier Monate nach dem Krieg gegen Kronos an. Die Götter haben auf kein Zeichen mehr geantwortet. Nicht auf unsere Gebete, und auch nicht auf unsere Opfer bei jedem Essen. Es herrschte Funkstille. Sie erkannten lediglich nur noch ihre Kinder an. Der Olymp wurde von einem Tag auf den Anderen verschlossen. Nicht mal Annabeth kam noch hoch, obwohl sie die offizielle Architektin des Olymps war, der nach dem titanischen Krieg ziemlich zerstört wurde. Drei Tage nachdem es passierte bin ich ... verschwunden."
Oh ja, daran erinnerte ich mich. Als ich von Heras Plan Wind bekommen hatte, war ich extrem sauer. Sie hatte meinen Sohn schließlich einfach entführt.
„Wie... verschwunden? Weggelaufen oder...-", „Nein, Hera, die Göttin der Ehe, Zeus' Frau, hat mich entführt und für acht Monate in einen tiefen Schlaf versetzt. Weißt du, ich mochte Hera ja noch nie, aber ... das ging zu weit. Seitdem hasse ich sie und das beruht auf Gegenseitigkeit. Jedenfalls war ihr Ziel die beiden Anführer des griechischen und römischen Camps zu vertauschen, damit sie gegenseitig voneinander erfahren und im Krieg gegen Gaia Seite an Seite kämpfen."
Percy nahm wieder den Schraubenschlüssel und drehte den Kopf des Wasserhahnes wieder an. Anschließend nahm er das Klebeband und klebte ¾ des Teiles, aus dem das Wasser floss, mit einem Streifen zu.
„Und hat es geklappt?", fragte ich interessiert, gleichzeitig gespannt auf die Parts der Geschichte, die ich nicht kannte und das war quasi Alles. Percy stellte sich auch auf die Toilette und nahm Schrauben, Schraubenzieher und Kamera, und fing an sie zu befestigen.
„Nein, natürlich nicht. Römer und Griechen wurden bewusst voneinander ferngehalten, weil sie sich gegenseitig immer umgebracht haben, wenn sie sich begegnet sind. Jason kam mit gelöschten Erinnerungen ins Camp Half - Blood und ich kam 8 Monate nach ihm ins Camp Jupiter. Jason, Piper und Leo sind auf jeden Fall auf einen Auftrag aufgebrochen, während Annabeth weiter nach mir gesucht hat. Anscheinend ist Hera von Porphyrion entführt worden und die Drei mussten natürlich wieder für die Götter springen. Jason fand am Schluss heraus, dass er aus Camp Jupiter kommt und hat sich an seine Vergangenheit erinnern können. Das ist jetzt nur ne grobe Beschreibung. Ich war schließlich nicht dabei."
Percy stieg wieder von der Toilette runter und inspizierte nochmal Alles genaustens. „Ich glaube, wir sind soweit fertig." Ohne auf das zu achten, was er gerade gesagt hatte, fragte ich: „Wie ging es dann weiter? Warum... hasst du deinen Vater so?"
Ruckartig drehte mein Sohn den Kopf zu mir. „Wie kommst du darauf?", „Wie du manchmal über ihn sprichst... Das ist nicht schwer zu bemerken, was du über ihn denkst." Mit aller Macht versuchte ich meine Emotionen im Zaum zu halten. Die Ungeduld. Ich musste neutral wirken, um jeden Preis.
„Hassen ist so ein starkes Wort. Nicht mehr besonders gut leiden können, passt wohl eher." , sagte er. „Nicht mehr? Das klingt so, als ob du ihn mal gemocht hast. Was ist passiert?"
Percy zögerte sichtlich, „Ich ... ähm, ... Okay, hör mir zu, Pete. Es ist während dem Krieg gegen Gaia geschehen. Es waren immer so kleine Situationen, und auch große, in denen...", er suchte die richtigen Worte, „Ich mir gewünscht hätte, dass er mir helfen würde." Wieder ein Hinweis. Ich hatte ihn also irgendwann im Stich gelassen. „Erzähle. Bitte, Percy! Ich möchte dir helfen und, wie gesagt, ich bin sehr neugierig. Wie ging es weiter?"
Er atmete tief durch und sah mir in die Augen. Vielleicht um herauszufinden, ob er mir vertrauen konnte. „Okay, Vorschlag...", sagte er dann, „Wir werden ab jetzt jeden Tag zusammen trainieren und Abends, wenn ich finde, dass du dich angestrengt hast, erzähle ich dir einen kleinen Teil vom letzten Sommer, einverstanden?"
Lächelnd nickte ich und schlug in seine ausgestreckte Hand ein, „Einverstanden."

„Na endlich, ihr habt ja ewig gebraucht. Wir warten schon voll lange!", beschwerte sich Travis, woraufhin Will ihm an den Hinterkopf schlug. „Stimmt nicht, wir hatte Probleme mit der Kamera, deswegen sind wir eben erst fertig geworden."
Hermes fing meinen Blick auf. Ich lächelte leicht und nickte kaum merklich. Zufrieden grinste er. „Los, kommt.", rief Connor, „Gleich wird es lustig."
Wir verschanzten uns in der Hermes - Hütte und er klappte seinen Laptop auf. Er verband ihn mit den Kameras und dann hatten wir zwei gestochen scharfe Bilder vom Bad und vom Wohnbereich. Lange warten mussten wir nicht. Jemand öffnete die Tür, fluchte, weil er in die glitschige Zahnpasta gegriffen hatte und ... es war nicht Pollux...
ES WAR ZEUS!!! Wir waren ja mal sowas von erledigt. „Naja, gut. Bei ihm ist es bestimmt genauso witzig.", lachte Will. Ich warf Hermes einen Blick zu: Halb grinsend, halb geschockt. Er jedoch war durch und durch von der Situation belustigt.
Zeus ging ins Badezimmer, drehte den Wasserhahn auf und... bekam eine Ladung Tinte ins Gesicht. Während wir aus vollem Hals losprusteten, versuchte er verzweifelt das Wasser, oder eher die Tinte, abzustellen. Er brauchte ewig dafür. Mit dem Schwarzen Zeug im Gesicht und auf seiner Kleidung suchte er den Raum ab, fand, leider, die Kamera und sagte mit vor Zorn ruhiger Stimme: „Ich schwöre, ich werde herausfinden, wer ihr seid und mich rächen!"
Bei uns herrschte Totenstille, doch mit einem Mal lachten wir alle los. Mir fiel auf, wie egal es mir war, dass Zeus sauer auf uns war. Vor ein paar Tagen hätte ich mir den Kopf darüber zerbrochen, aber jetzt ... jetzt war ich einfach nur glücklich...


Out of Power, Out of ShowerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt