Poseidon Point of View:
Es dauerte keine zwei Stunden, bis Percys Augen wieder auf waren. Er sah sich erschrocken um, hatte wahrscheinlich wieder mal einen Albtraum, doch als er mich neben sich entdeckte, entspannte er sich wieder ein wenig. Trotzdem schien er gehetzt, als er keuchte: „Ich weiß es. Mir ist es wieder eingefallen."
„Was meinst du?", fragte ich verwirrt. „Nyx' Machtquelle! Ich weiß, wo sie ist. Ich habe davon geträumt.", erklärte er hektisch und wollte aus dem Bett aufspringen, doch ich drückte ihn bestimmt wieder auf die Matratze. „Du bist vergiftet, Percy, du musst so ruhig bleiben wie möglich, damit sich das Gift nicht so schnell ausbreitet. Und was meinst du mit: Ich habe davon geträumt?"
„Ich habe immer mal wieder Träume, in denen ich sehe, was an anderen Orten gerade passiert. War während dem Kampf gegen Kronos ziemlich nützlich.", erklärte er. Ich glaube, auf meinem Gesicht breitete sich Unglaube aus, denn diese Gabe war bei Halbgöttern extrem selten. „Ich habe Ker gesehen. Und sie stand im Tempel des Neptun, Dad, vor den Mosaikwänden. Erinnerst du dich an die Darstellung von Polyphem? Um ihn herum und das goldene Vlies waren seine fleischfressenden Schafe. Alle weiß, außer einem. Das war tiefschwarz wie die Nacht, wie Nyx."
Wieder versuchte Percy aus dem Bett zu kommen und kämpfte gegen meinen Griff an seinen Handgelenken an. „Ich verstehe, dass wir Ker aufhalten müssen, aber du wirst dieses Bett nicht verlassen!", beharrte ich, „Ich werde gehen. Auch wenn mir der Gedanke nicht gefällt, dich allein hier zu lassen in diesem Zustand, aber Livia wird jeden Moment kommen."
Ich stutzte, als Percy nicht antwortete. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und fing plötzlich hektisch an, zu atmen. Es erinnerte mich an eine Panikattacke, doch ich wusste es besser: Atembeschwerden. Er bekam keine Luft mehr.
Ich packte ihn an den Schultern und lehnte meine Stirn gegen seine, „Atme, Percy.", flüsterte ich beruhigend und versteckte so meine eigene Panik, „Es ist Alles okay. Komm schon. Du schaffst das."
Schweißperlen traten wieder auf seine Stirn, als er mit aller Kraft versuchte, an Sauerstoff zu gelangen. Seine Brust hob sich schnell und unregelmäßig und es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis er sich wieder beruhigte.
„Ich hoffe, du verstehst jetzt, warum ich ohne dich gehe.", murmelte ich ihm ins Ohr und zog ihn erleichtert, dass er durchgehalten hatte, in eine Umarmung. Ich stellte ihm eine Schale mit kühlem Wasser ans Bett und legte wieder ein Tuch auf seine Stirn.
Percys Augen waren halb geschlossen, als ich ihn nochmal an mich drückte, „Pass auf dich auf, Percy, und halte durch. Bitte! Ich will dich lebend vorfinden, wenn ich wiederkomme, okay?"
Er nickte schwach, war halb im Dämmerschlaf, als ich mich im Türrahmen noch einmal umdrehte und sagte: „Ich liebe dich, bitte, kämpfe weiter."
Ich würde ja sagen, es war reiner Zufall, dass ich die Anderen auf dem Weg zum Tempel aufgabelte, aber in dieser Welt gab es keine Zufälle. Ich könnte es Schicksal nennen, denn in Wahrheit hatte ich keinen klaren Kopf, um gegen Ker kämpfen zu können. Da kamen die Anderen genau richtig. Zu sehr beschäftigte mich meine Schuld, Angst und Sorge.
Was, wenn ich Percy gerade das letzte Mal gesehen hatte? Mir kam es mit einem Mal so wenig vor, was ich gesagt hatte.
„Wie geht es ihm?", fragte Annabeth besorgt. Ich konnte die Angst in ihren Augen sehen, als ich antwortete: „Sein Zustand verschlechtert sich immer mehr. Er hustet bereits Blut hoch und gerade eben hat er das erste Mal keine Luft mehr gekriegt und wäre fast erstickt. Das Gift verbreitet sich schneller, als ich dachte."
„Oh Götter.", murmelte sie und fing an, zu weinen. Athene zog sie fest an sich und für einige Zeit konnte man nur noch ihr Schluchzen hören. „Warum bist du hier und nicht bei deinem Sohn, Poseidon?", fragte Artemis.
„Percy hatte einen Traum und hat so herausgefunden, wo sich die Machtquelle befindet.", ich sprach schnell, damit wir möglichst zügig weiter konnten, „Sie ist im Tempel des Neptun, wo Medusa uns angegriffen hat."
„Dann müssen wir da sofort hin.", drängte Jason, während Travis mich fragte: „Ist deine Götterkraft zurückgekehrt?", Ich schüttelte den Kopf. Wenn das der Fall wäre, hätte ich Percy schon geheilt, aber ich fühlte, dass ich noch nicht genug Macht zurück hatte.
„Ähm, Leute?", Zeus deutete auf den Himmel, „Jason hat Recht, wir müssen uns beeilen." Fassungslos stellten wir fest, dass es Nacht wurde. Und zwar mitten am Tag. Die Römer sahen irritiert zum Himmel hoch und einer schrie: „Wir haben die Götter verärgert.", woraufhin alle in Panik verfielen. Menschen eilten an uns vorbei, um nach Hause zu kommen und vermutlich etwas an die römischen Götter zu opfern.
„Los!", wir rannten, was das Zeug hielt, denn es war klar, dass Ker gerade dabei war, Nyx' Macht zu erlangen. Die Macht über die Nacht.
Im Tempel sahen wir Ker an dem Mosaik stehen, das Percy mir beschrieben hatte. Aus dem schwarzen Schaf war ein Steinblock hervorgekommen mit Einkerbungen, in die Percys Tonperlenhalskette genau hineingepasst hatte. Jetzt glühte das Lederband mit den Tonperlen in einem dunklen Schwarz.
Ker hatte ihre Hand auf die Kette gelegt und lachte wie ein Bösewicht in all diesen schrecklichen Filmen. Im Sekundentakt erschienen die Keren für eine Sekunde und verschwanden dann wieder. „Hey!", wir drehten unsere Köpfe zu Travis, der Ker ins Gesicht grinste, „Soll ich dir mal zeigen, wie nützlich nutzloses Stehlen aus einer Laune heraus sein kann?" Und damit holte er eine Tomate aus seiner Tasche hervor und warf sie der Göttin direkt in ihr makelloses Gesicht.
Geschockt zog diese ihre Hand von der Kette herunter und unterbrach so den Machtfluss. „Du Missgeburt!", kreischte sie, „Ich werde dir einen so schmerzhaften Tod bescheren, dass du dir wünschen wirst, nie geboren worden zu sein."
Das machte uns nicht wirklich Angst. Die packte uns erst, als sie zu grinsen anfing, „Schmerzhafter als der von Percy wird aber leider nicht möglich sein."
Das war gerade unser wunder Punkt und das wusste Ker. Ich schluckte hart und hoffte, dass Livia mittlerweile zuhause bei ihm war. „Ich hab einen Plan.", flüsterte uns Annabeth plötzlich zu, „Lenkt sie ab, so lange ihr könnt."
Ich hörte, wie sie sich umdrehte und aus dem Tempel lief. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was sie vorhatte. Ich konnte nur hoffen, dass sie sich beeilte und dass es klappte. Ein Brennen an meinem Unterarm riss mich aus meinen Gedanken und ich richtete meinen Blick erschrocken dorthin.
Ein Schnitt breitete sich immer weiter nach oben zu meiner Schulter aus. Nicht tief genug, um gefährlich zu sein, aber ablenkend. Diese verdammten Keren! Blitzschnell schnappte ich mir mein Schwert und stach auf den unsichtbaren Gegner ein, der wütend zischte, als ich ihn doch tatsächlich traf.
Die Götter und Halbgötter sahen erschrocken zu mir und zogen ebenfalls ihre Waffen. „Wie wollte ihr gegen meine Keren kämpfen, wenn ihr sie nicht sehen könnt?", fragte Ker lächelnd, doch es war ein böses Lächeln.
Artemis' Gesicht hellte sich auf, und mir wurde klar, dass sie eine Idee hatte. Sie beugte sich runter und hob eine handvoll Staub und Dreck auf. „Ältester Trick, den es gibt. Darauf wären sogar Ares und mein Bruder Apollo irgendwann gekommen." Und damit warf sie das Gemisch in die Luft und ließ es auf Alles im Umkreis von zehn Metern niederregnen.
Der Dreck blieb an den Keren hängen und es raubte mir fast den Atem, als ich die 14 Gestalten sah. Wir waren nur zu siebt und unser stärkster Kämpfer fehlte. Annabeth würde auch erst in ein paar Minuten zurückkommen.
Ich atmete tief ein und aus und versuchte, mich an die Bewegungen zu erinnern, die Percy mir im Schwertkampf beigebracht hatte.
Zwei der Keren hielten direkt auf mich zu und ich begab mich in die Grundstellung. "Das Wichtigste ist, dass du die Körperspannung hältst.", ertönte Percy's Stimme in meinem Kopf, „Sonst kann dich dein Gegner ganz leicht ins Wanken bringen und du bist tot, bevor du überhaupt merkst, wie dir geschieht."
Ich spannte meinen Körper an.
Deine Arme müssen beide oben sein und eine Linie bilden und geh mehr in die Knie, dann gewinnst du mehr an Stabilität.
Ich hörte, wie die Anderen anfingen zu kämpfen und auch mein erster Gegner hob sein Schwert. Ich ging in die Knie und machte mich bereit. Meine Sinne waren geschärft und ich wartete nur darauf, dass er anfing.
Sein Schwert sauste auf mich nieder, aber ich wehrte es mit meiner Klinge ab, sodass es abrutschte und mich unbeschadet zurückließ. Ich hob meine Arme zum Gegenschlag.
Du darfst das Schwert nicht zu weit nach hinten fallen lassen, sonst nimmst du dir selbst den ganzen Schwung aus dem Schlag.
Ich achtete halb auf die Stellung meiner Arme, halb auf den Gegner, der sich darauf vorbereitete nochmal anzugreifen.
Dann kannst du zuschlagen.
Mein Arm fiel nach unten und glitt durch den Körper hindurch, der daraufhin zusammenklappte und selbst zu Staub zerfiel. Ich war fast schon überrascht, wie einfach das jetzt war, doch der zweite kam jetzt auch auf mich zu.
Wir verloren uns im Kämpfen. Schlugen und stachen aufeinander ein, aber weder ich, noch der Ker wollten aufgeben. Das gegnerische Schwert erwischte mich am Bein, das mich sofort anfing zu behindern. Eine Mischung aus rotem Blut und goldenem Ichor floss mein Bein hinunter.
Das Ichor war so wenig, dass ich an Percy denken musste. Die Verwandlung ging eindeutig zu langsam, wenn jetzt erst ein Drittel meines Blutes wieder göttlich ist, würde ich es nie rechtzeitig schaffen, Percy zu heilen. Ich hatte mich zu sehr in Gedanken verloren, denn in diesem Moment stach der Ker nochmal auf das selbe Bein ein und ich hätte fast los gebrüllt.
Mit aller Kraft versuchte ich mich wieder mehr auf den Kampf zu konzentrieren. Schlagen, Stechen, Ducken, Schlagen, Stechen. Ich führte den Ochs bei meinem Gegner durch und zielte auf das Schlüsselbein. Leider wehrte er meine Klinge mit Leichtigkeit ab.
Du verrätst jede deiner Bewegungen. Du darfst dich nicht auf den Punkt konzentrieren, den du zu treffen versuchst. Lass dein Schwert von alleine dorthin wandern. Schwertkampf ist eine Art Tanz, in den du dich einfühlen musst. Deine Bewegungen müssen so natürlich sein, dass dein Gegner nicht merkt, wo du hin willst.
Ein Tanz. So könnte ich die darauf folgende Phase des Kampfes beschreiben, denn ich tat genau das, was Percy mir sagte und befolgte seine Anweisungen in meinem Kopf. Aber es war nicht genug.
Nach ein paar Minuten gelang es dem Ker mich zu entwaffnen und er drängte mich zu den anderen Göttern und Halbgöttern, die ebenfalls keine Waffen mehr in den Händen hielten. Ker trat vor und lachte: „Beeindruckend. Ihr habt fast alle vernichtet, aber jetzt wird es Zeit, dass Hades euch in seinem Reich aufnimmt und das gilt auch für die Götter, die momentan sterben können."
Sie hob die Hand und richtete sie auf uns. Mit geweiteten Augen verfolgten wir geschockt jede einzelne ihrer Bewegungen. Zwischen ihren Fingern bildete sich Dunkelheit. Eine dunkle, erdrückende und absolut böse Substanz, die auf uns zugeschossen kam.
Wir schrien auf, und wandten uns ab, doch es kam nichts. Irritiert drehten wir uns wieder um und sahen ihn. Mit seinem Schwert wehrte er die Energie ab und leitete sie in den Boden weiter. Unser Lebensretter war Percy...
Heeeeey,
Ja, wie ihr vielleicht schon merkt, ist das hier das vorletzte Kapitel gewesen. Dann kommt Teil zwei und danach noch ein dritter Teil ;)
Aber nur zu eurer Information: Teil 2 und 3 drehen sich immer noch um Percy und Poseidon und werden vollkommen anders sein als dieses Buch. Im dritten Teil kommt noch ein neuer dritter hauptcharakter hinzu, aber so weit sind wir ja noch nicht ;)
Ich hoffe, euch wird das letzte Kapitel gefallen :))
Ganz liebe Grüße,
Laura :**
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Out of Power, Out of Shower
FanficVon Hekate in Halbgötter verwandelt stolpern die olympischen Götter ins Camp Half - Blood und stehen prompt ihren eigenen Kindern gegenüber. Von jetzt an müssen sie das Leben der Halbblute kennenlernen, Freundschaften schließen, Streiche spielen und...