Kapitel 7: Leben im Frauenhaus

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Als sie die Straße entlang trabten, fragte Dimitri: "Mir schien, du und Zoja habt euch ganz gut verstanden." Der Jüngere lächelte verlegen: "Ja, sie ist ganz nett." Der Hauptmann lachte: "Jetzt konntest du wenigstens mal wieder deine Hörner abstoßen. Gefällt sie dir besser als dein Weib?" Boris zuckte mit den Schultern: "Ich weiß nicht. Zoja ist anders, aber ich liebe Natascha." Dimitri erzählte: "Nora hat das Mädchen unter ihre Fittiche genommen. Zoja ist erst seit ein paar Wochen dort."

„Wer ist dir lieber? Olga oder Nora", wollte Boris wissen. Dimitri sah zu ihm hinüber: "Tja, das ist nicht einfach. Nora ist leider zu teuer." Der Jüngere entgegnete: "Aber du kannst sie doch bezahlen." Der Ältere lachte: "Ach Jungchen. Nicht für eine Nacht. Wenn ich sie auslösen würde. Aber der Hurenwirt lässt seine beste Stute im Stall nicht so einfach gehen." Leiser fügte er hinzu: "Ich hoffe, ihr Junge schlägt sich durch."

„Gibt es viele solcher Männer?" Dimitri spuckte verächtlich auf den Boden:" Nein. Das ist abartig. Gut, dass ich nicht dabei war. Den hätte ich sonst erschlagen." Boris nickte und dachte an sein Erlebnis mit dem Kerl, das ihm eine Gänsehaut bescherte.

„Dima, kennst du Nora schon lange?" Der Hauptmann nickte: "Schon einige Jahre. Wenn wir in der Nähe sind, reite ich hin." Boris zog seine eigenen Schlüsse. Dann war Nora vor Olga da gewesen und Dimitri empfand wahrscheinlich etwas für die blonde Schönheit. Wie gern würde Boris sie aus ihrem Dasein befreien und Petja ebenfalls, aber er hatte kaum Geld.

Als sie bei Tagesanbruch das Rastlager erreichten, schlief die Bande noch ihren Rausch aus. Die waren so dicht, dass sie die Beiden überhaupt nicht bemerkten. „Jetzt sieh dir die Trunkenbolde an, Borja. Aber das war zu erwarten, wenn ich sie mit einem Fässchen Wodka alleinlasse." Er ging zum Fass und füllte sich einen Becher: "Willst du auch?" Er nahm einen Schluck: "Ist gut. Versuch!" Boris trank von dem Becher und musste husten, weil das Zeug so in der Kehle brannte. Der Hauptmann lachte: "Das bist du wohl noch nicht gewohnt."

Zoja schlug die Augen auf und fand den Platz neben ihr leer vor. „Boris?" Sie sah sich in der Kammer um. Seine Kleider waren verschwunden und sie bemerkte die Münzen in ihrer Hand. In dem Moment klopfte jemand an ihre Tür und Noras Stimme ertönte:" Zojka, bist du wach?" Schon öffnete die Blondine die Tür und trat ein. Zoja sah zu ihr: "Wo ist Boris?"

„Sie sind schon heute Nacht weggeritten." Da bekam die Rothaarige wässrige Augen: "Weg? Ohne sich zu verabschieden?" Sie starrte auf die Münzen in ihrer Handfläche. Nora setzte sich auf die Bettkante, legte ihre Hand auf Zojas Schulter und seufzte: "Ach Kindchen. Es ist nicht gut sich in Freier zu verlieben." Dabei sah sie nachdenklich drein, weil es ihr mit Dimitri ähnlich ging.

„Weißt du wann sie wiederkommen?" Nora schüttelte den Kopf: "Nein, aber das kann Wochen dauern." Zoja nickte traurig. Nora stand mit einem Ruck auf: "Jetzt ist genug mit Trübsal blasen. Geh runter zum Essen und nachher helfe ich dir beim Zurechtmachen."

„Ja, ist gut Norutschka!" Mit ihren 14 Jahren könnte Zoja fast ihre Tochter sein und so ähnlich empfand die Ältere auch für sie. Sie hatte das unschuldige Mädchen in das Hurenleben eingeführt, als deren Vater sie hergebracht hatte. Eine Art seine Schulden zu begleichen. Durch ihre seltenen feuerroten Haare, ihre weiße Haut und ihre Jugend war sie bei der Kundschaft sehr beliebt.

Nachdem Nora ihren Haferbrei gegessen hatte, ging sie mit warmen Wasser und Essen zu der Verletzen. Als sie die Tür öffnete, lag diese aufrechter im Bett und Nora gab ihr die Breischüssel in die Hände: "Ist es besser, Bina." „Ein wenig vielleicht. Ich weiß es nicht." Nora blickte in den Wasserkrug neben dem Bett und in den leeren Becher: "Du hast kaum etwas getrunken. Willst du auch noch Wundfieber bekommen?"

„Ich will nichts trinken. Dann muss ich schon nicht. Das brennt jedes Mal wie die Hölle."

„Ja, aber du musst wieder gesund werden." Albina trotzig: "Zu was? Der Herr wirft mich ohnehin raus." Nora schüttelte den Kopf: "Nein, das wird er nicht. Dimitri hat genug Geld hergebracht. Es tut ihm sehr leid, was sein Kumpan angerichtet hat." Albina sah immer noch missmutig drein. Nora schlug die Bettdecke zurück: "Dann will ich es mir ansehen." Albina spreizte langsam die Beine so weit sie es vermochte. Inzwischen wusste sie, dass Nora vorsichtig war beim Säubern. Trotzdem verzog sie ab und zu den Mund, wenn es leicht schmerzte. „Dem Kerl wünsche ich die Pest an den Hals." Nora nickte nur und erwiderte: "Das wird wieder." Die andere entgegnete: "Ich hoffe es."

Von Räubern und DirnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt