Kapitel 18: Hinterhalt

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Am nächsten Morgen war es soweit. Sechs Reiter verließen den Sumpf. Georgij sagte zu sich selbst: "Endlich habe ich euch Gesindel."

Nachdem die Bande ein Stück getrabt war, preschten plötzlich bewaffnete Reiter von allen Seiten auf sie zu. Sergej schrie: "Zurück!" Alle wendeten und galoppierten zum Sumpf zurück. Dort kamen nun ebenfalls Reiter immer näher. Knapp vor dem Sumpf trafen die Parteien aufeinander und ein wildes Gefecht entbrannte. Georgij schrie: "Ich brauch einen lebend."

Boris hieb wie ein Berserker mit dem Schwert um sich, um die Angreifer abzuschütteln. Er bekam nur nebenbei mit, wie welche von seinen Kumpanen fielen. Sergej war von mehreren Feinden umgeben, die ihn alle attackierten. Wie ein Wilder schlug er um sich. Aus den Augenwinkeln sah Boris, wie dieser aus dem Sattel gestoßen wurde. Der Kampf war für die Räuber aussichtslos und so entschied sich der Bursche zur Flucht. Chernyi stieg, schlug mit den Vorderhufen aus und rettete sich und seinen Herrn mit einem mächtigen Satz. Boris jagte im gestreckten Galopp in den Sumpf, gefolgt von Nikolai. Die beiden waren die Einzigen, die dem Angriff entkamen.

Georgij interessierte sich mehr für den Hauptmann, den er als Gefangenen ins Lager schleppen ließ. Dort wurde Sergej an einen Baum gefesselt und Georgij sprach zu ihm: "Du wirst uns zu deinem Versteck führen." Sergej lächelte hämisch: "Ganz bestimmt nicht." Da landete eine Faust in seinem Gesicht. „Ich bin nicht sehr geduldig", fuhr Georgij fort. „Ich werde euer Versteck schon aus dir raus bekommen." Sergej musste noch einige Schläge von den Mannen des Bojaren* einstecken, aber gab nichts preis. Der Herr machte sich nicht selbst die Finger schmutzig. Sergej lief Blut aus dem Mund und der Nase und er hatte kotzen müssen, nach einigen Faustschlägen in die Magengrube. Nun wurde er eine Weile in Ruhe gelassen. Georgij fiel es nicht leicht zu warten.

Boris und Nikolai erreichten das Lager und trommelten die Frauen und Kinder zusammen.

„Wir müssen weg von hier. Ins Geheimversteck. Verliert keine Zeit", rief Boris. Zoja wollte wissen, was geschehen sei. „Eine Falle. Wir konnten als Einzige entkommen. Es war Georgijs Truppe." Da horchte Nora auf: "Georgij?" Boris erbost: "Ja, er hat die anderen niedermetzeln lassen und den Hauptmann wahrscheinlich lebend. Er wird es aus ihm rausbekommen." Nora überlegte kurz, dann sagte sie: "Ich werde ihm entgegen reiten. Dann seid ihr außer Gefahr. Er will nur mich." Zoja ergriff ihre Hand: "Bitte geh nicht. Ich ..." Sie brach ab und nickte dann: "Wenn es sein muss." Die Blonde drückte Zoja an sich: "Ihr seid dann gerettet und die Kinder in Sicherheit. Und ich möchte auch zu meinen Kindern zurück."

Nachdem die anderen bei der Höhle angekommen waren, verabschiedete sich Nora: "Lebt wohl!" Und machte sich weiter auf den Weg zu ihrem Gönner. Inzwischen kannte sie sich in der Umgebung aus. Nur durch den Sumpf war sie noch nie geritten, doch die Hufspuren von Boris und Nikolai wiesen ihr den richtigen Weg. Wo blieb Georgij? Hatte er die beiden nicht verfolgen lassen?

Allmählich wurde es Abend und Nora war froh, als sie den Sumpf hinter sich ließ. Vor ihr breitete sich weites Grasland aus.

„Herr, ein Weib kommt aus dem Sumpf geritten?", meldete die Wache. Georgij schwang sich sofort aufs Pferd, nahm sein Fernrohr und visierte die Reiterin an: "Eljetschka. Sie ist es!" Ein Stein fiel ihm von Herzen: "Gebt dem Kerl den Rest." Und galoppierte ihr freudig entgegen. Nora sah ihn auf sich zukommen und winkte: "Goscha, ich bin wieder zurück!" Er hielt dicht bei ihr an, beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss: "Meine Liebe. Ich bin so froh, dich unversehrt wiederzusehen." Sie lächelte: "Ich wurde gut behandelt. Mir fehlt nichts." Sie ritten gemeinsam den Hang zum Lager hinauf.

Dort entdeckte Nora Sergej, der an einen Baum gebunden war. Sein Anblick schockierte sie. Sein nackter Oberkörper war übersät von Brandwunden, sein Gesicht war blutig und sein Bauch war aufgeschlitzt worden. Er war tot. Sie konnte diesen Anblick nicht ertragen und sah zur Seite. Georgij entschuldigte sich: "Verzeih, dass ich dir das nicht erspart habe." Zu den Männern: "Werft ihn in den Sumpf!" Nora schielte nochmal hinüber, als die Fesseln des Toten durchschnitten wurden und der geschundene Körper zu Boden sackte. Gestern war er noch bei ihr gelegen. Sergej war kein schlechter Mann gewesen. Sie bedauerte sein grausames Ende, aber sie war auch froh wieder zu ihrer Familie zurück zu können.

Von Räubern und DirnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt