Ich hätte bei Lucy bleiben sollen, denn Derek brach in schallendes Gelächter aus. Er war nicht anders als andere Menschen die meinen Namen das erste Mal hörten. Ständig kamen Sprüche wie: „Wenn du auf Schatzsuche gehen willst, wirst du in meiner Hose fündig."
Primitiver ging es wirklich nicht.
„Fertig gelacht?"
„Noch nicht. Gleich."
Augen verdrehend spülte ich den Teller und versuchte das raue Lachen zu ignorieren.
„Hey, Indiana. Nimm das doch nicht so ernst. Du solltest mehr lachen."
Jetzt platze mir mein nicht vorhandener Kragen. Wütend funkelte ich ihn an.
„Hör mir mal zu, Derek. Ich bin nicht hier um mich von einem Arschloch, wie dir, auslachen zu lassen. Merk dir eins: Ich lasse mir nichts vorschreiben. Von niemandem."
Genervt ließ ich alles stehen und liegen und lief aus der Küche raus. Ich wollte in dem Moment nur meine Ruhe haben und nicht von Kerlen wie ihm ausgelacht werden. Dafür war mir meine Zeit zu kostbar.
Plötzlich wurde an meinem Handgelenk gezogen, und ich, herumgewirbelt. Grüne Augen sahen mich an.
„Mensch, du solltest das echt mal mit Humor nehmen. Ich will nicht, dass das zu unserem ersten Beziehungsstreit wird."
Am liebsten hätte ich in sein grinsendes Gesicht geschlagen, doch ich wollte nicht direkt drei Stunden nach meiner Ankunft rausgeschmissen werden, also lautete meine Antwort, dass er sich seinen Humor in den Arsch schieben kann. Lachend ließ er mich endlich gehen.
Schnell lief ich zu meinem Bungalow, doch warum stand da ein nackter Typ?„Fuck", stieß ich aus. Erschrocken drehte er sich um und ich sah sein bestes Stück. Er verdeckte es nicht einmal. Nein, lieber kam er, so wie Gott ihn schuf, auf mich zu und hielt mir seine Hand hin.
„Hi, ich bin Sam."
„Willst du dir nichts anziehen?"
„Gute Idee."
Gemütlich lief er zu seinem Bett und zog sich eine Boxershorts an. Verstohlen scannte ich seinen dunklen Körper. Verschiedene Tattoos verzierten ihn.
„Ich sollte besser gehen", sagte ich und lief rückwärts in Richtung Tür. Prompt knallte ich in einen anderen harten Körper. Derek, wer sonst.
„Sag nichts. Ich hab mich in der Hütte geirrt."
Unschuldig hob er seine Arme. Er brauchte gar nicht so tun, ich konnte mir denken was er dachte.
Usain Bolt hätte gegen meine Geschwindigkeit auf jeden Fall verloren, so schnell war ich. In meinem Bungalow angekommen, schloss ich erst einmal die Tür ab, und zog die Vorhänge zu. Ich hatte mir vorgenommen, duschen zu gehen und ich wollte definitiv keine Zuschauer haben.
Nach der heißen Dusche setzte ich mich, im Bademantel, auf mein Bett, welches ich für die nächsten acht Wochen meins nennen durfte. Glücklicherweise war es ziemlich gemütlich. Denn wenn dem nicht so gewesen wäre, wüsste ich nicht wie ich hier hätte schlafen sollen. Mit Sicherheit wäre ich eher in den Wald gelaufen, um dort zu schlafen.
In Gedanken versunken schrieb ich ein Ereignis nach dem anderen in mein schwarzes Notizbuch. Schon seit einigen Jahren schrieb ich Tagebuch, aber auch gerne Geschichten. Irgendwann kam mir der Gedanke, sollte ich mal mein Gedächtnis verlieren, wüsste ich nicht was wahr und was falsch war. Also versuchte ich so viele Details und Erlebnisse in das Büchlein zu schreiben. Und wenn ich mal alt wäre, könnte ich darin lesen und mich an all die schönen und schlechten Sachen erinnern.
Ein Klopfen riss mich aus meinem Gedankenstrom. Bevor ich die Tür öffnete, kontrollierte ich ob alles an seinem Platz und verdeckt war. Vor mir standen ein Mädchen mit lila Haaren und Felix.
„Indiana, das ist Mia. Mia, Indiana", stellte Felix uns vor und verschwand hastig. Als hätte er noch nie ein weibliches Wesen im Bademantel gesehen.
Mia stürmte sofort an mir mit einem „Sorry" ins Bad vorbei. Ich konnte sie verstehen, schließlich dauerte ihr Flug länger als geplant.
„So, nochmal von vorne. Ich bin Mia und wie es scheint werden wir zwei die nächsten acht Wochen gemeinsam verbringen."
„Hallo, Mia. Ich bin Indiana und ich hoffe sehr, dass wir beide uns verstehen, mich will man nicht als Feind haben", zwinkerte ich ihr zu.
„Gut zu wissen," lachte sie. „Was ich fast vergessen hätte, in einer halben Stunde gibt es Essen. Felix hat netterweise uns allen etwas zu Essen bestellt. Es gibt Chinesisch. Die Küchenleute kommen erst morgen und die Kinder am Montag wie du wahrscheinlich schon mitbekommen hast."
Zur Zustimmung nickte ich ihr zu und freute mich auf das Essen. Mal wieder war ich Hungrig, doch das war nichts Neues.
Da ich mich noch immer im Bademantel befand, öffnete ich meinen Koffer und kramte nach Kleidung.
„Macht es dir was aus, wenn ich mich hier umziehe?", fragte ich. Meiner Meinung nach wäre es lächerlich, wenn ich jedes mal zum Umziehen ins Bad rennen würde. Mia würde mich früher oder später sowieso im Bikini sehen und ob sie noch meinen Hintern zu Gesicht bekam, war mir egal. Außer sie hätte ein Problem damit, dann würde ich das akzeptieren.
„Ach quatsch. Ich fände es komisch, wenn wir uns einen Ort auswählten müssten, wo sich immer einer umzuziehen hat. So war das mit der Betreuerin vor dir. Vielleicht dachte sie auch, dass ich sie vergewaltigen wollte. Ja, ich stehe auf Frauen. Hast du damit ein Problem?"
„Spinnst du? Warum sollte ich auf einmal ein Problem mit dir haben, nur weil du lesbisch bist? Ich verurteile niemanden."
„Sehr gut. Außerdem bin ich sowieso vergeben, und ich liebe sie wirklich. Das wäre mir viel zu schade, wenn es wegen einem blöden Fehler in die Brüche gehen würde."
Ich konnte ihr da nur zustimmen, denn man wäre ganz schön dumm wenn man etwas Ernstes für ein bisschen Spaß aufgeben würde.
Meine Haare brauchte ich gar nicht zu föhnen, denn es war viel zu warm dafür. Mit einem weißen Shirt und Jeansshorts machte ich mich, gemeinsam mit Mia, auf den Weg zum Speisesaal.
Die Männer waren noch nicht da, also deckten wir schon mal einen Tisch für fünf Personen. Gerade als ich mit einem vollen Glas Wasser zum Tisch lief, knallte ich gegen irgendwas. Ich spürte wie vorne alles nass wurde. Wenn das Shirt schwarz gewesen wäre, fände ich das nicht weiter tragisch. Das man aber meinen roten BH sehen konnte, und der Schuldige Derek war, trugen nicht weniger für meinen Wutanfall bei.
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Indiana in Ohio
ChickLitDurch Zufall ergattert die 23-jährige Indiana Jones einen Job im Sommercamp eines Familienfreundes. Mitten in der schönen Natur Ohios und lebhaften Kindern verbringt sie acht Wochen im Camp Arrow. Einer der Betreuer, der charmante Derek Moore, hat e...