„Shit. Das war keine Absicht. Wenn du willst kann ich mein Shirt auch nass machen und wir lassen die anderen entscheiden wer gewinnt. Aber ich denke, es ist eindeutig wer der Sieger wird", lachte er anzüglich.
Konnte der Kerl nicht einfach seine verdammte Klappe halten?
„Mensch Derek, was machst du denn schon wieder? Musst du mit jedem neuen Mädel flirten?", kam es lachend von Mia.
Ja, lacht mich alle nur aus. Irgendwann werde ich über euch lachen, dann steht euch keiner zur Unterstützung da, dachte ich wütend.
Geladen stampfte ich aus dem Speisesaal in meinen Bungalow. Wahrscheinlich war es gar keine Absicht, aber Derek ging mir jetzt schon auf die Nerven. Allein der Punkt, dass er über meinen Namen gelacht hatte fand ich eine Frechheit. Ich sollte abgehärtet sein - war ich aber nicht. Schließlich hatte ich mir nicht meinen Namen ausgesucht, sondern meine Mutter. Und doch hieß ich lieber Indiana Jones als Rainbow Unicorn West.
Nachdem ich mir ein neues, schwarzes, Shirt angezogen hatte, lief ich erhobenen Hauptes zurück. Derek konnte mich mal kreuzweise. Ich würde nur das nötigste mit ihm sprechen, denn wenn ich jemanden unsympathisch fand, fand ich die Person unsympathisch. Da konnte mich niemand so leicht davon abbringen.
Es saßen schon alle am Tisch, mit dem Essen auf den Tellern. Ich fühlte mich wie das hässliche Entlein, dass am Tag des Abschlussballes alle Blicke auf sich zog, da sie plötzlich hübsch war und Ballkönigin wird. Der Unterschied war nur, dass ich weder das hässliche Entlein war, noch, dass das Camp einem Abschlussball glich. Über die Ball- oder besser gesagt Campkönigin konnte man diskutieren.
„Dein Outfit vorher hat mir besser gefallen", meinte Derek, seinen Senf dazugeben zu müssen.
„Mir hat es besser gefallen, als ich dich nicht kannte."
„Da ist aber jemand kratzbürstig. Gefällt mir", zwinkerte er mir zu. Solche Sprüche konnte er sich sparen. Darauf stand ich nicht und nur weil ihm irgendwelche hirnlosen Weiber hinterherrannten galt das nicht für mich. Nicht in einer Million Jahre würde ich etwas mit Derek anfangen.
„Können wir jetzt endlich essen?", fragte Felix. „Außerdem wirst du die kratzbürstige Indiana acht Wochen lang erleben. Sie kann gar nicht anders."
„Das stimmt gar nicht! Wenn Mom mich so erzogen hat...", ließ ich den Satz in der Luft hängen. Ich wusste ganz genau, dass Felix es nicht mochte, wenn ich an Moms Können zweifelte.
„Guten Appetit, Leute. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen", lenkte Sam das Thema wieder aufs Essen. Als hätte jeder seit Jahren nichts zu essen bekommen, stürzten sich hungrige Mäuler über es her. Es herrschte eine angenehme Atmosphäre am Tisch und Sam unterhielt sich die ganze Zeit mit Mia. Anscheinend kannten sie sich alle schon seit ein paar Sommern. Denn ständig konnte ich irgendwelche Insiderwitze raushören, die ich, als einzige, nicht verstand.
Irgendwann fühlte ich mich beobachtet und ja, der schwarzhaarige Typ mir gegenüber starrte mich unverhohlen an.
„Was?", fragte ich still.
Darauf kam keine Antwort. Lieber sah er mich weiter an. Dafür bekam er jetzt einen Tritt an sein Schienbein. Noch immer keine Reaktion. War er jetzt zu einer Wachsfigur mutiert? Was eigentlich gut wäre, denn er würde sofort schmelzen bei der Hitze hier.
Oder hatte ich etwas im Gesicht? Panisch strich ich mir mit einer Serviette an meinen Mundwinkeln entlang.
Als ich wieder zu ihm sah, zierte ein breites Grinsen sein Gesicht. Er hatte mich verarscht.
Wenn das hier so weiter ging, dann wüsste ich nicht wie lange ich das hier durchhalten würde. Das böse war glücklicherweise auf meiner Seite und ein großer Fettfleck fand sein Zuhause auf Dereks weißem Shirt. Dreckig grinsend schaute ich ihn an. Du erntest was du sähst, konnte ich dazu nur sagen.
„Verdammt. Das ist mein Lieblingsshirt", fluchte er laut.
„Man bekommt das bestimmt irgendwie raus", versuchte Felix ihn zu beruhigen.
„Hoffentlich."
Hoffnungslos bearbeitete er den Fleck mit einer Serviette, doch der Fleck würde meiner Erfahrung nach nicht so leicht rausgehen. Geschah ihm recht.
„Was ich fast vergessen hätte, morgen gibt es eine Schulung. Dieses Jahr kommt eine nette Dame die mit euch noch ein paar Regeln durchgeht und euch einige Gruppenspiele nahelegen wird. Damit ihr euch auch nochmal besser kennenlernen könnt."
Felix suchte die Begeisterung in unseren Gesichtern, dies merkte ich ihm an. Jedoch suchte er vergeblich. Zwar wusste ich nicht genau wie das die letzten Jahre hier ablief, aber scheinbar war das die erste Veranstaltung die es hier gab, und wenn er für vier Betreuer extra eine Pädagogin einlud, musste Felix sehr viel in die Ausbildung seiner Betreuer stecken.
„Um 10 Uhr geht es los", verkündete Felix und fing an seinen Teller abzuräumen. „Übrigens spülen Derek und Indiana das Geschirr, weil ihr euch so toll benommen habt beim Essen."

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Indiana in Ohio
ChickLitDurch Zufall ergattert die 23-jährige Indiana Jones einen Job im Sommercamp eines Familienfreundes. Mitten in der schönen Natur Ohios und lebhaften Kindern verbringt sie acht Wochen im Camp Arrow. Einer der Betreuer, der charmante Derek Moore, hat e...