Mia fiel aus allen Wolken, als ich ihr von meiner heißen Affäre mit Derek erzählte. Sie behauptete, dass sie mir solche schmutzigen Sachen niemals zugetraut hätte, war ich schließlich die unnahbare und diejenige die Derek nicht ausstehen konnte. Doch da unser Techtelmechtel nun vorbei war, würde wieder alles wie am Anfang sein. Ich würde nur noch das Nötigste mit ihm sprechen und das war's.
Genau so ging ich die nächsten Tage vor. Vier Tage, bis zum Samstag der dritten Woche, sprach ich kaum mit Derek. Während des Essens saß ich meistens am anderen Ende des Saales und bei Ausflügen suchte ich, vor ihm, immer das Weite. Seine Nähe widerte mich nur noch an. In meinem Tagebuch rumzuschnüffeln war unverzeihlich, selbst wenn es Mia oder Sam gewesen wären, hätte ich diese mit meinen bösen Blicken und einem kurzzeitigen Ignorieren ihrer Person gestraft. Solch ein extremes Eindringen in meine Privatsphäre war für mich furchtbar. Wenn ich jemandem etwas über mich erzählen wollte, dann würde ich das aus freien Stücken tun. Doch dieses Bedürfnis, der Offenbarung, verspürte ich nicht, also schwieg ich.
Am Vormittag waren wir alle fleißig am Masken basteln gewesen, denn heute Abend würde der Speisesaal zu einem Ballsaal geschmückt werden. Die Masken mussten von den Kids nur noch bemalt und verziert werden, dann waren sie auch schon fertig. In den leuchtendsten Farben strahlten uns die fertigen Masken entgegen. Manche waren mit viel Glitzer bestäubt oder mit Federn geschmückt. Die Kids waren kreativ und selbst die Jungs, von denen man immer dachte, dass sie bei Basteleien ungeschickt waren, kreierten kleine Kunstwerke.
Nach dem Mittagessen dekorierten Sam, einige Kinder und ich den Speisesaal. Ich war sehr froh darüber, dass ich nicht mit Derek zusammen sein musste. Außerdem hatte ich so die Möglichkeit, Sam noch besser kennenzulernen, denn mir fiel auf, dass sich seit dem Sex mit Derek nur noch Augen für ihn hatte. An den anderen Betreuern zeigte ich wenig Interesse, was wirklich schade war. Doch nun konnte ich mich auf die Anderen konzentrieren.
Ich beobachtete wie Sam, mit seiner dunklen Haut, einen roten Luftballon aufblies und ihn dann los ließ, sodass die ganze Luft aus dem Inneren entwich und der Ballon durch den halben Speisesaal flog. Die Kids begannen laut zu lachen und schnappten sich Ballons, um es Sam nachzumachen. Also flogen dutzende bunte Gummifetzen durch die Gegend. Ich duckte mich, um mich vor den Angriffen der bunten Gummis zu schützen, aber dann blies auch ich mehrere auf und sah ihnen nach, wie sie wie verrückte Mücken hin und her flogen. Durch unsere kleine Spiel-Pause, mussten wir uns spurten, damit wir rechtzeitig fertig wurden. Jedoch konnte uns niemand mehr die Stimmung vermiesen, zu guter Musik wärmten wir uns für später auf und dekorierten weiter.
Irgendwie bewunderte ich Sam dafür, wie locker er mit den Kindern umgehen konnte. Er hatte immer einen coolen Spruch auf Lager und brachte uns damit zum Lachen. Sogar bei Problemen wusste er sofort, was zu tun war und tröstete die kleinen Racker. Ich hingegen war manchmal etwas überfordert. Es war das erste Mal, dass ich mit so vielen Kindern und neuen Situationen konfrontiert war, sodass man mir es nicht übel nehmen sollte, wenn ich mal ahnungslos war. Die Lösung fand ich auch noch, wenn ich kurz in mich kehrte.
„Indiana, könntest mir schnell helfen, das Banner aufzuhängen?", fragte mich Sam, der auf einem der Tische stand und das weiße Banner in der Hand hielt. Nickend nahm ich das andere Ende in die Hand und kletterte auf den Tisch, der weit genug entfernt stand, um das weiße, rechteckige Stück Stoff perfekt zu befestigen. In dunkelblauen Lettern stand dort, leicht geschwungen, Camp Arrows erster Maskenball.
Nachdem die letzte Girlande hing und alle Snacks und Getränke auf den Tischen standen, mussten wir uns angemessen kleiden. Auf einem Ball konnten wir schließlich nicht mit schmutziger Kleidung auftauchen.
Glücklicherweise hatte ich ein luftiges, blaues Sommerkleid eingepackt, das super zu meiner blauen Maske passte. Ehrlich gesagt, hatte ich meine Maske, mit den Gedanken an mein Kleid, verziert. Meine Haare flocht ich mir zu einem lockeren Seitenzopf und trug ein wenig Make-Up auf. Mia war heute Abend die 'Lady in Lila', da ihr Kleid perfekt zum Thema passte, ebenso wie ihre Maske und ihre Haare. Als wir zwei fertig waren, liefen wir zu den Bungalows der anderen Mädels, um zu sehen, ob sie Stylingtipps bräuchten. Emma wollte wieder die Haare so, wie bei unserem Ausflug an den See und andere benötigten Hilfe beim Glätten oder Locken ihrer Haarpracht.
Fertig gestylt gingen wir zu dem Speisesaal, indem die Jungs schon auf uns warteten. Die Musik dröhnte laut aus den Boxen, jedoch befand sich noch keiner auf der Tanzfläche. Die Jungs hatten meistens kurzärmlige Hemden oder schicke T-Shirts und eine Jeans an. Das ganze Camp sah gut aus, besonders die Masken ließen die Illusion eines echten Balls aufkommen und machten es cooler und mysteriöser, als es ohnehin schon war.
Emma, Amber und Charlotte stürmten auf die Tanzfläche und tanzten zu ihren Lieblingssongs. Ich hatte mein Plätzchen am Büffet gefunden, das uns die Küchenhilfen netterweise zubereitet hatten. Von dort konnte ich mir einen guten Überblick verschaffen und war in der Nähe meines geliebten Essens.
„Die Kids sind gut drauf, nicht wahr?", fragte er wie beiläufig und blickte zu Emma, welche gerade mit Kyle tanzte. Von meiner rechten Seite vernahm ich einen lauten Klick. Um Dereks Hals hing seine Spiegelreflexkamera und er schoss einige Bilder. Am manchen Tagen trug er sie bei sich und lichtete die Kinder, oder die Natur ab. Das Fotografieren machte ihm Spaß, dass konnte man sehen. Einmal durfte ich ihm über die Schulter linsen, als er einige Bilder bearbeitete und er hatte ein geschultes Auge dafür. Er wusste in welchem Winkel er die Motive am besten zur Geltung brachte.
Seine Frage aber ignorierte ich und biss in einen Schokoladenmuffin, um zu verdeutlichen, dass ich kein Interesse an einem Gespräch hatte.
„Wie oft muss ich dir noch erklären, dass ich nichts gelesen habe?", wollte er stöhnend von mir wissen. Verstohlen musterte ich ihn von der Seite. Er trug ein weißes Hemd und eine kurze blaue Bermudashorts. Wieder einmal musste ich zugeben, dass er sehr gut aussah.
Indiana, wag dich! Erinnerte ich mich an die Gedanken, die ich vermeiden wollte.
„Lass es doch einfach. Es wird nichts ändern, egal wie oft du versuchst dich zu erklären."
„Nein, ich kann diese verdammte Eiszeit zwischen uns nicht mehr ertragen und ich hasse es, als Lügner dargestellt zu werden!", stieß er wütend aus. Ich ließ mich davon nicht beeinflussen und versuchte ihn weiterhin zu ignorieren. Das Essen verlangte nach meiner Aufmerksamkeit.
„Was muss ich tun, damit du mir glaubst?"
Meine Geduld war am Ende und ich antwortete ihm, dass es nichts gab was er tun könnte und er meine Entscheidung akzeptieren musste. Ich bemerkte wie er weiter argumentieren wollte, aber ich ließ ihm keine Möglichkeit dazu, da ich mich von ihm wegdrehte und zu Mia ging, die mit einigen Mädels tanzte.Derek konnte mich mal kreuzweise!

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Indiana in Ohio
Chick-LitDurch Zufall ergattert die 23-jährige Indiana Jones einen Job im Sommercamp eines Familienfreundes. Mitten in der schönen Natur Ohios und lebhaften Kindern verbringt sie acht Wochen im Camp Arrow. Einer der Betreuer, der charmante Derek Moore, hat e...