6. Kapitel

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„Du armes Ding!" Teresa, eine gute Freundin aus der Schule hielt sich vor lauter Lachen den Bauch und rieb sich eine imaginäre Träne aus dem rechten Auge.

„Du musst wirklich mit dem Nerd arbeiten? " Marco, Teresas Freund, zog die Augenbrauen amüsiert in die Höhe.

„Sie tut mir so leid" Louis grinste mich an und ließ sich an meinem verärgerten Blick nicht einschüchtern.

„Wenigstens wird er das erste und letzte Mal in seinem Leben mit einem Mädchen etwas zu tun haben", lachte Zayn und ich verdrehte an seiner Bemerkung nur die Augen.

Meine Augen wanderten von Zayn zu Niall, der stumm vor mir saß und mit seinem Essen spielte. Das Ryan mich betrogen hatte, war für ganze fünf Minuten unser Gesprächsthema gewesen, ehe jemand sich wieder als witzig empfand und das Thema Harry ansprach. Mein Brustkorb zog sich zusammen, als ich daran dachte, dass Niall Lottie wahrhaftig gemocht hatte und sie ihm das Herz gebrochen hatte.

„Habt ihr Lust dem Nerd ein Streich zu spielen?" Marco nahm die Zunge zwischen die Zähne und lächelte uns boshaft an.

„Schieß los" Liam legte die Hände auf die Tischplatte und schenkte Marco seine ganze Aufmerksamkeit.

„Meine Eltern sind über das Wochenende weg und ich werde eine Pool Party veranstalten. Ratet mal, wer unser Gast sein wird?"

"Harry?"

„Bingo. Wir werden Kameras aufstellen und uns nach der Party über Harry lustig machen. Stellt euch nur vor, wie er mit einer alten Badehose auftaucht und nicht weiß, was er tun soll." Alle, außer Niall und mir, die an unserem Tisch saßen, fingen zum Lachen an und mein Bauch zog sich krampfartig zusammen.

Ich wollte ihm von dieser Idee abraten und ihm klarmachen, dass Harry niemandem etwas angetan hatte, doch ich wusste genau, dass ich es mir diesmal nicht erlauben durfte, ihn zu verteidigen. Während ich mich dazu zwang, die Lippen geschlossen zu halten, beobachtete ich, wie Marco sich lässig aufrichtete und auf Harry zuging, der in sein Buch versunken war. Harry blickte auf, als ihm Marco auf die Schultern tippte und legte das Buch verängstigt auf die Seite. Marco verdrehte die Augen und beugte sich näher an ihn heran, um ihm etwas zu sagen. Von einem Moment auf den anderen breitete sich ein Lächeln auf Harrys Gesicht aus und er nickte fröhlich mit dem Kopf. Seine Augen trafen sich mit den meinen und ich sah sofort weg.

„Ich habe ihm gesagt, dass du auch dort sein wirst und er würde liebend gern kommen", erklärte Marco mir und alle lachten. Ich zuckte nur mit den Schultern und hoffte, dass es sich Harry in letzter Sekunde doch anders überlegte und nicht kam. Für einen kurzen Moment überlegte ich mir aufzustehen und zu ihm rüber zugehen und ihm erklären, dass es eine Falle war, doch mein blöder Titel, als das beliebteste Mädchen der Schule war mir plötzlich viel zu wichtig.

***

Die Sonne brannte auf meiner Haut, während ich neben Zayn stand und auf die lachende Menschenmenge starrte, die sich neben dem Pool versammelt hatte. Marco hatte nicht übertrieben, als er uns beim Verabschieden versichert hatte, dass es die beste Party sein würde, die er je geschmissen hatte. Die Abwesenheit seiner Eltern hatte er zu seinem Vorteil genutzt und jede Menschenseele eingeladen, die auf unsere Schule ging. Ich spürte Blicke auf mir, schenkte aber der Gruppe von Jungs zu meiner linken keine Aufmerksamkeit. Es war mir bewusst, dass mein Körper nicht schlecht aussah und um meine Kurven noch mehr zu betonen, hatte ich mir einen roten Bikini mit einer knappen Hose angezogen.

„Hey, Zayn! Kannst du mir helfen die Kameras einzuschalten?", rief Marco und die letzten Menschen, die nichts davon gewusst hatten, bekamen dadurch auch mit, was in ein paar Minuten passieren würde, falls Harry auftauchen würde. Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut und überlegte mir, wie lange es wohl dauern würde, bis ich zu Harry fuhr und ihn davon abhielt herzukommen.

„Ich komme!", rief Zayn zurück und drückte sein Glas Liam in die Hand, der mit Niall im Hintergrund stand und ein paar Mädchen beobachtete.

„Hey", flüsterte mir plötzlich eine Stimme ins Ohr und wickelte die Hände um meine Taille.

„Hi, Louis", lachte ich und lehnte mich zurück.

„Du siehst verdammt heiß aus." Ich verdrehte die Augen und stupste ihn mit dem Ellbogen an.

„Ich mein es ernst, Kyla." Seine Stimme wurde ernst und er verstärkte seinen Griff, um mich fester an sich zu ziehen. Zuerst Lottie und dann noch das?

„Louis, hör auf!" Ich löste mich von seinem Griff und drehte mich um. „Was ist nur in dich gefahren?" Liam, der das Geschehen mitverfolgt hatte, zog eine Augenbraue in die Höhe und schüttelte den Kopf.

"Kyla, ich weiß, dass wir beste Freunde sind, aber seit einer Ewigkeit-", er stummte und legte die Stirn in Falten. „Hörst du mir überhaupt zu?" Er verfolgte mein Blick, als zeitgleich ein Geflüster durch die Runden ging.

„Was zur Hölle?", hörte ich jemanden laut sagen und dann war es plötzlich ganz still. Mein Herz raste mir im Brustkorb, als ich beobachtete, wie Harry mitten in der Menschenmenge stand und nach jemandem Ausschau hielt. Als sein Kopf in meine Richtung zuckte, erkannte ich, dass er nach mir gesucht hatte. Niemand lachte und niemand traute sich etwas zu sagen, während er auf mich zukam und sich durch die Haare fuhr, die zum erstem Mal nicht nach hinten gestylt waren und ihm ins Gesicht hingen. Ich hatte ihn schon mit den Tattoos auf den Armen gesehen, aber der Anblick jetzt, war mit nichts zu vergleichen. Die schwarze Farbe war nicht nur auf seinen Armen, sondern auf seiner Brust und an den Hüften. Mein Blick glitt hinunter auf seine schwarze Badehose und ich wusste, dass ich noch nie zuvor jemand so attraktives gesehen hatte. Seine Muskeln wurden im perfekten Winkel von der Sonne beleuchtet und die Mädchen, die auf der Party waren, erholten sich wieder von dem Schock und schnappten laut nach Luft.

„Hey" Harry blieb vor mir stehen und strahlte mich mit seinen grünen Augen an. Die Brille, die ihn täglich begleitete, hatte er diesmal zu Hause liegen lassen. Ohne zu überlegen, legte ich meine Arme um ihn und er zog mich enger an sich. Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten, merkte ich, dass meine Wangen nicht nur wegen der Sonne glühten.

„Du siehst anders aus" Ich biss mir auf die Unterlippe und erkannte, dass jeder Anwesender unserem Gespräch lauschte.

„Ich habe darüber nachgedacht", begann er „Ich meine über das, was du zu mir gesagt hast." Ich öffnete die Lippen, um etwas zu erwidern, wurde aber von einer anderen Stimme unterbrochen.

„Sie gehört mir Nerd." Louis legte plötzlich die Arme um mich und lachte auf. „Hast du wirklich geglaubt, dass Kyla wollte, dass du herkommst? Sie wollte sich nur über dich lustig machen und du bist darauf hereingefallen." Ein paar von Louis' Gefolgsleute lachten mit, während Harry einen Schritt zurücktrat und auf die Arme starrte, die um meine Taille lagen. Ich erkannte, dass er sich dachte, dass Louis Recht hatte und ehe ich ihm sagen konnte, dass es nicht der Wahrheit entsprach, wandte er sich von mir ab.

„Harry, warte!" Ich bohrte meine Fingernägel in Louis' Haut und als er seinen Griff lockerte, rannte ich los. 

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