Ich lag lange wach, nachdem Harry eingeschlafen war. Vielleicht eine Stunde oder auch drei, ich wusste es nicht genau.
Das Einzige, was ich wusste, war das Gefühl in meiner Magengegend, das sich immer weiter ausdehnte.
Ein kleiner Junge und eine alte Frau mit einer schrecklichen Fantasie.
Das Bild war in mein Gedächtnis geprägt.
Der Junge wimmerte, doch die Frau ließ nicht ab. Krumme Finger fuhren über den Körper des Jungen, tasteten jede Stelle ab. Ihre Augen glänzten, während sich ihr Körper automatisch näher an den Jungen schmiegte. Sie war so sehr auf seinen Körper konzentriert, dass sie die Tränen, die über die Wangen des Jungen kullerten, nicht wahrnahm. Sie hörte sein Weinen nicht, denn das Rauschen ihres Blutes war das Einzige, dass zu ihr durchdrang.
Und sie empfand Lust.
Es war lange her, seitdem sie solch eine zarte Haut berührt hatte. Es war ein Spiel, das sie immer wieder spielte. Ihre Opfer waren alle jung gewesen und sie holte sich erst ein Neues, bevor das Kind unter ihren Fingerspitzen zu alt wurde, um zu begreifen, was mit ihm geschah.
Und Harry wurde zu ihrem Lieblingsspielzeug. Sie liebte seine Augen. Liebte die Grübchen, die hervortraten, wenn er mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft spielte und es machte sie verrückt, dass er ihre Berührungen nicht genoss.
Sie wusste nicht, wann sie sexuelle Gedanken für Kinder entwickelt hatte, aber sie genoss jede Sekunde davon.
Während ihre krummen Finger sich um den Reißverschluss des Jungen vor ihr schlossen, stellte sie sich vor, wie er lachte und ihr seine Grübchen zeigte. Ihr stöhnen übertönte das Knirschen des Reißverschlusses und der Junge wimmerte laut. Doch sie hörte ihn nicht. Ihre Gedanken waren auf das Pochen zwischen ihren Beinen konzentriert.
Zitternd richtete ich mich auf und legte die Hand auf den Mund, um mein Schluchzen zu unterdrücken. Mein Herz schlug schwer, während meine Tränen über meine Wangen kullerten.
Ich wollte sie umbringen.
Und ich wollte alle anderen umbringen, die Harry je beleidigt hatten.
Er war so stark. Der stärkste Mensch, dem ich je begegnet war.
Er war durch die Hölle gegangen. Hatte Dinge erlebt, die man nicht laut aussprechen wollte und er hatte sich mir anvertraut.
Ich wimmerte und legte meine zitternde Hand auf seine Wange. Er schlief tief und fest, sein Arm um meine Taille gewickelt und sein Bein zwischen meine geschoben. Unbewusst legte ich mich wieder ins Bett und legte meine Lippen auf seine Stirn.
Wie hatte er es je geschafft über solch eine Erfahrung hinwegzukommen und sein Leben weiterzuführen?
Meine Lippen fanden seine Wange.
Seine Nasenspitze.
Sein Kinn.
Seinen Hals.
Den Rand seiner Lippen.
Er hatte mir versichert, dass er sich nur an Bruchstücke erinnern konnte und nicht mehr an seine Vergangenheit dachte, aber ich konnte nicht anders, als mir ständig vorzustellen, wie hilflos er der Frau ausgeliefert gewesen sein musste.
„Kyla?" Verwirrt öffnete Harry die Augen und als er meine Tränen sah, hob er sofort den Kopf an. „Was ist passiert?" Seine Hände fanden meine Wangen, doch ich brachte kein Wort heraus. Das Schluchzen, das ich unterdrückt hatte, fiel aus meinem Mund und plötzlich war ich ein lautes zitterndes Bündel in seinen Armen.
„Ich liebe dich", keuchte ich. „Ich liebe dich so sehr." Ohne etwas zu erwidern, legte Harry seine Lippen auf meine und zog mich näher an sich.
„Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen." Mein Gesicht fand den Platz zwischen seinem Gesicht und seinem Hals, während er mir sanft durch die Haare fuhr.
Wir lagen eine halbe Ewigkeit wach und als meine Augen schwer wurden und mich langsam die Dunkelheit einholte, hörte ich ihn leise flüstern.
„Du bist alles, was ich brauche."
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Für meine alten Leser: Ich habe das Kapitel umschreiben müssen, um eine Handlungslücke zu schließen --> Der Grund, wieso Harry so war, wie er war, wurde damals nie erwähnt.
NERD hat fast die 1.4 Millionen Leser! Ich kann es nicht fassen! Danke ♡
harrystic
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Nerd
Teen FictionGegensätze ziehen sich an, sagte man. Und genau das war auch das passende, was man bei Kyla Smith, der beliebtesten Schülerin der Schule und Harry Styles, dem Versager der Schule, sagen konnte. © harrystic, 2013