Stille.
Nachdem Finn seinen Auftritt hatte, sagte niemand ein Wort.
Die Uhr an der Wand tickte laut und die Gänsehaut auf meiner ließ mich erschaudern. Das Atmen fiel mir schwer und unzählige Fragen hingen auf meinen Lippen.
„Oh." Mein Blick huschte sofort zu meiner Mutter, die wie erstarrt auf demselben Fleck stand und sich plötzlich auf die Knie fallen ließ. Ich beobachtete in Zeitlupe, wie die starke Frau kaputt ging und schluchzte.
Sofort rannte ich auf sie zu und ließ mich vor ihr nieder. Meine Arme wickelten sich um ihren Körper.
„Es wird alles wieder gut werden", flüsterte ich, obwohl ich wusste, dass es eine Ewigkeit dauern würde, bis irgendetwas wieder gut wurde.
„Harry", schluchzte meine Mutter leise. „Kannst du Kyla bitte wegbringen?"
„Mom! Ich lasse dich nicht alleine", schrie ich entsetzt.
„Ich möchte nicht, dass du mich so siehst." Ich schüttelte den Kopf, während meine Mutter mir einen Kuss auf die Stirn platzierte. „Bitte, Kyla."
All diese Schmerzen und nichts glich dem, als ich die Tränen in den Augen meiner Mutter sah.
„Mom-", begann ich, wurde jedoch von Anne unterbrochen.
„Ich werde mich um deine Mutter kümmern." Nach einem letzten Blick auf die Gestalt meiner Mutter, die mich durch ihre Tränen anlächelte, nickte ich. Starke Arme packten mich von hinten und zogen mich wieder auf die Beine.
„Ich hasse es, dich traurig zu sehen", sagte Harry, als wir in seinem Auto saßen.
„Ich wünschte, alles wäre anders zwischen Finn und mir gelaufen." Harry verschränkte seine freie Hand mit dem Meinen und führte es anschließend an die Lippen. „Wohin fahren wir?", fragte ich nach einer Weile und starrte aus der Windschutzscheibe.
„Es ist zwar nicht der beste Zeitpunkt, aber ich möchte, dass du an etwas anderes denkst." Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen, erwiderte jedoch nichts darauf. Wenige Minuten später stellte Harry das Auto neben der Straße ab und warf mir ein breites Lächeln.
„Was ist los? Wieso halten wir an?" Doch als meine Augen an etwas hinter seiner Gestalt haften blieben, schnappte ich laut nach Luft. „Harry ist das .."
Er nickte. „Willkommen zu Hause."
Zitternd schnallte ich mich ab, stieg aus dem Auto und trat auf die ersten Pflastersteine. Vor meinen Füßen lag meine Zukunft. Die Zukunft meiner Familie.
Augenblicklich hatte ich ein Bild vor Augen, wie meine Kinder auf der Wieso spielten, während Harry und ich auf der Veranda saßen und an unserem Tee nippten. Die Vorstellung war so real, dass ich leicht zuckte, als Harry die Arme um meine Taille wickelte.
„Gefällt es dir?"
„Es ist perfekt, Harry."
Harry brauchte nur einen Moment, um den Schlüssel aus seiner Hosentasche zu ziehen und uns in das Haus hineinzulassen. Ich wurde sofort mit dem Geruch von frisch gestrichenen Wänden begrüßt.
„Dein Vater ist sehr großzügig, Harry", bemerkte ich, als ich die moderne Einrichtung im Wohnzimmer sowie die elektronischen Geräte in der Küche musterte.
„Er wollte nur das Beste für uns." Mein Lächeln wurde von Raum zu Raum immer breiter und als Harry die letzte Tür öffnete, traten wir in ein leeres Zimmer.
„Das wird das Zimmer von unserer Tochter."
„Du bist dir ziemlich sicher, dass es ein Mädchen wird." Ich trat einen Schritt auf ihn zu und fuhr mit den Fingern durch seine Haare. Seine Mundwinkel zuckten in die Höhe, als er nickte.
„Es wird ein Mädchen." Ein Kichern rollte über meine Lippen. „Ich wollte, dass wir das Zimmer gemeinsam einrichten und uns über die Farbe der Wände streiten." Meine Lippen fanden binnen Sekunden die Seine und ein leichtes Seufzen fiel aus seinem Mund.
„Ich will zehn weitere Kinder", murmelte er, während er mich an den Schultern packte und leicht gegen die Wand drückte. „Ich will mit dir alt werden." Seine Lippen wanderten zu meinem Nacken und ich hob den Kopf an, damit er leichteren Zugang hatte.
„Zehn Kinder", murmelte ich und ließ die Augen zu flattern.
„Wärst du nicht schwanger, würde ich dich jetzt hier auf dem Boden lieben." Harrys Küsse wurden immer wilder, während seine Hände über meinen Hintern strichen.
Und genau in diesem Moment entschied sich mein Magen dazu, laut zu protestieren. Lachend entzog sich Harry mir und lehnte seine Stirn an die Meine.
„Da hat jemand einen Hunger."
„Nein", keuchte ich und presste meine Lippen erneut auf die Seine, doch statt mich zurück zu küssen, trat er einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf.
„Wir sorgen erst dafür, dass du etwas isst. Ich will meine Frau und mein Kind nicht hungern lassen."
Meine Frau. Mein Atem stockte und meine Wangen begannen zu schmerzen, als ich so breit lächelte, wie noch nie.
Ich folgte Harry aus dem Haus und ließ meine Augen noch ein letztes Mal über die Veranda huschen.
„Wo willst du essen-" Der Klingelton meines Handys unterbrach Harry und kichernd nahm ich den Anruf entgegen.
„Ja?" Ich lachte in den Hörer als Harry die Augen verdrehte.
„Hätte ich gewusst, dass du so glücklich darüber sein würdest meine Stimme zu hören, hätte ich früher angerufen." Meine Haare sträubten sich, als ich erschrocken die Augen aufriss.
„Finn", knurrte ich und Harry trat sofort einen Schritt auf mich zu und deutete sofort auf das Handy, damit ich es ihm überreichen konnte.
Anstatt Harry das Gerät zu geben, knurrte ich laut. „Hör mit deinen Spielchen auf, Finn! Werde erwachsen."
„Ich fange erst richtig damit an", hauchte er lachend in den Hörer. „Ich werde dich fertigmachen, Kyla. Zuerst werde ich dir Harry wegnehmen und inzwischen muss dir schon klargeworden sein, zu was ich alles fähig bin. Danach ist das Monster an der Reihe. Du wirst mich anflehen. Mich auf den Knien darum betteln, dein Leben zu verschonen, aber ich werde nicht aufhören. Genieß die nächsten Tage, sie sind nämlich die letzten." Dann legte er auf und das Letzte, woran ich mich erinnerte waren Harrys Arme, die mich auffingen, als ich zu Boden glitt.
DU LIEST GERADE
Nerd
Teen FictionGegensätze ziehen sich an, sagte man. Und genau das war auch das passende, was man bei Kyla Smith, der beliebtesten Schülerin der Schule und Harry Styles, dem Versager der Schule, sagen konnte. © harrystic, 2013