34. Kapitel

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Kylas POV

Ich zog mir seufzend die Bettdecke über den Kopf, als ich das laute Vibrieren meines Handys auf dem Nachtkästchen hörte. Als ich es nicht noch länger ignorieren konnte, streckte ich die Hand aus und nahm den Anruf entgegen, ohne auf den Anrufer zu blicken.

„Hallo?", krächzte ich verschlafen und hielt meine Augen mit Mühe offen.

„Kyla?", keuchte jemand panisch in den Hörer und ich sprang sofort auf die Beine.

„Gemma, was ist passiert?" Während ich ihrem Schluchzen zuhörte, klemmte ich mein Handy zwischen meinem Ohr und meiner Schulter und begann mich umzuziehen.

„Gemma?", wiederholte ich, während mein Herz immer schneller schlug.

„Du musst sofort herkommen." Kaum hatte sie gesprochen, schon beendete sie den Anruf und ließ mich verwirrt zurück.

„Eleanor." Ich stupste sie leicht an und als sie meinen Gesichtsausdruck sah, stieg sie sofort aus dem Bett.

„Was ist los? Hast du dir weh getan?" Besorgt beäugte sie meine Gestalt und seufzte erleichtert auf, als ich mit dem Kopf verneinte.

„Gemma hat angerufen", erwiderte ich und ließ die ersten Tränen fallen. „Ich weiß nicht was, aber es ist etwas Schreckliches passiert, Eleanor."

„Ich rufe Louis an." Sie griff nach dem Handy, während ich mich fertig umzog. Ich hörte Eleanor im Hintergrund Louis die Situation erklären, doch meine Gedanken kreisten um Harry und die Tatsache, dass ich nicht bei ihm war.

„Er ist auf dem Weg", gab Eleanor Bescheid und ich wartete darauf, dass sie sich umzog und wir stillschweigend aus dem Haus traten.

Nach gefühlten Stunden stieß ich einen lauten Seufzer aus, als ich die Scheinwerfer in der Dunkelheit erkannte und verlor keine Zeit in das Auto zu steigen, ehe Louis komplett abbremsen konnte.

Nachdem Eleanor auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, fuhr Louis los. Wir rasten durch die Straßen und ich legte die Hände auf meinen Bauch. Als wir wenige Minuten später vor dem Haus anhielten, sprang ich aus dem Auto und rannte ohne zu Klopfen in das Haus.

„Gemma?", schrie ich und blieb abrupt im Wohnzimmer stehen. Meine Augen weiteten sich, als meine Knie plötzlich die Funktion verloren. Anne und Gemma saßen weinend auf dem Boden, doch was mir am meisten den Atem verschlug, war die Gestalt, die auf der Couch lag.

„Harry?" Eleanor schnappte laut nach Luft, als sie hinter mir zum Stehen kam und legte mir ihre zitternde Hand auf die Schulter.

„Harry", wiederholte ich und schluchzte laut auf. Er rührte sich nicht und blieb mit geschlossenen und blutüberströmtem Gesicht liegen. Ich erkannte die Platzwunde an seiner Lippe, sah die blauen Flecken auf seiner nackten Brust.

Meine Füße trugen mich näher an ihn heran und ich ließ mich neben Gemma zu Boden fallen. Ich streckte meine zitternden Hände aus, doch wusste nicht, wo ich ihn berühren sollte. Jede Körperstelle schien verletzt zu sein.

„Zwei Männer haben ihn angegriffen", erklärte Gemma. „Hätte ich die Schreie nur etwas früher bemerkt." Ihr Körper zitterte, als sie leise heulte. Im Hintergrund hörte ich Louis mit der Polizei reden.

Ich wusste sofort, wer ihm das angetan hatte und ich wünschte, ich hätte mich nicht in ihn verliebt und ihn von den Schmerzen befreit.

Anne flüsterte Gemma etwas zu und half ihr sich aufzurichten. Wenig später war ich alleine im Raum und nahm Harrys Hände vorsichtig in die Meine. Meine Lippen strichen sanft über jede Hautstelle und ich hörte, wie mein Herz in tausend kleine Stücke zerfiel.

„Bitte mach die Augen auf", bettelte ich und biss mir auf die Unterlippe, um nicht laut zu schluchzen. „Es tut mir so leid, Harry." Tränen nahmen kein Ende mehr.

„Es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen habe. Es tut mir leid, dass ich dich nicht nach deiner Meinung gefragt habe, als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin. Und am meisten tut mir leid, dass ich dir nicht gesagt habe, dass ich das Kind behalten habe. Unser Kind, Harry." Ich führte seine schlaffe Hand auf meinen flachen Bauch und lehnte die Stirn auf die Couchkante.

„Du hast das Kind behalten?" Mein Kopf zuckte nach oben und mein Herz hörte auf zu schlagen.

„Harry", kreischte ich und legte meine Hände sanft auf seine Wangen. Dann nickte ich heftig und schenkte ihm ein leichtes Lächeln.

„Ich liebe dich", keuchte er, als sein ganzes Gesicht strahlte und er all seine Schmerzen ignorierte und mich plötzlich an sich drückte. „Ich liebe dich so sehr."

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