30. Kapitel

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Kylas POV

Als ich mich wieder zu den anderen stellte, waren die Tränen auf meinen Wangen getrocknet und gaben nicht preis, was vor wenigen Minuten passiert war.

Ich zwang ein Lächeln auf die Lippen und legte meine Hand vorsichtig auf Harrys Schulter, der sofort lächelnd aufblickte. Als er jedoch erkannte, dass mein Lächeln nicht von Herzen kam, richtete er sich auf und legte die Hände um mein Gesicht.

„Was ist passiert?" Besorgt beugte er sich zu mir herunter und wartete ungeduldig auf eine Antwort. Perrie, die ebenfalls bemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte, stellte sich zu uns.

„Du siehst blass aus, Kyla."

„Mir geht es gut", murmelte ich und blinzelte die Tränen weg. Meine Kehle schnürte sich zusammen und plötzlich hatte ich das starke Bedürfnis, mich zu übergeben. „Ich brauche nur etwas frische Luft."

„Ich komme mit", erwiderte Harry sofort, doch ich schüttelte den Kopf. Ich brauchte Zeit für mich alleine, um meine Gedanken zu ordnen.

„Kyla", murmelte Harry und als er merkte, dass ich wirklich nicht wollte, dass er mich begleitete, seufzte er auf. „Fünf Minuten, ja?" Er platzierte einen sanften Kuss auf meine Stirn.

Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, wickelte ich meine Arme um meinen Bauch und nahm einen tiefen Atemzug. Während ich mit den Gedanken noch bei Niall war und versuchte, der Übelkeit zu entkommen, bildeten sich leichte dunkle Flecken vor meinen Augen. Das Tageslicht wurde plötzlich langsam immer dunkler, als hätte jemand die Sonne vom Himmel gerissen und mein ganzer Körper begann zu zittern.

„Geht es Ihnen gut?" Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Gestalt wahr, während der Lärm der Autos auf der Straße immer leiser wurde.

Ich lächelte sanft, wollte der alten Frau versichern, dass es mir gut ging, doch ehe ich noch etwas tun oder sagen konnte, verlor ich das Gefühl in den Beinen und tauchte in die Dunkelheit.

***

Verwirrt stöhnte ich auf, als mich ein Schmerz durchzog. Meine Hand fand sofort den Weg auf meinen Hinterkopf und ich spürte, die leichte Beule, die sich gebildet hatte.

„Sie wacht auf." Stimmen ertönten und ich kniff die Augen fest zusammen, um diese sofort wieder auszuschalten. Der Schmerz in meinem Kopf war so unerträglich, dass ich Angst hatte, die Augen zu öffnen.

Erst jetzt spürte ich, dass jemand meine freie Hand fest im Griff hatte.

„Kyla?"

„Sagt den Ärzten Bescheid!"

„Hört sie uns?"

Alle Anwesenden im Raum schienen nicht zu realisieren, dass ich starke Schmerzen hatte und als ich den Lärm nicht mehr länger aushielt, öffnete ich die Augen und fand mich im Krankenhaus wieder.

„Harry." Sein Name rollte automatisch über meine Lippen und ich spürte das starke Ziehen in meinem Brustkorb, als ich ihn neben mir sitzen sah. Seine Hand strich sanft über meinen Handrücken, als er mich anlächelte.

„Ich bin hier." Neben ihm saß Eleanor mit Tränen in den Augen. Dahinter konnte ich meine restlichen Freunde ausmachen.

„Kyla?" Mein Kopf zuckte in die Richtung der Stimme und ich hatte erneut das Gefühl, mich übergeben zu müssen.

„Niall, bitte geh." Sein Gesicht verzog sich und nickend trat er aus dem Zimmer. Und auch wenn er mich im Glauben lassen wollte, dass er gegangen war, konnte ich seine blonden Haare neben dem Türrahmen ausmachen.

Ich war wütend auf ihn. Sehr wütend, aber ich wusste, dass ich ihn nicht so leicht aufgeben würde. Er hatte eine Menge zu erklären und wiedergutzumachen. Aber in diesem Moment wollte ich nur, dass diese blöden Kopfschmerzen verschwanden.

„Wo ist sie?" Schritte näherten sich dem Zimmer und kaum sah ich meine Eltern hineinplatzen, schon ließ ich den Tränen ihren freien Lauf. Mein Vater, den ich seit über drei Wochen nicht mehr gesehen hatte, stellte sich sofort zu mir ans Bett und nahm meine Hände in die Seine.

„Was machst du alleine mitten auf der Straße?", fragte meine Mutter besorgt und setzte sich an das Fußende meines Bettes.

„Frische Luft schnappen?", fragte ich zurück und ließ ein sanftes Lächeln auf meinem Gesicht erscheinen. Als ich die Augen von meiner Mutter zu meinem Vater wandte, erkannte ich, wie er Harry skeptisch musterte, jedoch keine Bemerkung über ihn machte.

„Mrs. Smith, ich bin Doktor Stranger." Ein alter Arzt marschierte in das Zimmer und mein Vater rückte sofort zur Seite, damit der Arzt mich untersuchen konnte. Seine Augen huschten kurz über die vielen Gestalten, ehe sie wieder auf meiner Gestalt haften blieben.

„Wie geht es Ihrem Kopf?", fragte er sofort und beugte sich leicht zu mir herunter.

„Ich habe leichte Schmerzen", log ich. Ich wollte nicht, dass sich meine Eltern noch mehr Sorgen um mich machten.

Der Arzt hob eine Augenbraue in die Höhe, als wusste er genau, was ich dachte und nickte. Danach notierte er etwas auf seinem Klemmbrett und blickte nach wenigen Sekunden wieder auf.

„Bis auf Ihren Kopf konnten wir nichts an Ihnen feststellen. Es ist aber sehr wichtig, dass sie in den nächsten Monaten Stress vermeiden." Er tätschelte meine Schulter. „Ansonsten geht es dem Kleinen sehr gut."

Jemand schnappte nach Luft. Ein anderer ließ das Handy fallen und Niall steckte mit weit aufgerissenen Augen den Kopf wieder in den Raum.

„Dem Kleinen?" Mein Vater war der Erster, der seine Stimme wiederfand.

„Ihre Tochter ist schwanger, Mr. Smith."

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