28. Kapitel

23.3K 1.2K 63
                                    

Verwirrt drängte ich mich durch die Menge im Gang durch und starrte auf Nialls Hinterkopf, der im Eiltempo in einem Klassenzimmer verschwand. Nichts ahnend trat ich ebenfalls in den Raum und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen.

„Niall?", fragte ich vorsichtig und starrte auf das Gesicht meines Sandkastenfreundes. Seine Haltung war angespannt. So, als hätte er fast Angst vor meiner Reaktion.

Nach gefühlten Stunden seufzte er laut auf und sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

„Du und Harry?" Überrascht riss ich die Augen auf.

„Niall, du weißt doch davon Bescheid", merkte ich an und erinnerte mich sofort an den Schulball. „Ich dachte, dass du über Sarah reden möchtest." Etwas huschte über seine blauen Augen, doch ich konnte nicht den Finger darauflegen.

„Sarah", murmelte er und wich meinem Blick aus. Seine Hände zitterten.

„Ich bin dir nicht böse, Niall. Du wolltest, dass sie dich wirklich mag." Kaum rollten die Worte über meine Lippen, schon schüttelte er den Kopf. Und da erkannte ich, dass ich mehr als nur danebenlag.

„Es gehörte alles zum Plan, Kyla." Erschrocken trat ich einen Schritt zurück. „Finn ist ein Genie. Er wusste genau, dass es dir das Herz brechen würde, wenn du mitbekommen würdest, wie Sarah mit mir spielt. Und es fiel ihm sehr leicht, Harry davon zu überzeugen, mitzumachen." Tränen füllten sich in meinen Augen. Vielleicht hätte ich den Verrat von jedem anderem erwartet. Aber nicht von Niall.

„Wieso, Niall. Wieso hast du Finn geholfen?"

„Es tut mir so leid, Kyla." Er wich meiner Frage aus und trat einen Schritt auf mich zu. Dann einen weiteren.

„Fass mich nicht an", sagte ich sofort, als ich merkte, dass er die Hand nach mir ausstrecken wollte. Schmerz huschte über seine Augen.

Ich verstand es nicht. Wieso war Finn so besessen darauf, mein Leben zu zerstören? Hatte ich das wirklich verdient?

„Ich habe dich nie richtig als einen Freund betrachtet", begann ich und trat einen weiteren Schritt zurück, um den Abstand zwischen uns zu vergrößern. „Du warst nämlich mein kleiner Bruder. Der niedliche Bruder, den ich nie hatte. Ich hätte alles für dich getan, aber du hast nur darauf gewartet, das Vertrauen, dass ich in all den Jahren aufgebaut habe, zu zerstören." Erst als ich die Lippen wieder geschlossen hatte, merkte ich, wie die Tränen über meine Wangen kullerten.

Ich würdigte Niall keinen weiteren Blick. Wandte mich von ihm um, fuhr mit dem Handrücken über meine Augen und rannte aus dem Klassenzimmer.

NerdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt