Ich schlich den Flur entlang und zückte mein Handy. Darauf war eine Art App installiert, die wie eine Wärmebildkamera funktionierte. Also drehte ich mich langsam im Kreis und schaute, wo genau der oder die Mensch/ -en im Haus waren. Eine einzige menschliche Wärmequelle vernahm ich unten in der Stube. Das tippte ich in mein Handy ein und schickte es per SMS an die anderen. Manchmal kam ich mir ja auch vor wie im ersten Weltkrieg. Cyanchlorid, das war echt einfallslos – aber effektiv. Durch das Cyanchlorid, welches in meinem kleinen Fläschchen, welches ich noch bei mir hatte, befand sich komprimiertes Chlorcyan. Ich fuhr mit meinen Fingern um die Flasche. Es gibt Menschen, die sind in solchen Situationen total aufgeregt – und deswegen ungeeignet, da man sich dann nicht mehr so konzentrieren kann. Bei mir ist es so, dass ich in solchen Situationen besonders konzentriert wirke. Ich kann mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit bestätigen, dass es bestimmt niemanden auf der Welt gibt, der mit einer leicht verschlossenen Flasche komprimierten tödlichen Gases total entspannt bleibt und sich denkt: „Ach, und wenn schon.". Wenn es so wäre, wäre das äußerst merkwürdig und dann hätte die Person bestimmt einen Fehler in ihrem Überlebenstrieb. Und während ich oben stand und nachdachte, hörte ich es auch schon klingeln. Man konnte hören, wie sich unten die Stubentür öffnete und eine einzige Person durch den Flur zur Haustür schlich. Das war mein Moment, ich wusste es. Ich drückte auf einen kleinen Schalter, den Slayer für mich an diesem High-Tec-Fläschchen angebracht hatte. Er sorgte dafür, dass die Temperatur innerhalb des Fläschchens auf 12,9°C reduziert wurde, damit das Gas seine flüssige Form annahm. Ich spürte, wie es etwas kälter in meiner Hand wurde und schon ging ich unglaublich leise die Treppen hinunter, während die Person an der Tür von Slayer zu einem Gespräch gezwungen wurde. Als ich dann endlich unten war und mich versichert hatte, dass ich nicht bemerkt worden war, ging ich seelenruhig in die Stube und holte das Fläschchen aus der Tasche. Ich ließ mich jenseits der Tür nieder, sodass man mich nicht sehen konnte, wenn man von der Haustür aus zurückkam. Schnell zog ich mir Latexhandschuhe über und zog den Mundschutz über mein Gesicht, für den Fall, dass etwas schief gehen sollte. Anschließend öffnete ich sehr vorsichtig das kleine Behältnis und goss den Inhalt, der nun auch mit Blausäure versetzt war, augenblicklich in den heißen Tee, der dort auf dem Tisch stand. Natürlich fing alles sofort an zu dampfen und die Klimaanlage war schon ausgestellt, damit keine neue Luft hinzukam beziehungsweise die nun verseuchte Luft gereinigt werden konnte. Immer mehr breitete sich das Gas aus und ich spürte schon, wie sich meine Lungen beengten, obwohl ich glaubte, dass dies nur Einbildung war. Ich gab Slayer, der noch an der Tür stand ein Zeichen, der daraufhin sofort das Gespräch beendete und ich nach oben rannte, um das Weite zu suchen. Oben angekommen, riss ich das Badfenster auf und kletterte ein Stück, doch aus den letzten zwei Metern Höhe sprang ich nur noch und rollte mich auf dem Rasen ab. Slayer kam um die Ecke und half mir hoch. „Alles cool?", fragte er. Ich nickte. „Komm, wir hauen ab."
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Frozen Love
RandomDie merkwürdige Geschichte von ungeklärten Gefühlen, zwei Auftragskillern und einer feindlichen Übernahme. Danke für über 500 Reads! Love you ❤️