Kapitel 39

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Niemand fragt sich, was in den zwanzig Minuten passiert, die erforderlich sind um vom Ort des ersten Kusses in irgendein Separee zu gelangen. Was macht man denn da? Redet man? Muss man wohl. Worüber?

Als wir aus der Straßenbahn ausgestiegen waren, wussten wir beide, dass es noch einige Zeit dauern würde, bis wir bei mir zuhause ankamen. Vielleicht war bis dahin die gesamte Spannung schon wieder verflogen. Wer konnte das wissen? Ich spürte wie sich unsere Finger ineinander verhakten als wir die Straße entlangliefen. Manchmal tritt bei mir diese merkwürdige Situation auf, dass ich extrem Lust habe irgendwas Verrücktes zu tun. Genau in diesem Moment kamen wir an einer Turnhalle vorbei. Ich sah ihn an. Er mich. „Ich hab eine Idee.", sagte ich. Ob er mich deswegen für verrückt erklärte, war mir relativ egal.

Wir liefen herum und öffneten den Notausgang. Ich kannte jeden Zentimeter dieser Turnhalle. Früher hatte ich hier immer trainiert und abgesehen davon war ich auch auf der Grundschule gewesen, zu der sie gehörte.

Es war so unglaublich leise, denn logischerweise war niemand außer uns dort. Man hörte nur das Knarren des Parkettbodens, über den wir liefen. Und Atmen. Schnelles Atmen. Direkt vor einer dieser gepolsterten Wände blieb ich stehen. Drehte mich herum. Sah ihn an.

Gerade, als er mir näher kommen wollte, drückte ich den Griff zum Öffnen des Geräteraumes hinein und das Tor öffnete sich. In seinen Augen sah ich, dass es für ihn gar nicht so verrückt zu sein schien. Ich hatte ja auch keine Ahnung, wo er sonst bis jetzt so rumgemacht hatte. Vielleicht war eine Turnhalle ja nicht gerade das höchste der Gefühle. Vielleicht war er schon in Autowaschanlagen oder auf einem Kreisverkehr oder sonst irgendwo gewesen.

Dann lief ich rückwärts und ließ meinen Blick nicht von ihm. Er tat es mir gleich und überraschenderweise machte mich das nicht im Geringsten nervös. Doch er war so schnell, war immer näher an mir dran. Schließlich stieß ich mit dem Rücken an einen Mattenwagen, der daraufhin gegen die nicht so weit entfernte Wand prallte.

Gegen den Wagen gelehnt stand ich da und Slayer ließ sich diese Gelegenheit nicht lange entgehen. Er fragte nicht, ob es okay sei. Er zweifelte nicht an, dass es das Richtige war, was wir taten. Nein, er handelte einfach. Später könnten wir es immer noch bereuen. Dann spürte ich seine warme Hand an meiner Taille und die Nähe seines gesamten Körpers. Ich fühlte, wie er mich stärker an die Matten drückte. Dann ließ es sich nicht mehr unterbinden. Wir mussten uns einfach küssen.

Und nicht nur das.

Es waren andere Küsse. Da war nicht mehr dieses leicht-unsichere und zärtliche Gehabe. Was nicht bedeutet, dass ich das als schlecht empfand. Nun war es voller Verlangen und unglaublich intensiv. Ich wollte nie wieder meine Augen öffnen, sondern nur noch fühlen.

Plötzlich hob er mich hoch und setzte mich auf ein Pferd, direkt neben dem Mattenwagen. Trotzdem waren wir noch auf Augenhöhe. Das erste Mal, dass ich sie wieder öffnete. Ihn vor mir sah, mit seiner unbeschreiblichen Anziehung. Seine Hände fuhren auf der Oberseite meiner Beine entlang, immer höher und damit verpasse er mir so eine Gänsehaut. Dann umfasste er den Saum meines T-Shirts und eine Sekunde später hing es irgendwo über einem Reck oder Barren. Es interessierte mich nicht.

Dasselbe tat ich mit seinem Pullover. Wieder offenbarte sich mir das Bild von einigen Tagen zuvor. Wieder küssten wir uns. Unsere Zungen berührten sich und ich wünschte mir, dass es nie wieder endete. Dann spürte ich seine Hände an meinem Hosenbund und merkte, wie sich der Knopf zu öffnen begann – schon lag sie auf dem Boden. Schnell rutschte ich vom Pferd herunter und tat das Gleiche mit ihm.

Wie konnte man nur so einen perfekten Körper haben?

Wieder zurück zur Wand. Ich kletterte auf den Mattenwagen und er folgte mir. Nun saßen wir da. Konnten uns aber nicht lange ansehen, weil uns schon wieder das Gefühl überkam, dass das verschwendete Lebenszeit wäre. Man könnte sie zum Beispiel viel besser damit verbringen, dass man sich näher kam, voller Leidenschaft miteinander verschmolz und auch noch die letzten Kleidungsstücke mit dem Boden bekanntmachte.

Ich wollte ihn nie wieder gehen lassen. Er war so viel besser als Andre. So unglaublich viel besser. Wieder streifte er sanft mit seinen Fingern über meinen Körper. Dann beugte er sich über mich und begann wieder damit mich leidenschaftlich zu küssen. Währenddessen fuhr ich mit meinen Fingernägeln über seinen gesamten Rücken, ohne ihm weh zu tun.

Als ich meine Augen öffnete, sah ich wie riesig seine Pupillen waren. Ein Zeichen von Erregung?

Es war nicht nötig gewesen, noch irgendetwas zu sagen. Also hielt ich meine Klappe, was mir ehrlich gesagt sehr schwer fiel.

Slayer drückte mich in die Matte, was trotz seiner Krafteinwirkung angenehm war.

Ich konnte und wollte ihm auch gar nicht widerstehen. Er trieb mich in den Wahnsinn. 

Frozen LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt