Kapitel 14

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Diesen Abend war ich wieder allein zuhause und wieder hatte mich Slayer begleitet. Da wir aber ziemlich geschafft waren und schon letztes Mal gemerkt hatten, dass wir nach einem Mord nur Scheiße fabrizieren, hielten wir es beide für besser, wenn wir uns später wieder sehen würden. Nun, da ich alleine zuhause war, dachte ich schon, dass meine Eltern früher zurückkämen, doch das war weit gefehlt. Denn der weiße Mitsubishi, der da vorfuhr, war keineswegs das Auto meines Vaters, sondern das von Vince. Ich überlegte, so zu tun, als wäre keiner da, da er mich garantiert wegen des Ignorierens seiner Nachrichten zur Rede stellen wollte. Schlagartig stellte ich das Licht aus und schlich so leise wie möglich die Treppe hinauf. Jedoch stand unten eine Glastür vom Garten zum Lüften offen, was er wohl mitbekommen hatte, denn aufeinmal hörte ich Schritte unten. Ich unterdrückte es, zu atmen. Im selben Moment hörte ich, wie sich seine geschätzten hundert Kilo (ich bin ein grausamer Mensch) die Treppe hinauf schleppten. Wie konnte er nur wissen, wo ich war? Mit einem lauten Scheppern flog die Tür auf und mit einem Grinsen, das dem Clown von SAW ähnelte, trat er in mein Zimmer hinein, geradewegs auf mich zu. „Oh, hallo.", sagte ich und probierte den Schock zu unterdrücken. Ja, ich weiß, ich töte Menschen und versetze ihnen den größten Schock, indem ich eines Tages wie der Sensenmann dort auftauche, aber das war etwas anderes. Ich traute diesem Psycho mittlerweile alles zu. Was ich vorher nämlich nicht erwähnt hatte, war, dass er manchmal sehr schnell wütend wurde und mir ernsthaft schon öfter wehgetan hatte. Er war größer und stärker als ich und bestimmt war es die ganzen zwölf Male nur Spaß gewesen als er meine Hände und Finger zusammendrückte, quetschte und irgendwelche schmerzhaften Druckpunkte an mir ausprobierte. „Hallo, Schatz. Wieso antwortest du nicht mehr auf meine Nachrichten?", fragte er energisch. „Ach ja, ich wollte lieber persönlich mit dir darüber reden.", sagte ich. „Worüber denn?", wollte er wissen. Ich schluckte, erinnerte mich aber anschließend, dass ich schon schlimmere Situationen gemeistert hatte, wie zum Beispiel die letzte Chemie-Klassenarbeit. „Nun ja. Ich finde unsere Beziehung hat keinen Sinn mehr. Ich liebe dich nicht mehr und es gibt zu viele Dinge, die mich an dir stören, als dass ich dich noch lieben könnte. Es tut mir leid für dich, aber ich kann und möchte das nicht mehr. Abgesehen davon bin ich nicht dein kleines Spielzeug, das du zu Dingen zwingen und beeinflussen kannst, also ja. Es ist vorbei. Verlass jetzt bitte sofort mein Haus und lass mich in Frieden. Es gibt keine Art, auf die du mich noch umstimmen könntest." Wow, das war hart, aber ehrlich. Wenigstens das. Ich sah für zwei Sekunden seinen geschockten Gesichtsausdruck, der sich dann in Ärgernis transformierte. Da es nun keinen Weg mehr gab, mich umzustimmen, gab es wahrscheinlich nur noch eine Möglichkeit für ihn. Noch bevor ich reagieren konnte war seine Faust in meinem Gesicht gelandet. Ich spürte, wie ein gewisser Druck begann, sich auf mein linkes Auge zu konzentrieren. „Was soll das?", schrie ich und versetzte ihm einen Schlag in seine verdammte Magengrube. „Ist es jetzt schon so weit, dass wir uns prügeln müssen?", fragte ich. Er kam auf mich zu und ich spürte, wie sich seine Hände um meinen Hals legten. Dieser Dreckskerl wollte mich tatsächlich würgen. Irgendwas brauchte ich, um ihn abzulenken. Somit spuckte ich ihm ins Gesicht, griff nach hinten, riss mein Nunchaku vom Tisch und schlug damit auf seinen Schädel ein. Ich spürte, wie das noch warme Blut über seinen Kopf und auf meine Hand floss und er mir noch mit letzter Kraft selbst eins überzog, ehe er mit den Worten „Das wird noch ein Nachspiel haben, du Miststück!" verschwand. Fassungslos sank ich zusammen und glitt vorsichtig mit meinen Fingern über mein nun blaues Auge. Das zu überschminken würde die Hölle werden. 

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