Kapitel 37

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Für cRaiiN ;*

Er sagte nichts; sah mich nur an, von oben bis unten. Dann dachte ich an seinen Anblick ein paar Tage zuvor, als ich ihn geweckt hatte. Wie sehr wünschte ich mir diesen Tag zurück. Oder am besten den Tag, an dem ich ihn kennengelernt hatte. Ich hätte mich gleich da auf ihn einlassen sollen...keine weiteren Ausführungen.

Circles.

Gerade jetzt ging mir das Lied durch den Kopf. „Unser" Lied.

Ja, wir waren nicht zusammen, hatten aber ein Lied. Wieso auch nicht? Langsam wendete ich meinen Blick ab. Auf die Kirche, die vor uns war.

Wahrscheinlich hieß das „Nein". War okay, ich würde mir das nicht so zu Herzen nehmen. War auch nur einer dieser Typen. Also ging ich. Enttäuschend war das. Wo lag bitte der Unterschied, ob man jemanden dreimal oder viermal mit ein und derselben Person betrog? War doch eh alles scheiße – aber wenigstens keins meiner Probleme. Vielleicht würde ich einfach mal jemanden in der Straßenbahn anquatschen. Irgendwie hatte ich Lust auf neue Bekanntschaften. Da fiel mir ein, dass ich Slayer schon zum zweiten Mal hatte stehen lassen...war ich unhöflich? Vielleicht.

Da war sie auch schon, die Straßenbahn, in die ich sofort einsteigen konnte. Mir egal, wo sie hin fuhr. Plötzlich spürte ich, dass irgendetwas näher an mein Ohr kam. Doch ich drehte mich nicht um. „So leicht kommst du mir nicht davon.", flüsterte er.

Slayer?

„Was zum..." Dann legte er den Finger auf meine Lippen und bedeutete mir zu schweigen. Eines der wenigen Male in meinem Leben war ich wirklich bereit die Klappe zu halten. Dann spürte ich wie er mich mit sanftem Druck zu ihm herumdrehte. Er sah so verdammt heiß aus, wie er mich da ansah. Langsam strich er mit seinen Fingern von meinem Mund hinab zu meiner Taille und umfasste sie. Die andere Hand ließ er an meinem Gesicht verweilen. Ich sah ihm tief in die Augen. „Hättest du denn gar kein schlechtes Gewissen, wenn ich dich küssen würde, obwohl ich eine Freundin habe?" Leider ließ es sich nicht verhindern, dass ich Gänsehaut bekam, als er mit seinen weichen Fingern unter meinem T-Shirt an meiner Taille entlangstrich. „Das ist dein Problem, Schätzchen, nicht meins.", erwiderte ich. Er grinste. „Nein, ist es nicht." Ein verwunderter Blick meinerseits traf ihn. „Vielleicht habe ich ihr ja gesagt, ich Schluss mache." Meine Augen wurden groß und ich glaube, dass ich die Freude in meinem Gesicht trotz allem nicht verbergen konnte. „Hast du? Wehe du lügst mich an." „Soll ich es dir zeigen?" Er nahm seine Hand weg und vergrub sie in seiner Tasche. Schnell umfasste ich sie und schob sie wieder zurück an meine Wange. „Ist schon gut." Dann trat ich näher an ihn heran. Sein Herzschlag war schnell, das gefiel mir eigenartigerweise. „Seit wann schenkst du Menschen dein Vertrauen? Bist du nicht schon zu oft enttäuscht worden?" Seufzen. „Ich dachte mir, ich versuche es mal wieder – und jetzt küss mich endlich." Seine geraden Zähne blitzten vor mir auf, als er lächelte.

Schlagartig drückte er mich gegen eine dieser Plastikwände mit Werbung, die neben den Türen stehen. Diesmal war ich diejenige, die überraschend ausatmete. Sofort zog ich ihn näher zu mir heran. Normalerweise mochte ich das nicht an öffentlichen Plätzen, aber in diesem Moment war es mir so egal. Wir blickten uns in die Augen; zögerten den Moment hinaus.

Wir liebten beide diese Spannung, dieselben Momente. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen, als er meinen Hals küsste.

In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie einen Knutschfleck gehabt. Ist das nicht traurig? Menschen in meiner Klasse liefen täglich damit rum und gaben an.

Plötzlich hörte er auf und erwiderte grinsend: „So ich hab dich geküsst, ich geh jetzt." Ich kniff die Augen zusammen und zog ihn wieder zurück zu mir. „Das war noch kein richtiger Kuss, oder muss ich dir erst zeigen wie das geht?" Unsere Nasen berührten sich. „Ja, vielleicht wäre das besser. Bin schließlich etwas aus der Übung.", hauchte er. „Liebend gern" Meine Finger fuhren sanft über seine Haut, während wir uns näher kamen.

Irgendwann kommt dieser Punkt, an dem man die Augen einfach schließen muss. Seine Lippen waren so weich. Was hatte er vorher gegessen? Er schmeckte so nach Himbeere.

Kein Zentimeter trennte uns. Mittlerweile bekam ich Angst, dass wir wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses angeklagt würden. Erregung ist ein tolles Wort für dieses Vergehen. Wären wir zuhause gewesen oder sonst irgendwo, wo es nicht öffentlich war, hätten wir es vermutlich noch viel weiter kommen lassen. Ich spürte, dass er es wollte. Mich wollte. Und mir ging es nicht anders.

Verdammt. Aber doch nicht in der Straßenbahn.


Frozen LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt