Eigentlich sah es ganz gut dort aus. Oder zumindest der Teil, den ich erkennen konnte. Sie hatten einen Jacuzzi, ohne Mist. Ich würde alles dafür tun. Vielleicht sollte ich öfter herkommen. Vorausgesetzt, dass Slayer der lebende Grund dafür war. Wenn nicht, wäre das den Eltern gegenüber sicherlich schwer zu erklären gewesen.
Im Haus an sich roch es gut. Nach Waschmittel, Seife und irgendetwas anderem, aber angenehmen. Galt es nur noch irgendetwas zum Schlafen zu finden. Gerade als ich mich der Treppe näherte, da ich davon ausging, sein Zimmer befände sich oben, vernahm ich etwas im Augenwinkel. Sofort war ich angespannt und versuchte mich, trotz der Müdigkeit, auf das zu konzentrieren, was da geschah. Ein Schatten erschien an einer Tür, verschwand jedoch sogleich wieder. Das Zimmer links von mir, hatte den Anschein einer Küche. Langsam bewegte ich mich dorthin und suchte nach einem Messer. Zu meiner Freude hatten sie sehr viele davon. Ich schnappte mir das größte und gleichzeitig das, was am schärfsten aussah und begab mich zurück in den Flur.
Aus Erfahrung wusste ich, dass es keine gute Idee war, irgendwelche nachts im Haus herumirrenden Personen anzusprechen, da das meistens für einen von beiden Beteiligten nicht gut ausging. Was war denn, wenn seine Familie noch da war und schlief? Was hatte ich mir dabei gedacht? Ich war so eine Vollidiotin. Aber draußen war kein Auto zu sehen gewesen. Und hatte er mir nicht erzählt, dass sie bei Freunden oder im Urlaub oder so wären? Um mich selbst zu beruhigen, atmete ich tief ein und stieg langsam die Treppe hinauf, in der Hoffnung nicht gleich von hinten angegriffen zu werden. Ich war nicht darauf vorbereitet gewesen, wo zur Hölle war mein Mut geblieben? Sowas schafften doch wohl schon Vierjährige vom Mossad ohne sich in die Hose zu machen.
Oben angekommen, öffnete ich leise ein paar Türen, bis ich ein Zimmer mit einem Bett fand. Inzwischen hatten sich meine Augen an die Dunkelheit im Haus gewöhnt. Wieder startete ich einen Versuch ihn anzurufen. Plötzlich leuchtete etwas auf einer Art Couchtisch. Ich blendete das Knacken der Treppenstufen hinter mir aus und ging geradewegs auf das Telefon zu. Er hatte mich also tatsächlich unter Pichi eingespeichert. Wenn man mal so darüber nachdachte, klang das ganz schön dämlich.
Ich hörte ein Räuspern und drehte mich schlagartig um. Eine große, mit hoher Wahrscheinlichkeit männliche, Person stand in der Tür und ich konnte spüren, dass er mich ansah. Atmen war das einzige, das ich vernehmen konnte. Neben meinem Herzschlag, den ich versuchte relativ ruhig zu halten. Er ging einen Schritt auf mich zu. Ich entschloss mich, mich der Gefahr zu stellen. Andererseits konnte ich sowieso nicht flüchten. Im Kopf ging ich meine Alternativen durch. Wieder näherten wir uns.
Das Messer werfen.
Auf ihn einstechen.
Ihn schlagen.
Ihn bewusstlos schlagen und fliehen.
Nichts davon erschien mir gut genug. Doch er hatte sich sowieso schon entschieden. Wieder ging er auf mich zu, atmete nahezu provokant laut. Mittlerweile standen wir sehr nah aneinander. So nah, dass ich die Luft, die der ausatmete, sofort wieder in mir hatte aufnehmen können. Langsam erhob ich das Messer um weniger Zentimeter, doch er hielt mein Handgelenk fest. Der Geruch seines unglaublich guten Parfums fiel mir erst jetzt auf. Doch ich kannte es. Um sicherzugehen fuhr ich mit der Hand über seinen Oberkörper, spürte den weichen Stoff seines T-Shirts zwischen meinen Fingern. Auf einmal war mir gar nicht mehr so unwohl. Ich ließ das Messer aus der Hand gleiten und hörte, wie die Klinge auf dem Boden aufschlug. Seine intensiven Blicke durchbohrten mich auf eine angenehme Art und Weise. Als wären Jahre vergangen, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen hatten. „Hast du mich vermisst?", fragte er.
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Frozen Love
RandomDie merkwürdige Geschichte von ungeklärten Gefühlen, zwei Auftragskillern und einer feindlichen Übernahme. Danke für über 500 Reads! Love you ❤️